Mönchengladbach Masterplan fürs Rad nimmt Fahrt auf

Mönchengladbach · Das Radnetz ist 420 Kilometer lang und Gladbach hat zu wenig Fahrradständer - die Ergebnisse werden jetzt diskutiert.

Man kann es als Lob aufgreifen, was der Stadtverkehrsplaner Arne Blase da im Bau- und Planungsausschuss sagte: "Die Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger ist nicht so schlecht, wie es oft gesagt wird", sagte Blase vom Büro AB Stadtverkehr. Zusammen mit anderen Partnern (unter anderem Norbert Krause) erarbeitet Blase noch bis zum Frühjahr den Masterplan Nahmobilität. Nun gab es nach der ersten Erhebung und der Analyse einen ersten Zwischenbericht.

Das Radwegeverkehrsnetz in der Stadt ist deutlich länger als angenommen. Das Gesamtnetz hat eine Länge von 420 Kilometer. 280 Kilometer werden dem Alltagsnetz zugeordnet, 270 Kilometer dem Freizeitnetz (einzelne Abschnitte auch beiden).

Was die Fahrradständer oder Fahrradbügel angeht, gibt es deutliche Unterschiede in der Stadt. In Rheydt gibt es 544 Stellplätze, in Gladbach sind es 215. Selbst wenn man die Radstation am Rheydter Bahnhof herausrechnet, sind es immer noch deutlich mehr. Das zeigt sich auch in der Auslastung: In Rheydt liegt sie am Bahnhof bei 72,2 Prozent (Blase: Man könnte über eine Erweiterung der Radstation nachdenken"), in der Innenstadt zwischen 11,6 und 54,4 Prozent. In Gladbach sind es am Bahnhof 79,3 Prozent und am Hauptbahnhof 100 Prozent ("Hier stehen viele Räder in der Gegend herum"), was zumindest an der Stelle die künftige Radstation mit 666 Plätzen ändern wird. Am Museum Abteiberg mit Huma-Gymnasium liegt die Auslastung aber bei 122 Prozent, und in der Innenstadt (Minto) bei 47,7 Prozent. "In Rheydt gibt es ausreichend Anlagen, in Mönchengladbach nicht", sagt Arne Blase. Der Planer warnt aber auch: "In den anderen Stadtbezirken ist das Angebot doch eher mau, gerade an den Bahnhöfen."

Radfahrer und Fußgänger sind bei Unfällen deutlich gefährdeter als Autofahrer - wenig überraschend. Insgesamt 1679 Unfälle wurden von 2012 bis 2015 in Mönchengladbach mit Beteiligung eines Radfahrers oder Fußgängers registriert. An fast der Hälfte aller Unfälle mit Schwerverletztem und 42 Prozent aller Unfälle mit Leichtverletzten waren die sogenannten schwachen Verkehrsteilnehmer beteiligt. Bei den Unfalltypen im Radverkehr liegen Abbiege-Unfälle mit 62 Prozent weit vorne.

Aus der Analyse haben die Planer einige Bereiche herausgearbeitet, in denen ihrer Ansicht nach Handlungsbedarf besteht: Die Fußwege- und Radwegeinfrastruktur muss komplettiert und qualifiziert werden, vorhandene Angebote besser bekanntgemacht werden, die Flächenaufteilung von sensiblen Straßenräumen neu verhandelt, "verträgliche Auto-Fahrgeschwindigkeiten" als Stadttempo diskutiert, Parkprobleme des künftig zunehmenden Radverkehrs müssen gelöst werden, und die Intermodalität, also die Verknüpfung von Schienen-, Rad-, Bus- und Fußverkehr, ausgebaut werden.

Nun werden die Ergebnisse der Analyse mit den Bürgern diskutiert. Dazu sind eine Reihe von Veranstaltungen geplant (siehe Box). Daraus werden Maßnahmen und Handlungsempfehlungen erarbeitet, die in den Masterplan Nahmobilität einfließen. Das Interesse der Bürger war bisher sehr groß, sagte Arne Blase vom zuständigen Büro AB Stadtverkehr. An der Online-Befragung bis September haben 830 Gladbacher teilgenommen. "Das läuft in anderen Städten wesentlich zäher", sagte Blase. Auch das könnte ein Lob sein.

(RP)
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