Mönchengladbach Max Bahr: Letzte Hoffnung auf Rettung besteht noch

Mönchengladbach · Mitten im Gespräch schiebt der Mann mit dem unschlagbar sinnbildlichen Namen Ralph Trouble wortlos ein leeres Regal zwischen mich und die Mitarbeiter von Max Bahr.

Diese Unternehmen haben Insolvenz angemeldet
14 Bilder

Diese Unternehmen haben Insolvenz angemeldet

14 Bilder

Mr. Trouble weiß, wie Abverkaufen geht, denn er kommt von der amerikanischen Umstrukturierungsfirma Gordon Brothers, die vom Insolvenzverwalter dazu auserkoren wurde, die Baumärkte der Pleite-Ketten Praktiker und Max Bahr gewinnbringend leerzubekommen. Und in diesem Augenblick ist es ihm offenkundig ein zentrales Anliegen, die verbleibende Verkaufsfläche noch mal um ein paar Quadratmeter zu verkleinern. Mit leeren Regalen eben.

Am Montag fielen die Mitarbeiter des Baumarkts aus allen Wolken, als Gordon Brothers plötzlich unangekündigt damit begann, bei immensem Geräuschpegel die Regale abzubauen. "Wir stehen in gutem Kontakt mit Mitarbeiter von anderen betroffenen Märkten. Da hat es noch keiner erlebt, dass ihnen mitten im Abverkauf die Regale unter den Händen abgerissen wurden", sagt Sandra Gattermann aus der Warenannahme.

"Die Lärmbelästigung ist unerträglich. So kann kein Mensch arbeiten", sagt Jürgen Wolf vom Betriebsrat. Er habe die Berufsgenossenschaft eingeschaltet. Es ist der vorerst letzte Nackenschlag für die Mitarbeiter des Marktes an der Lürriper Straße (die RP berichtete mehrfach). Zwar ist am morgigen Samstag letzter Verkaufstag — bis dahin werden die letzten Reste für bis zu 90 Prozent verbilligt verkauft. Doch die Angestellten wurden aufgefordert, noch bis 31. Januar zu erscheinen. "Nicht, dass es dann noch groß was zu tun gäbe", sagt Wolf. Er ist stolz auf das Team, das nach wie vor an einem Strang ziehe.

Die Mitarbeiter haben in Eigenregie versucht, einen Interessenten für die Übernahme des Marktes zu finden, traten geschlossen aus der Gewerkschaft Verdi aus, von der sie sich nicht wahrgenommen, geschweige denn vertreten fühlten. "Ohne diese tolle Mannschaft wäre alles noch viel schlimmer", sagt Mitarbeiterin Mersida Basic-Neikes. Noch geben die Angestellten die Hoffnung darauf nicht auf, dass im letzten Moment doch noch eine andere Kette einspringt — und idealerweise auch die Mitarbeiter übernimmt.

Ein Silberstreif am Horizont war für sie die Ratsentscheidung gegen die Verlagerung des Hornbach-Marktes in die City Ost. Denn wäre es dazu gekommen, wäre die Chance, dass in unmittelbarer Nähe dazu irgendjemand einen zweiten Baumarkt unterhalten möchte, gleich null gewesen. "Hier muss ich Oberbürgermeister Norbert Bude ausdrücklich loben", sagt Jürgen Wolf. "Er hat uns den offiziellen Ratsbeschluss zur City Ost sofort zukommen lassen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort