Mönchengladbach Millionen für Kindergärten

Mönchengladbach · Für Kinder unter drei Jahren muss es bis August 2013 in der Stadt 1771 Kindergartenplätze geben. Derzeit sind es rund 700 weniger. Deshalb startet ein Investitionsprogramm. 13 Tagespflege-Stützpunkte schließen Lücken.

Es ist eine der größten Baustellen in der Stadt. Bis August 2013 haben Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. Und da ist die Stadt gewaltig in Zugzwang. Während die Versorgungsquote für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren dem zuständigen Dezernenten Dr. Michael Schmitz keine Kopfschmerzen macht, sieht es bei den unter Dreijährigen (U 3) anders aus.

Es gibt unterschiedliche Bedarfsprognosen — und niemand weiß, ob am Ende mehr oder weniger der als Richtzahl genannten 35 Prozent der Eltern für ihr Kleinkind tatsächlich einen Platz einfordern. Nach momentanen Stand geht die Stadt von 1658 Plätzen aus, die sie für unter Dreijährige am 1. August 2013 hat. Bis zur Zielvorgabe fehlen ihr 113 Plätze. Derzeit sind es 1050.

Investition: 4,4 Millionen Euro

Deshalb startet die Stadt jetzt ein umfangreiches Bauprogramm. In diesem und vor allem im nächsten Jahr will sie rund 4,4 Millionen Euro investieren. 22 städtische Kindergärten bekommen Anbauten, zwei Tageseinrichtungen werden erweitert. Und in Odenkirchen errichtet die Wohnungsgesellschaft Kreisbau im Auftrag der Stadt einen neuen Kindergarten.

Weil das Land sich am Bauprogramm mit rund 2,9 Millionen Euro beteiligt, muss die Stadt "nur" den Restbetrag finanzieren. Für die mit etwa 1,2 Milliarden Euro verschuldete Stadt ist das dennoch eine Herkulesaufgabe.

Im wesentlichen steckt sie das Geld in Schlafräume: Weil die Nachfrage nach Plätzen für unter Dreijährige in den vergangenen Jahren sprunghaft anstieg, gab es nicht genügend Plätze für die Kleinen. Erzieherinnen zahlreicher städtischer Kindergärten räumten daraufhin ihre Personalzimmer, damit hier Betten aufgebaut werden konnten.

Doch die Prognosen warten mit weiteren Ungenauigkeiten auf. Für das Jahr 2015 sollen nach den Schätzungen 4906 Kinder unter drei Jahren in der Stadt leben. Würden dann 35 Prozent der Eltern einen Kindergartenplatz beanspruchen, müssten 1717 Plätze vorgehalten werden — also 54 weniger als am Stichtag 1. August 2013, wenn der Rechtsanspruch in Kraft tritt.

Gleichzeitig gibt es 2015 rund 300 Mädchen und Jungen im Alter von drei bis sechs Jahren weniger als 2013. Das bedeutet: Es könnten die für sie vorgesehenen Kindergartenplätze in U 3-Plätze umgewandelt werden. Würde die Stadt bereits jetzt in Bauten investieren, stünden diese vermutlich dann leer.

Deshalb drängt Sozialdezernent Schmitz auf ein Modell, das er erfolgreich im Westend testet: Neun Kleinkinder werden hier von drei speziell ausgebildeten Tagesmüttern betreut, die selbst unter der Aufsicht einer Kindergarten-Leiterin stehen.

13 dieser Tagespflege-Stützpunkte in teilweise angemieteten Wohnungen will Schmitz neu einrichten, allerdings dann mit städtischen Kräften besetzen. Vorteil für die Stadt: Sie schließt so die Versorgungslücke — und das mit einer wirtschaftlichen und flexiblen Lösung. KOMMENTAR

(RP)
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