Mönchengladbach Michaela Bohnen ist Lehrling des Monats

Mönchengladbach · Die Auszubildende wurde unter 20.000 anderen des Kammerbezirks gekürt. Sie lernt bei Hepp-Schwanborn.

 Michaela Bohnen macht ihre Ausbildung bei Hepp-Schwanborn. Es gratulieren ihr Giesbert Janssen, Frank Mund, Andreas Ehlert, Kuno Schwamborn und Michael Schroeren.

Michaela Bohnen macht ihre Ausbildung bei Hepp-Schwanborn. Es gratulieren ihr Giesbert Janssen, Frank Mund, Andreas Ehlert, Kuno Schwamborn und Michael Schroeren.

Foto: Detlef Ilgner

"Es gibt zu wenig weibliche Vorbilder in den technisch-gewerblichen Berufen", stellt Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, fest. Deswegen ziehen so wenig Frauen das Handwerk in Betracht. Es gebe aber gar keine männlichen Berufe und damit auch keinen sachlichen Grund, warum Frauen im Handwerk nicht erfolgreich sein können, ist der Kammerpräsident überzeugt. Genau deshalb lobt er Michaela Bohnen besonders. Die junge Frau, die beim Gladbacher Traditionsunternehmen Hepp-Schwamborn Elektronikerin Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik lernt, wurde jetzt unter 20.000 Azubis des Kammerbezirks Düsseldorf zum "Lehrling des Monats" gekürt. "Ein Vorbild" findet Ehlert.

Die angehende Elektronikerin nimmt die Auszeichnung und das Lob gelassen an. Eingeführt hat sie sich in die Männerwelt des Unternehmens Hepp-Schwamborn mit den Worten: "Ich bin eine wie ihr. Ich brauche keine Extrawurst." Das kam an. Noch mehr beeindruckt hat den Chef Kuno Schwamborn, wie sie ihre ersten Arbeitseinsätze in einer Futtermittelfabrik absolvierte. "Dort stinkt es und es ist dreckig, aber sie kam zurück und strahlte", sagt Schwamborn.

Die jetzt Ausgezeichnete ist eine von vierzehn Auszubildenden des Familienunternehmens, dessen Angebot von Energieverteilung über Elektroinstallation und Datentechnik bis zur Gebäudeautomation und Verfahrenstechnik reicht. Kuno Schwamborn hätte gern noch viel mehr Auszubildende. "Das ist ein Beitrag zu unserer eigenen Zukunftssicherung", sagt er. "Ich würde für nächstes Jahr direkt fünf Azubis neu einstellen, aber mir liegen im Moment überhaupt nur drei Bewerbungen vor." Schwamborn hat die Altersstruktur seiner Mitarbeiter vor Augen: 60 Prozent sind über 45 Jahre alt. Junge Mitarbeiter müssen her und die bildet man am besten selbst aus, dann bleiben sie oft auch, weiß er aus Erfahrung. Vierzig Prozent der bei Hepp-Schwamborn Beschäftigten haben auch dort ihre Ausbildung absolviert. Heute qualifizierte Mitarbeiter auf dem Markt zu finden sei schwer, sagt der Unternehmer. "Ich würde sofort zehn Mitarbeiter einstellen. Die Auftragsbücher sind voll und es gibt Anfragen, die ich nicht bedienen kann, weil ich weiß, dass ich nicht genug Leute dafür habe." Handwerk hat offensichtlich immer noch goldenen Boden. Nicht nur Hepp-Schwamborn sucht über alle Kanäle Azubis und Mitarbeiter, anderen in der Kreishandwerkerschaft organisierten Betrieben geht es nicht anders. "Der stärkste wachstumsbegrenzende Faktor ist seit geraumer Zeit nicht auf den Märkten oder in der Politik zu suchen, sondern in der Ressource Personal", unterstreicht Kreishandwerksmeister Frank Mund. Die Kreishandwerkerschaft bemüht sich sehr, den Schülern die Ausbildung im Handwerk schmackhaft zu machen und dem Akademisierungsboom entgegenzuwirken. Auch den Vorstellungen in den Köpfen. "Ein Kind einer Akademikerfamilie, das eine Gesellenausbildung aufnimmt, galt nach der OECD und ihren jährlichen Berichten bis vor kurzem als Bildungsabsteiger", erregt sich Kammerpräsident Ehlert. Dabei bedeutet Ausbildung nicht automatisch Verzicht aufs Studium: duale und seit neuestem triale Studiengänge, die Ausbildung, Bachelor- und Meisterabschluss beinhalten, bieten viele Möglichkeiten.

Die Kampagnen der Handwerkskammern scheinen aber langsam zu greifen: Im zweiten Jahr in Folge nimmt die Zahl der Auszubildenden im Kammerbezirk Düsseldorf zu. In diesem Jahr betrug das Wachstum beachtliche 5,3 Prozent. Dennoch wirbt das Handwerk weiter um die bisher noch nicht so gut vertretenen Zielgruppen. Und das sind in erster Linie die jungen Frauen. "Man braucht im Handwerk heute nicht mehr viel Körperkraft", sagt der Kreishandwerksmeister. "Handwerk ist immer auch Kopfwerk und Handwerk ist Teamarbeit."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort