Mönchengladbach Mehr Angriffe auf Rettungskräfte

Mönchengladbach · Getreten, gebissen, bespuckt – wer anderen Menschen helfen will, lebt oft gefährlich. Was für Polizisten schon fast zum Dienstalltag gehört, passiert auch Rettungskräften immer öfter. Die Feuerwehr will die Angriffe nun erfassen.

Getreten, gebissen, bespuckt — wer anderen Menschen helfen will, lebt oft gefährlich. Was für Polizisten schon fast zum Dienstalltag gehört, passiert auch Rettungskräften immer öfter. Die Feuerwehr will die Angriffe nun erfassen.

Es geschah im vergangenen Jahr in Rheydt. Zwei Feuerwehrmänner, die von einem Einsatz zurückkamen, sahen, wie eine Frau an der Stresemannstraße von einem Mann angegriffen wurde. Die Wehrleute wollten helfen. Doch kaum waren sie aus dem Wagen gestiegen, da flog auch schon eine Faust ins Gesicht eines Feuerwehrmannes.

Das Nasenbein brach. Der Kollege, der einschritt, wurde gebissen. Beide Berufsfeuerwehrleute kamen ins Krankenhaus, fielen für mehrere Tage aus. "Der Täter hat sofort zugeschlagen. Unsere Leute konnten den Satz ,Brauchen Sie Hilfe?' noch nicht einmal aussprechen", sagt Feuerwehrchef Jörg Lampe.

Angriffe kein Einzelfall

Tätliche Übergriffe auf Rettungskräfte sind längst keine Einzelfälle mehr. In der Nacht zum 1. Mai wurden Rettungswagen von Jugendlichen im Stadtwald mit Flaschen beworfen. Sanitäter, die Betrunkenen helfen wollen, werden oft beschimpft, bedroht und bespuckt. Alkohol spiele sehr oft eine Rolle bei den Aggressionsausbrüchen, aber nicht immer, sagt Lampe. Seiner Ansicht nach spielen wohl auch Veränderungen in der Gesellschaft eine Rolle. Die Hemmschwelle zuzuschlagen sei einfach niedriger.

Die meisten Feuerwehrleute sind hart im Nehmen. Über kleinere Gewaltübergriffe wird kaum geredet. Das soll jetzt anders werden. Die Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehr hat in mehreren Sitzungen auf das wachsende Problem aufmerksam gemacht. "Wir sind aufgefordert worden, die tätlichen Übergriffe zu erfassen", sagt Jörg Lampe. Genau das werde man nun tun. "Wir müssen auf diese Gewaltausbrüche reagieren, auch mit Deeskalationskursen für unsere Mitarbeiter", sagt der Feuerwehrchef.

Beim Deutschen Städtetag und im Innenministerium ist man sehr interessiert an statistischen Erhebungen. Zum Thema "Gewalt gegen Polizisten" läuft bereits eine Studie. In Nordrhein-Westfalen wurden im vergangenen Jahr 1734 Polizisten durch Angriffe verletzt, 13 davon so schwer, dass sie mehrere Tage und Wochen dienstunfähig waren. Die Mönchengladbacher Polizei will keine Zahlen dazu nennen und verweist auf die Studie. Die Kriminalstatistik aus 2009 weist aus, dass es in dem Jahr in der Vitusstadt 117 Übergriffe auf Polizisten gab.

Für Schlagzeilen sorgte vor allem der Angriff auf den Polizisten Michael Frehn. Als der Täter am 28. August 2010 mit voller Wucht zutrat, wurde das Gesicht des Beamten bis zur Unkenntlichkeit zertrümmert. Ein Kollege musste erst den Dienstausweis aus seiner Jacke ziehen, um den Leiter des Einsatz-Trupps zu identifizieren. Michael Frehn musste Dutzende Male operiert werden. Er ist heute wieder im Einsatz, leidet aber immer noch an den Folgen des tätlichen Übergriffs.

(RP/rl)
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