Mönchengladbach Messerstiche im Festzelt: Angeklagter zeigt keine Reue

Mönchengladbach · Im Prozess um tödliche Messerstiche vor dem Festzelt der Harbecker Kirmes in Wegberg plädierten am Freitag vor der Ersten Jugendkammer des Landgerichts die Staatsanwältin und der Verteidiger. An zwölf Verhandlungstagen musste sich der 19 Jahre alte Erkelenzer wegen Totschlags und gefährlicher Körperverletzung verantworten.

Am 13. Juli 2014 soll der Angeklagte in einer Schlägerei vor dem Festzelt zwei Brüder durch Messerstiche schwer verletzt haben. Einem 20-Jährigen soll der Erkelenzer mit einem Messerhieb eine 16 Zentimeter lange Verletzung am Kopf zugefügt haben. Laut Anklage stach der junge Mann anschließend mit einem Schweizer Taschenmesser in den Halsbereich des jüngeren Bruders des 20-Jährigen.

Trotz einer Notoperation verstarb das Opfer später in einem Mönchengladbacher Krankenhaus. Der Angeklagte, der bisher strafrechtlich noch nie aufgefallen war, hatte durch seinen Verteidiger erklären lassen, dass er sich an das eigentliche Tatgeschehen nicht erinnern könne. Er wisse nur noch, dass er das Messer in der Hand gehalten habe. Im Streit soll es damals um ein junges Mädchen gegangen sein. Die Staatsanwältin forderte gestern für den Erkelenzer wegen Totschlags und gefährlicher Körperverletzung eine Jugendstrafe von sechs Jahren und fünf Monaten. Der Angeklagte habe in den Halsbereich des Opfers gestochen und damit den Tod des jüngeren Bruders billigend in Kauf genommen.

Die Vertreterin der Opferfamilie hatte im Prozess auf bereits überwiesenes Schmerzensgeld verzichtet. Schließlich zeige der Angeklagte keine Reue und bemühe sich nicht um Aufklärung der Tat. Das wiederholte die Nebenklägerin gestern.

Intensiv setzte sich der Verteidiger für seinen Mandanten ein. Den Strafantrag der Anklagevertreterin, die eine Jugendstrafe von sechs Jahren und fünf Monaten fordert, hielt er für völlig unangemessen. Die Tat sei dem 19-Jährigen, der nach dem Abitur eine Ausbildung zum Elektrotechniker begann, völlig wesensfremd, so der Anwalt. Der Bruder des Getöteten habe sich in den Streit auf der Kirmes eingemischt und die junge Frau attackiert. Der Angeklagte und dessen Freunde hätten sich vor die junge Frau gestellt. Kurz danach war der jüngere Bruder verletzt, so der Verteidiger. "Ich wollte niemanden verletzen oder töten", beteuerte der Erkelenzer in seinem Schlusswort. Das Urteil wird in der kommenden Woche verkündet.

(RP)
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