Mönchengladbach Masern, Röteln, Polio - nur Impfen schützt

Mönchengladbach · Ein Säugling, der an Masern erkrankt war: Dieser Fall sorgte im vergangenen Jahr für große Aufregung. Ärzte mahnen deshalb immer wieder einen umfassenden Impfschutz an. Nur so können gefährliche Krankheiten ausgerottet werden.

 Kinderarzt Ralph Köllges empfiehlt Impfungen.

Kinderarzt Ralph Köllges empfiehlt Impfungen.

Foto: jaba, thinkstock

Anfang des Jahres gab es in Mönchengladbach einen Masern-Verdacht. Während das junge Mädchen ohne tatsächliche Masern-Erkrankung wieder gesund ist, hatten andere deutsche Städte weniger Glück. In Leipzig war zum Beispiel eine nicht geimpfte Jugendliche an Masern erkrankt: Die Suche nach Kontaktpersonen, das Feststellen des Impfstatus im Umfeld und der Versuch, einen weiteren Ausbruch der Masern zu verhindern, standen neben der Behandlung an erster Stelle. Dies alles ist den Mönchengladbachern erspart geblieben. Was viele nicht wissen: Masern sind nicht nur meldepflichtig, sondern auch eine ernstzunehmende Krankheit mit teils schwerwiegenden Folgen.

 Ein Masern-Virus-Modell.

Ein Masern-Virus-Modell.

Foto: thinkstock / decade3d

Vergangenes Jahr blieb es nicht bei einem Verdachtsfall. Ein vier Monate alter Säugling erkrankte schwer an Masern und musste einige Zeit im Krankenhaus verbringen. Hohes Fieber, Verweigerung der Nahrungsaufnahme und Ausschlag brachten die Ärzte schnell zum Masern-Verdacht. Der Fall warf Fragen auf. Normalerweise sind Säuglinge in den ersten Wochen und Monaten durch den sogenannten "Nestschutz" geschützt. Sie profitieren vom Immunsystem der Mutter, beginnen in dieser Zeit mit der Bildung ihres eigenen Immunsystems und können mit elf bis zwölf Monaten erstmals geimpft werden. Geht ein Kleinkind in eine Kita, ist die erste Impfung bereits ab neun Monaten möglich und angeraten. Doch wie erkrankte der Säugling an Masern? Sowohl die Eltern als auch das komplette Umfeld waren lückenlos geimpft. Arztpraxen und Krankenhäuser wurden informiert, Patienten mit möglichen Symptomen sofort zu isolieren und besonders aufmerksam zu sein, um eine mögliche Ausbreitung zu reduzieren. Nach langem Analysieren aller Möglichkeiten kristallisierte sich heraus, dass die Ansteckung des Säuglings bei einer einzigen Busfahrt erfolgt sein musste. "Für Menschen mit Impfung ist eine solche Situation im Bus nicht gefährlich, sie sind ja geschützt. Problematisch ist es für diejenigen, die aus bestimmten Gründen nicht oder noch nicht geimpft sein können", erklärt der Mönchengladbacher Kinderarzt Ralph Köllges.

Impfen ist ein Thema, das oft emotional diskutiert wird. "Impfungen sind reine Prävention, man sieht die Krankheit dahinter nicht. Würde man die Krankheit sehen, würde keiner mehr fragen, ob die Maßnahmen notwendig sind oder nicht", sagt Köllges. Durch konsequentes Impfen konnten viele Krankheiten nahezu ausgerottet werden. Doch das bedeutet nicht, dass man einfach auf Impfen verzichten kann, so Köllges. Etwa durch Reisen in andere Länder kann sich ein Erreger schnell wieder ausbreiten - bis zu einer Epidemie. "Darum ist es wichtig, konsequent zu impfen und Impfungen in bestimmten Zeiträumen aufzufrischen. Ohne die notwendige zweite Impfung bleibt bei der Masern-Mumps-Röteln-Impfung zum Beispiel ein zehnprozentiges Risiko, dass sich der Impfschutz nicht vollständig aufbaut", sagt Köllges.

Auch Nebenwirkungen gibt es. Eine empfindliche Einstichstelle, leichtes Fieber oder Schlappheit sind häufige Begleiterscheinungen. Der Körper arbeitet und baut einen Impfschutz auf. Diese Reaktion ist eine gewollte. Durch eine Impfung bekommt der Körper die Chance, auf natürlichem Wege selbst Antikörper gegen die Erreger bilden zu können. Umstrittener als die Impfstoffe selbst sind oft die Zusatzstoffe. Diese sind notwendig, damit das Immunsystem Antikörper gegen die Krankheiten bildet. Mit am häufigsten werden hier Aluminium-Verbindungen aufgeführt. "Auch wenn vor allem Kombi-Impfstoffe gern kritisiert werden, so sind gerade diese die beste Möglichkeit, einen möglichst umfassenden Impfschutz zu gewährleisten und die aufzunehmenden Zusatzstoffe auf ein Minimum zu reduzieren", so Köllges.

Doch es gibt auch Impfschäden. Diese sind sehr selten. Autismus, den viele Impfgegner nennen, gehört nachweislich nicht dazu. In einem Zeitraum von fünf Jahren stellt das Robert-Koch-Institut insgesamt 169 Fälle von Impfschäden fest. Dabei ist nicht festgelegt, ob es sich um vorübergehende oder bleibende Schäden handelt. Im gleichen Zeitraum wurden mehr als 211 Millionen Impfdosen abgegeben. Ausgewertet wurden alle gemeldeten Verdachtsfälle.

(kaku)
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