Mönchengladbach Mieter in Schimmel-Haus ohne Wasser

Mönchengladbach · Weil der Eigentümer nicht zahlte, hat die NEW das Wasser abgestellt. Der Café-Besitzer im Erdgeschoss ist verzweifelt.

 Schimmel an den Wänden, grüne Pfützen auf dem Boden: Das Haus an der Wilhelm-Strauss-Straße ist kaum bewohnbar.

Schimmel an den Wänden, grüne Pfützen auf dem Boden: Das Haus an der Wilhelm-Strauss-Straße ist kaum bewohnbar.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Die Wände sind überzogen mit Schimmel, auf dem Fußboden haben sich in der trüben Pfütze Algen gebildet. Immer wieder entstehen kleine Wellen, wenn ein weiterer Tropfen Wasser aus der Decke kommt. Drei Meter entfernt steht Gürcan Inci vor seinem Café an der Wilhelm-Strauss-Straße. Auch bei ihm tropft es durch die Decke - nur leider nicht mehr aus dem Wasserhahn. Gestern Morgen wurde in dem Haus das Wasser abgestellt.

"Die NEW sagt, sie könnten nichts machen", sagt Gürcan Inci. Monatelang soll der Eigentümer seine Rechnungen nicht bezahlt haben. Angeblich schuldet Hassan G. dem Wasserversorger mehrere Tausend Euro. Ausbaden müssen es nun die Mieter. Gürcan Inci muss sich mit Wasserkanistern behelfen, um sein Café nicht schließen zu müssen.

Auch andere Mieter klagen über die Zustände in den zwei Häusern, die mit einem Torbogen verbunden sind. Sie möchten anonym bleiben, aus Angst vor Ärger. Denn an der Wilhelm-Strauss-Straße ist die Wasserversorgung angeblich nicht das einzige Problem. In den Wohnungen sollen illegal mehrere Familien auf engstem Raum wohnen, was auch die Vielzahl an Namen auf den Briefkästen erklären würde. Ein Mieter erzählt, er habe im vergangenen Jahr bereits 5000 Euro an die NEW gezahlt, als diese zum ersten Mal drohte, das Wasser abzustellen.

 Die Wände sind rissig, überall riecht es modrig und faul. Angeblich sollen in dem Haus an der Wilhelm-Strauss-Straße 2 zahlreiche Familien illegal leben.

Die Wände sind rissig, überall riecht es modrig und faul. Angeblich sollen in dem Haus an der Wilhelm-Strauss-Straße 2 zahlreiche Familien illegal leben.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Mehmet Sönmez hat einen anderen Weg gewählt. "Wir ziehen am 3.9.2012 um" steht auf dem Zettel an der staubigen Scheibe des Ladenlokals. Die Fenster sind mit Papier verklebt. Mehr als zehn Jahre hat Sönmez in dem Gebäude an der Wilhelm-Strauss-Straße sein Geschäft betrieben. Dann kamen erst der Wasserschaden, dann der Schimmel und schließlich der Husten. "Es war, als ob es im Laden regnen würde", erinnert sich Mehmet Sönmez. Der Vermieter war nicht zu erreichen - so wie jetzt für Gürcan Inci. Sönmez rief beim Ordnungsamt an, kontaktierte seine Versicherung - doch keiner konnte ihm helfen. "Ich habe mich gewundert, dass so etwas in Deutschland möglich ist", sagt er. Sönmez wechselte daraufhin mit seinem Laden ins Nachbarhaus, wo ein Geschäft frei war. Hier gebe es keine Probleme mit dem Vermieter, sagt er. Auch Gürcan Inci überlegt umzuziehen, wenn sich keine Lösung findet.

Er hat der NEW angeboten, die Kosten für das Wasser direkt zu bezahlen. Dort wollte man sich zu dem Fall zunächst nicht äußern. Grundsätzlich sei der Versorger bereits ab einem Rückstand von 100 Euro berechtigt, Strom, Gas und Wasser zu sperren, sagte eine Sprecherin. Unangenehm sei es, wenn darunter unschuldige Mieter leiden müssten. Bei ähnlichen Fällen habe man mit den Betroffenen daher eine Sonderlösung gefunden. Ob diese auch in der Wilhelm-Strauss-Straße möglich ist, konnte die Sprecherin noch nicht sagen. Einige Mieter hoffen daher lieber auf den 12. Mai - dann sollen die Gebäude vom Amtsgericht zwangsversteigert werden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort