Bürger können sich beteiligen Stadtbezirke: Masterplan zum Mitmachen

Mönchengladbach · Ärger über Ampeln, Schlaglöcher oder Bauvorschriften – gut 80 Kommentare haben Bürger bislang online geliefert. Nun können sie sich auch auf vier Wochenmärkten beteiligen. Los geht es in Wickrath.

 In Wickrath (hier das Schloss mit Schlosspark) beginnt die Bürgerbeteiligung.

In Wickrath (hier das Schloss mit Schlosspark) beginnt die Bürgerbeteiligung.

Foto: Ulrich Zillmann für WFMG

Herr Nett ist genervt von einer Ampel. Im Internet drückt er das zwar feinsinniger aus: „Ich erachte die sehr häufigen Rotphasen dieser Ampel als mehr störend als sinnbringend.“ Aber Ärger ist dem als Winfried Nett auf der Internetseite zum „Masterplan Stadtbezirke“ angemeldeten Kommentator deutlich anzumerken. Gedacht sei die Ampel am Bahnübergang an der Gladbacher Straße als „Anhalteinstrument für Auto bei Herannahen eines Zuges und Ausfahrthilfe für Besucher des Discounters“.

Das Problem sei jedoch: Die Autos stehen oft auch vor Rotlicht, wenn überhaupt kein Zug oder Verkehr vom Discounter nahe. Die Folgen: unnötiger Lärm und Smog für den Kindergarten „Regenbogenland“.

Winfried Netts Anmerkung ist einer von fast 80 Kommentaren, die sich die Stadtverwaltung auf ihrer Beteiligungsplattform für den Masterplan Stadtbezirke eingefangen hat. Diese Webseite soll Mönchengladbachern ermöglichen, Wünsche für die städtebauliche Entwicklung ihres Stadtteils einzubringen. „Alle Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen, sich am Gestaltungsprozess ihrer Wohn- und Lebensräume zu beteiligen“, sagt Stadtdirektor Gregor Bonin. Wer das noch tun will, muss sich freilich sputen: Bis 27. Januar können sich Bürger auf diese Weise noch einbringen.

In den nächsten Tagen gibt es zudem Gelegenheit, sich live an der Diskussion zu beteiligen. Mitarbeiter der Stadtverwaltung und der ebenfalls zum Projektteam Stadtteil-Masterplan gehörenden Unternehmen „Kokonsult“ und „Polidia“ schlagen auf den Wochenmärkten in Wickrath, Odenkirchen, Holt und Rheindahlen an vier Terminen ein Zelt auf. „Weniger internetaffine Bürger sollen die Möglichkeit haben, vor Ort ihre Anregungen und Wünsche zu äußern“, sagt Karoline Nolte, Koordinatorin für den Masterplan Stadtbezirke. Das Projektteam ist dann ansprechbar und gibt Auskunft. Es hat aber auch „Ideenkarten“ vorbereitet, auf denen Besucher ihre Anregungen zu Papier bringen können.

Wer fürs Mitmischen selbst noch Anregungen oder Hintergrundinformationen braucht: Auf der Internetseite sind nicht nur Informationen zum Ablauf des Verfahrens zu finden. Dort hat die Stadt auch zwei Powerpoint-Präsentation hinterlegt: Bestandsaufnahmen der Stärken und Schwächen der Bezirke Süd und West, welche die Planer erarbeitet haben. Unter die Lupe genommen und bei der Bürgerbeteiligung auch von großer Bedeutung sind die Themen „Bauen und Wohnen“, „Einzelhandel und Versorgung“, „Leerstand und Baulücken“, „Stadtbild und öffentlicher Raum“, „Umwelt und Natur“ sowie „Verkehr und Mobilität“.

Für den Bezirk West mit Wickrath, Holt und Rheindahlen ist den Planern beispielsweise ein leichter Einwohnerschwund um fast zwei Prozent auf 44.148 Einwohner in den Jahren 2001 bis 2017 aufgefallen. Am stärksten betroffen waren Wickrath-West und Rheindahlen-Mitte. In der Altersgruppe drei bis 16 Jahre war der Rückgang mit minus 16 Prozent im gesamten Bezirk besonders markant. Dennoch fehlen im Stadtbezirk Kindergarten-Plätze, vor allem für Drei- bis Sechsjährige. Daher sind neue Kitas geplant.

Zu den Stärken des Bezirks zählen die Planer unter anderem, dass es Märkte in Wickrath, Holt und Rheindahlen gibt sowie einen Mix aus städtischen und ländlichen Strukturen. Allerdings seien die Marktplätze und nahtlose Baufronten entlang von Durchgangsstraßen nicht sonderlich attraktiv. Dank moderater Bodenpreise habe der Westen Potenzial als Bauland für neue Wohnungen.

Themen, über die sich auch Kommentatoren auf der Masterplan Webseite Gedanken machen. Friedhelm Riede hat beispielsweise folgende Anregung gepostet: „Überall im Stadtgebiet Mönchengladbach findet man leerstehende Höfe. Wieso werden diese Höfe nicht modernisiert. Ein immer wiederkehrender Grund: Die Baubehörden behindern u.a durch teils absurde bzw. nicht nachvollziehbare Argumente die Renovierung.“ Solche Anregungen – egal, ob online oder live auf den Wochenmärkten­ eingebracht – werden nicht unbesehen in der Ablage Papierkorb landen, versichert Koordinatorin Karoline Nolte: „Was die Bürger vorbringen, werten wir aus und verbinden es mit den Bestandsaufnahmen zu einem Informationspaket.“

Das wiederum soll Grundlage für die weiteren Entscheidungen der Stadtplaner und Politiker sein.

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