Mönchengladbach Mihkel Kütsons gibt Einstand am Pult

Mönchengladbach · Seit Juni wohnt der estnische Dirigent Mihkel Kütson in Rheydt, seit zwei Wochen probt er für das 1. Sinfoniekonzert mit den Niederrheinischen Sinfonikern. Ein nordisches Programm erwartet die Besucher. Mit einem zusätzlichen Stück gedenkt der GMD des verstorbenen Vorgängers Jackson.

Aus traurigem Anlass hat der neue Generalmusikdirektor (GMD) das Programm seines ersten Sinfoniekonzerts am Niederrhein erweitert. "Wir werden das Konzert mit der Valse triste von Jean Sibelius eröffnen – um dem langjährigen, im Juli verstorbenen Generalmusikdirektor Graham Jackson die Ehre zu erweisen", informiert der 41-jährige Este. Nachdem Mihkel Kütson in den Theaterferien seinen Wohnsitz von Schleswig-Holstein nach Rheydt-Mitte in Theaternähe verlegt hatte, konnte es losgehen mit der Arbeit. Parallel probt Kütson derzeit das Programm des ersten Sinfoniekonzerts und gleichzeitig für die erste Opernpremiere ("Mazeppa"), die am 22. September in Krefeld herauskommen wird.

Estnische Morgendämmerung

Nordisch geht es zu beim Auftaktprogramm der Konzertreihe in der kommenden Woche. Auf das Sibelius-Trauerstück folgt eine Komposition aus Kütsons Heimat. "Dort wird Heino Ellers ,Morgendämmerung' fast wie eine Nationalhymne empfunden", weiß der GMD. "Heino Eller gilt als Gründervater der estnischen Komponistenschule in Tallinn", so Kütson. Das 1921 in Tartu uraufgeführte sinfonische Werk ist in Estland ein Klassiker, in Krefeld und Mönchengladbach ist das Werk indes noch nie aufgeführt worden. Den Titel "Morgendämmerung" interpretiert Kütson auch in Richtung seines eigenen Dienstbeginns am Niederrhein.

Nach Norwegen wendet sich nun die Programmreise. Edvard Griegs 1868 in Dänemark komponiertes Klavierkonzert in a-Moll folgt dem Vorbild Robert Schumanns, ergänzt um norwegische Volksmusikelemente. Kütson ist froh, dass er für den Solopart die junge russische, in Hannover ausgebildete und heute in Köln lebende Pianistin Olga Scheps gewinnen konnte. 1986 in Moskau geboren, studierte sie bei Pavel Gililov an der Musikhochschule Köln und erfährt seit ihrem 15. Lebensjahr auch künstlerische Impulse von Alfred Brendel. Olga Scheps beschreibt ihre Sicht auf ihre Aufgabe als Künstlerin so: "Musik ist für mich die Erweiterung meiner Sprache und Ausdrucksmöglichkeiten. Die Noten sind vorgegeben, aber ich interpretiere. Das ist wie Schauspielerei."

Das längste Stück des Abends erfordert 50 Minuten Aufführungsdauer und wird nach der Pause den Konzertabend beschließen. Mihkel Kütson führt mit den Niederrheinischen Sinfonikern das Klavierquartett Nr. 1 (g-Moll) des Hamburgers Johannes Brahms auf. Aber diesmal ohne Olga Scheps. "Wir haben die Orchesterfassung von Arnold Schönberg gewählt", berichtet Kütson. "Schönberg hat dieses Werk als die fünfte Sinfonie von Brahms bezeichnet", ergänzt er. [Anmerkung: Brahms schrieb nur vier Sinfonien.] Die Stimmen des Klavierparts sind auf verschiedene Gruppen des Orchesters aufgeteilt. "Ein in der Faktur sehr dichtes und fein gewebtes Werk", urteilt der Chefdirigent.

Das 1. Sinfoniekonzert wird in Mönchengladbach die Spielzeit ganz offiziell eröffnen (Mittwoch, 5. September, 20 Uhr, Konzertsaal des Theaters). In Krefeld wird Tschaikowskys Oper "Mazeppa" diese Funktion erfüllen. Auch da steht Kütson am Pult, dann im Orchestergraben. "Ich hoffe auf spannende Zeiten", erklärt der GMD.

(RP)
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