Mönchengladbach Meister der Zukunft

Mönchengladbach · Die Situation des Handwerks und dessen Erwartungen an die Politik waren die beherrschenden Themen bei einer Handwerksrunde im Borussia-Park.

Das Handwerk ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, aber es hat ein massives Imageproblem. Dieses Missverhältnis umriss Frank Mund mit einem anschaulichen Beispiel. Die Karikatur eines gebeutelten Mannes sei für viele das Abbild des typischen Handwerkers, so der Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach im Borussiapark. Dorthin hatte die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit unter dem Motto "Meister der Zukunft" zur Handwerksrunde mit Führung durch das Stadion eingeladen. Themen waren die Herausforderungen an das Handwerk, zu denen zum Beispiel Fachkräftemangel und Überbürokratisierung zählen, sowie Erwartungen an die Politik. Jan Frederik Kremer, Leiter des Regionalbüros NRW, moderierte die Runde mit den Referenten Frank Mund, Reiner Nolten, Hauptgeschäftsführer des Westdeutschen Handwerkskammertages, und Ralph Bombis, Sprecher für Mittelstand und Handwerk der FDP-Fraktion im Landtag NRW, sowie die anschließende offene Fragerunde.

Mund verglich die Situation der Handwerkerschaft vor Ort mit dem "gallischen Dorf", das eingerahmt ist von der Kammer Aachen und der Kreishandwerkerschaft Niederrhein. Als großes Pfund der Mönchengladbacher nannte er das neue Berufsbildungszentrum sowie das Angebot eines trialen Studiums. Im Brückenbau zwischen Handwerk und der Hochschule Niederrhein kombiniert dieses mit Lehre, Meister und Bachelorabschluss zwei berufliche mit einem akademischen Abschluss.

Nolten betonte, dass das Handwerk von der Politik keine Sonderbehandlung erwarte, aber wahrgenommen werden wolle. Er bemängelte die de facto nicht existierende Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Beim Verweis auf das zu nutzende Potenzial der Digitalisierung merkte Nolten kritisch an, dass Deutschland in dieser Entwicklung hintenanstehe.

Der FDP-Abgeordnete Bombis betonte: "Politik muss den Betrieben und Handwerkern zuhören und deren Sorgen ernst nehmen. Auch in Zeiten einer starken Konjunktur müssen die Rahmenbedingungen richtig gesetzt werden." Der Vorsitzende der Enquete-Kommission zur Zukunft von Handwerk und Mittelstand hob Bildung, Aus- und Weiterbildung als Schlüsselfaktoren zur Sicherung eines qualifizierten Nachwuchses hervor. "Wir sind schon längst im Fachkräftemangel drin. Die Politik hat das lange nicht ernst genug genommen", sagte Bombis. Als Gegenentwurf empfahl er, an den Schulen für die Wertschätzung der beruflichen Ausbildung zu werben sowie für eine modernere und flexiblere Berufsausbildung zu sorgen. "Wir müssen deutlich machen, dass wir nicht nur eine akademische Elite, sondern auch eine berufliche Elite brauchen, um Wertschöpfung auch zukünftig zu erwirtschaften und Menschen zu halten." Rahmenbedingungen müssen den rasanten Entwicklungen angepasst werden, so Bombis, der sich für einen flächendeckenden Ausbau von Glasfaserleitungen und die Verbesserung in der Infrastruktur aussprach.

(anw)
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