Mönchengladbach Messerstecher wurde am Telefon gewarnt

Mönchengladbach · Wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung steht ein Mönchengladbacher (26) seit Ende September vor dem Landgericht. Bereits zu Prozessbeginn vor der 7. Großen Strafkammer hatte der Angeklagte zugegeben, am 11. Februar an der Hauptstraße in Rheydt auf einen 40-jährigen Mann eingestochen zu haben.

Das Opfer war damals durch den Messerstich lebensgefährlich verletzt und nur durch eine Notoperation gerettet worden. Bis jetzt konnte der 26-Jährige, der sich selbst als heroinabhängig bezeichnet, nicht erklären, warum er das getan hat.

Der Angeklagte erinnerte sich, dem Opfer tags zuvor "auf der Platte" in der Nähe des Cityparkhauses ein Handy verkauft zu haben, aber ohne das Ladegerät. Deshalb sei es am nächsten Tag, als er mit seiner Freundin wieder in Rheydt war, zum Streit gekommen. Er habe dem Käufer schließlich das Ladegerät vor die Füße geworfen. "Der fing an zu schubsen, da nahm ich das Messer und stach zu", gab der Angeklagte ohne weitere Erklärung zu. Nach der Tat sei er nach Krefeld geflohen. Um das Opfer hatten sich damals Zeugen aus der belebten Drogenszene gekümmert.

Gestern nun spielte der Kammervorsitzende Lothar Beckers Gespräche zwischen dem Angeklagten, dessen Freundin und Junkies aus der Telefonüberwachung vor. Auffällig in den Gesprächen waren die ständigen Warnungen der Telefonpartner, die den Angeklagten und seine Freundin offenbar aus der Rheydter Drogenszene kannten. Als der Angeklagte noch auf der Flucht in Krefeld war, wurde zuerst die Freundin am Telefon aufgefordert: "Ihr werdet gesucht! Es ist besser für euch, wenn die Bullen euch zuerst kriegen. Die Familie des Opfers würde mit euch kurzen Prozess machen." In einem Gespräch widersprach die Freundin. Sie sei bei dem Streit mit dabei gewesen, aber die Tat habe sie nicht gesehen. Ein anderer Bekannter warnte das Pärchen am Telefon eindringlich: "Lasst euch beide nicht auf der Straße blicken, geht keinen Schritt nach draußen." Ein Junkie las dem Angeklagten am nächsten Tag am Telefon den Bericht der Lokalzeitung über die "Messerattacke auf offener Straße" vor. Der Angeklagte kam aus Krefeld zurück und wurde noch am 12. Februar festgenommen.

Eine Bewährungshelferin schilderte den 26-Jährigen gestern als Drogenabhängigen, der oft um Hilfe gebeten habe. Trotzdem sei er Verabredungen oft unentschuldigt ferngeblieben. Der Prozess wird fortgesetzt.

(RP)
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