Mönchengladbach Mahmud Abbas lädt Borussia nach Palästina ein

Mönchengladbach · Mahmud Abbas, der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, kam direkt von Papst Franziskus, Merkel und Gauck in die KFH. Dort bekamen 700 Zuhörer bei einem spannenden Abend einen Zipfel Weltgeschichte zu fassen.

Am Donnerstag war er bei Papst Franziskus in Rom, am Freitag bei Kanzlerin Merkel, am Samstag bei Bundespräsident Gauck — und abends in Mönchengladbach. Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas sprach auf Einladung des Initiativkreises Mönchengladbach in der Kaiser-Friedrich-Halle über "Aussichten auf Frieden im Nahen Osten".

Der Besuch zum zehnten Geburtstag des Initiativkreises war seit drei Jahren geplant. "Wir hatten großes Glück, besser hätte das Timing nicht sein können", sagt Peter Schlipköter, Ausrichter für den Initiativkreis. Palästina hat im Dezember vergangenen Jahres auf dem Weg zur Anerkennung einen historischen Erfolg erzielt: Das Land ist jetzt offiziell Staat im Beobachterstatus. Seit wenigen Wochen haben Israelis und Palästinenser eine neue Verhandlungsrunde aufgenommen mit dem Ziel, innerhalb von neun Monaten den entscheidenden Durchbruch für einen Frieden im Nahen Osten zu erreichen.

Mönchengladbach bekam am Wochenende also wieder einen Zipfel Weltgeschichte zu greifen — wie bereits im Juni bei dem Besuch von Mohamed ElBaradei, der kurz darauf fast ägyptischer Präsident geworden wäre.

Dieser politischen Brisanz entsprechend streng waren die Sicherheitsvorkehrungen. "Der Aufwand war deutlich höher als beim Dalai Lama 2008", so Schlipköter. 15 Autos einschließlich einer gepanzerten Limousine holten den Gast und sein Gefolge vom Flughafen Düsseldorf ab. Zehn Kradfahrer begleiteten den Tross. Die Polizei durchsuchte die KFH vorab mit Sprengstoff-Spürhunden. Alle Ausgänge wurden gesichert oder gesperrt. Und es wurde dafür gesorgt, dass der Präsident auf seinem Weg zur Bühne nicht mit dem Publikum in Berührung kam.

Begleitet wurde Mahmud Abbas unter anderem von seinem Außenminister, der Botschafterin in Berlin, Leibarzt, Sicherheitschef und einem TV-Journalisten, weil auch der Besuch in Mönchengladbach in den arabischen Ländern im Fernsehen zu sehen sein wird.

Dass Frieden in der Welt nur mit Frieden im Nahen Osten möglich ist, stellte der 78-Jährige in seiner Rede eindrucksvoll klar: "Das Scheitern der laufenden Verhandlungen um einen gerechten Frieden würde negative, fatale Konsequenzen für unsere Region und die Welt haben." Mit seiner freundlichen, klugen und extrem wachen Art gewann der 78-Jährige schnell die Sympathien der 700 Zuhörer. Aber es wurde auch klar: In seinen Positionen ist er absolut unnachgiebig — und wird entsprechend kein leichter Verhandlungspartner sein. Er forderte, dass Palästina ein souveräner Staat wird, mit der Hauptstadt Ostjerusalem und mit dem gesamten Gebiet, das seit 1967 besetzt ist.

Er zeigte dem Publikum die Kopie eines Verhandlungsentwurfs, auf dem der amerikanische Präsident Truman schon 1948 die Bezeichnung "Judenstaat" für Israel durchgestrichen hatte. "Das genau ist meine Position", stellte Präsident Abbas klar. Es gehe nicht um einen religiösen Konflikt, sondern um einen politischen. "Diese Verdrehung lehnen wir grundsätzlich und absolut ab, weil wir jede Form von Extremismus und Terror ablehnen." Aufschlussreich und spannend wurde der Abend nicht zuletzt durch die Fragerunde auf der Bühne mit Ex-ARD-Korrespondent Werner Sonne. Der ließ sich durch manches Ausweichen von Abbas ("Was Frau Merkel und ich besprochen haben, ist unser Geheimnis.") nicht beeindrucken und hakte unbeeindruckt nach. Wie ein Gefangener werde er befragt, blockte Abbas scherzhaft ab und blickte, je bohrender die Fragen wurden, umso demonstrativer auf seine Armbanduhr. Als Sonne auszuloten versuchte, wie unverrückbar einige palästinensische Positionen sind, antwortete der Präsident: "Dazu habe ich eine Meinung. Die werde ich aber am Verhandlungstisch sagen und nicht hier."

Auf Irans Atomwaffen angesprochen sagte er: "Ich mag grundsätzlich keine Waffen. Ich liebe den Frieden." Zur Versöhnung führe nur ein Weg: "Der Dialog." Und den können die Mönchengladbacher vielleicht bald fortsetzen. Denn aus einem Geplauder über Fußball, der in Palästina gerade an Bedeutung gewinnt, wurde eine konkrete Einladung. Borussia sei zu einem Freundschaftsspiel herzlichst eingeladen, sagte Abbas und hatte neben sich den richtigen Adressaten auf der Bühne: Denn Gastgeber für den Initiativkreis war Rolf Königs. Schlipköter traf Abbas vor dessen Weiterreise nach Litauen noch Sonntagmorgen im Düsseldorfer Hotel und heimste großes Lob ein. Präsident Abbas sagte, er sei selten so gut organisiert bei einem nicht offiziellen Besuch empfangen worden wie in Mönchengladbach.

(RP)
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