Mönchengladbach Mehr Mini-Kunstwerke werden digital

Mönchengladbach · Dank der Förderung des Landschaftsverbandes schreitet die Digitalisierung des Exlibris-Bestandes der Stadtbibliothek voran. Bald können die Kleingrafiken, mit denen Eigentümer ihre Bücher kennzeichneten, online eingesehen werden.

 Von links nach rechts: Julia Reifenrath (Zuständig für Historische Abteilungen in der Stadtbibliothek), Oberbürgermeister Michael Schroeren, Ratsfrau Monika Berten, Ratsherr Frank Boss (hinten) und Dr. Gernot Blum.

Von links nach rechts: Julia Reifenrath (Zuständig für Historische Abteilungen in der Stadtbibliothek), Oberbürgermeister Michael Schroeren, Ratsfrau Monika Berten, Ratsherr Frank Boss (hinten) und Dr. Gernot Blum.

Foto: Detlef Ilgner

Mönchengladbach geht den nächsten Schritt in Richtung Meilenstein eines internationalen Exlibris-Zentrums. Die sich seit 2013 im Besitz der Stadtbibliothek befindende Sammlung von 170 000 Exemplaren wird weiter digitalisiert und in eine Datenbank eingetragen, die in Zukunft online einsehbar sein soll. Bisher wurden rund 20 000 Kunstwerke digitalisiert. Der Landschaftsverband unterstützt dieses Vorhaben mit Fördergeldern in Höhe von 98 000 Euro, die in erster Linie zur Einstellung zweier Mitarbeiter verwendet werden. Diese setzen die Erfassung und Digitalisierung der Exlibris um. Mit einschlägigen Informationen zu jedem einzelnen Kunstwerk über Künstler, Motive oder Datierung wird den Nutzern der Datenbank eine einschlägige Suche ermöglicht.

Ein wesentliches Aushängeschild in der Erfassung und Aufbewahrung von Exlibris-Kunst ist der Mönchengladbacher Sammler Dr. Gernot Blum, der der Stadt Mönchengladbach vor zwei Jahren die seit 1978 angelegte Sammlung überließ. Nachdem sie bereits seit dem Jahr 2000 als Dauerleihbestand in der Mönchengladbacher Stadtbibliothek zu besichtigen war, folgte im Jahr 2013 die vollständige Schenkung. Der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Exlibris-Gesellschaft sieht die ausgiebige Sammlung in guten Händen: "Die Sammlung wollte ich unbedingt zusammen halten. Ich weiß, dass sie hier sehr gut untergebracht ist. In den letzten beiden Jahren hat sich eine intensive Zusammenarbeit mit der Stadt entwickelt." Ebenso dankte Blum dem Landschaftsverband für die Fördergelder.

Die umfangreiche Sammlung mit 170 000 Kunstwerken gibt einen Einblick in die gesamt-historische Entwicklung dieser Kunstform. Für den Beigeordneten Dr. Gert Fischer stellt sie "ein ganz interessantes Schlaglicht auf die Kunstgeschichte der Grafik" dar. Im Zuge der zunehmenden Verfügbarkeit und Bedeutung erhalte die Sammlung Dr. Blums laut Oberbürgermeister Michael Schroeren "den Stellenwert, den sie verdiene"" In Kombination mit dem ebenfalls in der Stadtbibliothek beheimateten Archiv der deutschen Exlibris-Gesellschaft hat sich Mönchengladbach damit als das deutsche Zentrum für Exlibris-Kunst etabliert, das Sammlern und Forschern gleichzeitig eine Anlaufstelle bietet. Die neu eingesetzten Projekt-Mitarbeiter werden in Zukunft die als am wertvollsten betrachteten 30 000 Exemplare der deutschen Künstler erfassen und digitalisieren. Expressionisten wie Karl Schmidt-Rottluff und Franz Marc galten neben dem bekannten Künstler Max Klinger als Pioniere des modernen Exlibris.

Diese Kunstform besteht seit der Erfindung des Buchdrucks im 16. Jahrhundert durch Johannes Gutenberg und fand vor allem durch die Werke Albrecht Dürers Popularität. Nach einem Bedeutungsverlust im Laufe des 19. Jahrhunderts galt Max Klinger als Wiederbeleber der modernen Exlibris-Kunst. Ursprünglich handelte es sich um kleine Grafiken, die zum Eigentumsnachweis der Autoren dienten, sich aber als eigene Kunstform entwickelten. Heutzutage ist sie eine Nische in der hiesigen Kunstlandschaft, doch trotzdem gibt Experte Dr. Gernot Blum dem Exlibris eine Zukunft: "In der Vergangenheit hat Exlibris über einen längeren Zeitraum immer mal an Bedeutung verloren, verschwunden ist es aber nie. Ich bin sicher, dass es in Zukunft wiederentdeckt wird." Mönchengladbach eignet sich nun besser denn je als neuer Entdeckungsort.

(RP)
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