Mönchengladbach Masterplan mit Rücktrittsrecht

Mönchengladbach · Kurzfristig veränderte der Verein MG 3.0 das Vertragswerk mit dem britischen Stararchitekten Sir Nicholas Grimshaw, der den Masterplan für die Stadt entwirft. Denn: Politik und Verwaltung sollen die Planer nicht behindern.

 Sir Nicholas Grimshaw (l.) und Fritz Otten bei der Unterzeichnung; r. Ernst Kreuder, daneben Kirsten Lees.

Sir Nicholas Grimshaw (l.) und Fritz Otten bei der Unterzeichnung; r. Ernst Kreuder, daneben Kirsten Lees.

Foto: KN

Das Vertragswerk war schon ausgearbeitet, als Fritz Otten und Ernst Kreuder es dann doch noch einmal veränderten. Dafür ließen die beiden Vorsitzenden des Vereins MG 3.0 ihren Rückflug von London nach Düsseldorf kurzfristig stornieren. Sie bauten in den Vertrag, der die Zusammenarbeit mit dem britischen Stararchitekten Sir Nicholas Grimshaw regelt, kurzfristig noch einen Passus ein.

Darin heißt es, dass "besondere Umstände im politischen Raum und (oder) Abstimmungsprobleme mit der Verwaltung" dem Masterplan-Verein einen Rücktritt vom Vertrag erlauben. "Wir wollen unsere Flexibilität erhalten. Schließlich verantworten wir als Verein eine Summe von mehr als einer halben Million Euro, und da wollen wir das Verfahren schon in der Hand behalten", sagte Otten gestern nach seiner Rückkehr aus der britischen Hauptstadt.

Alles, nur kein "Masterplänchen"

Das ist eine Formulierung, die mehrdeutig ist. Sie signalisiert vor allem eins: Der Masterplan, der grundlegende Leitlinien für die Gladbacher Stadtplanung definiert, die dann über Jahre nach und nach umgesetzt werden, soll sich auf keinen Fall zu einem "Masterplänchen" entwickeln. Denn für Mönchengladbach ist das Planwerk des Stararchitekten eine große Chance, die Stärken der Stadt zu betonen und künftig besser auszuspielen.

Dafür haben sich im Verein MG 3.0 Unternehmer, Bürger und die Architektenschaft der Stadt zusammengefunden. Sie finanzieren auch den Masterplan, an dessen Entstehungsprozess die Bürger in vier öffentlichen Foren beteiligt werden. Grimshaw hat für Gladbach den Leitgedanken "Zwei Herzen schlagen wie eins" gewählt. Er versteht die Stadt als Großstadt in einer grünen Region und die beiden Zentren als zwei Herzen.

Otten und Kreuder sehen sich nach ihrem Besuch in London und einem intensiven Gespräch mit Grimshaw in ihrer Überzeugung bestätigt, dass der Verein den richtigen Stararchitekten — im Gespräch war auch Albert Speer, der den Kölner Masterplan entwickelt hat — beauftragt hat. "Er hatte sich sehr gut auf seine Aufgabe vorbereitet und wusste Bescheid, welche Themen hier wichtig sind und welche Probleme es gibt. Es war ein konstruktives Gespräch", berichtete Otten. Und auch am Fahrplan ändert sich nichts: Das 1. Forum, mit dem der Dialog mit Bürgern beginnt, ist am Mittwoch, 23. November.

Bei der Sitzung des Bau- und Planungsausschusses hatte Technischer Beigeordneter Andreas Wurff das Expertenforum vorgestellt, das die Entwicklung des Masterplans begleiten soll. Er sprach auch davon, dies habe er mit dem Verein MG 3.0 "kommuniziert". Die CDU wunderte sich über diese Formulierung, weil sie damit die vom Rat geforderte Bereitschaft zum dialogischen Prozess gefährdet sah. Wurff stellte klar, dass er und die Planungsverwaltung eng mit dem Verein, Bürgern, Unternehmern und Politik zusammenarbeiten wollen.

(RP)
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