Mönchengladbach Messerattacke auch in Gladbach

Mönchengladbach · Nicht nur in Neuss, auch in Neuwerk kam es gestern zu einem Überfall mit einem Messer. Ein Räuber bedrohte einen Busfahrer mit einer 30 Zentimeter langen Klinge. Auch die Gewalt gegen Jugendamts-Mitarbeiter nimmt zu.

Mönchengladbach: Messerattacke auch in Gladbach
Foto: Reichartz,Hans-Peter

Zwei Fälle — zwei Schicksale: Während gestern früh um 9 Uhr im Neusser Jobcenter eine 32-Jährige mit einem Messer erstochen wurde, kam zweieinhalb Stunden später in Neuwerk der 34-jährige Fahrer eines Linienbusses mit einem Schock davon. Auch er war zuvor mit einem Messer bedroht worden: Ein Unbekannter hatte ihm die 30 Zentimeter lange Klinge an den Hals gehalten, wortlos einen Zettel mit einer Geldforderung gezeigt und war dann mit Geld aus dem Münzbehälter und der Geldbörse des Busfahrers entkommen. Auch den Zündschlüssel nahm er mit. Die Fahndung, unterstützt durch einen Hubschrauber, verlief ergebnislos.

"Offenheit missbraucht"

Zwei Fälle, die zeigen, dass gewaltsame Übergriffe auf Dienstleister keine Seltenheit sind und die Hemmungslosigkeit der Täter zunimmt. "Wenn jemand hereinstürmt und einem das Messer ins Herz sticht, ist man machtlos", sagte gestern ein sichtlich geschockter Johannes-Wilhelm Schmitz, Leiter der auch für Neuss zuständigen Gladbacher Agentur für Arbeit. "Vor solchen Menschen gibt es keinen nachhaltigen Schutz." Er verwies auf bundesweit einheitliche Sicherheitsstandards bei der Arbeitsagentur, die eine EDV beinhalten, bei der durch Betätigung einer Taste Alarm in allen Nebenzimmern ausgelöst werden kann: "Mehr geht nicht. Wir müssen offen sein und bleiben — die Menschen, die uns ihre Stärken und Schwächen offenbaren, haben das verdient." Sich hinter Scheiben zu verschanzen, sei keine Alternative. "Es ist ganz, ganz schlimm, wenn die Offenheit dann so missbraucht wird", sagte Schmitz. Er lobte in diesem Zusammenhang die "hervorragende" Leistung von Polizei und Notfallseelsorgern in Neuss.

Auch im Jugendamt hatte es 2009 eine Messerattacke gegeben — mit Folgen. Eine junge Mutter hatte einer Mitarbeiterin die Klinge an Hals und Bauch gehalten. Sie wollte ihre Kinder zurückhaben, die das Jugendamt aus der Familie geholt hatte. Sieben Wochen war die Verwaltungsangestellte danach krankgeschrieben; danach ließ sie sich versetzen. Der Fall führte dazu, dass die Stadt im sozialen Dienst ein Alarmsystem einführte. Wer in gefährliche Situationen gerät, kann per Knopfdruck Hilfe holen. Auf den Computern in den Nachbarbüros erscheint der Hilferuf. Auch wurden die Büros so umgeräumt, dass die Mitarbeiter eine Tür im Rücken haben, um fliehen zu können. Das Alarmsystem sei seit seiner Einführung vor drei Jahren mehrfach zum Einsatz gekommen, sagte gestern Reinhold Steins, Leiter des Jugendamts, der RP. "Es ist leider so, dass die Zahl der Übergriffe zugenommen hat. Unsere Mitarbeiter treffen immer wieder auf hochaggressive Menschen."

Auch die NEW war bereits vor dem Überfall auf den 34-jährigen Giesenkirchener, der für die Firma Westbus einen Bus der Linie 015 lenkte, sensibilisiert. "Es war der dritte Überfall dieser Art in den vergangenen Jahren", sagt Dieter Harre, Leiter der Verkehrsbetriebe. Einmal, in Wegberg, konnte der Fahrer die Täter in die Flucht schlagen, im anderen Fall entkam der Räuber im Bereich Sasserath mit der Beute.

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(RP)
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