Mönchengladbach Missbrauch: Kein Geständnis vom Vater

Mönchengladbach · Der Mönchengladbacher (48), der sich seit zwei Tagen vor dem Landgericht unter anderem wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs verantworten muss, reagierte am Donnerstag nicht so, wie er zu Prozessbeginn versprochen hatte.

Wie entdeckt man, ob ein Kind missbraucht wird?
Infos

Wie entdeckt man, ob ein Kind missbraucht wird?

Infos
Foto: AP

Vollmundig hatte der korpulente Angeklagte durch seinen Verteidiger erklären lassen: Er wolle seiner Tochter die Zeugenaussage vor Gericht ersparen und ein Geständnis ablegen. Doch der 48-Jährige sagte gestern lediglich zur Person und zu seiner eigenen sexuellen Entwicklung aus.

Laut Anklage soll sich der Mönchengladbacher seit dem 6. April 2010 zwei Jahre lang mindestens 25-mal an seinem zehnjährigen Kind vergangen haben. Außerdem wird er beschuldigt, kinderpornografische Bilder angefertigt und über das Internet an "Gleichgesinnte" und später auch "an eine unbegrenzte Anzahl von Personen" weitergegeben zu haben. Zur Tatzeit war der Mann bereits geschieden. Die Eltern hatten für ihr einziges Kind ein gemeinsames Sorgerecht, wie der Angeklagte erklärte. An den vereinbarten Besuchstagen soll der Vater die angeklagten Taten begangen haben.

Hinweis einer Lehrerin

Schließlich wirft die Staatsanwaltschaft dem gelernten Datenverarbeitungs-Kaufmann noch Besitz von zahlreichen kinderpornografischen Schriften vor, die ein wirklichkeitsnahes Geschehen wiedergeben. Nach dem Hinweis einer Lehrerin, die inzwischen an einer Erkelenzer Schule unterrichtet, war der Angeklagte nach einer Fahndung im Internet aufgefallen. "Ich kenne das Kind von einer anderen Schule", erinnerte sich die Lehrerin gestern. Man hatte ihr ein Foto des Kindes gezeigt.

Allerdings war der Angeklagte gestern noch nicht bereit, mit einer geständigen Aussage der Tochter die Aussage zu ersparen. Dagegen erinnerte sich der 48-Jährige an Schul-und Ausbildungszeit. Angesichts der massiven Anklagevorwürfe blieb der Mann dabei merkwürdig ungerührt. Nach Abitur und unvollendetem Studium schloss er eine Ausbildung zum Datenverarbeitungs-Kaufmann ab. Zuletzt sei er in einer Mönchengladbacher Firma für Netzplanung tätig gewesen. Er sei oft als Spezialist oder Berater gerufen worden, berichtete der 48-Jährige sichtlich stolz. Der letzte Arbeitsplatz sei allerdings inzwischen gekündigt worden.

Bereitwillig erinnerte sich der Mönchengladbacher auch an den Beginn seiner eigenen sexuellen Entwicklung. Als neunjähriger Schüler sei er von einem etwa 14 Jahre alten Mädchen zu sexuellen Handlungen bis zum Oralverkehr angeregt worden. "Das waren keine Doktorspiele, aber ich fand es nicht schlimm", so der Angeklagte. Aber er habe mit niemandem darüber gesprochen.

(RP/rl/top)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort