Mönchengladbach Macht's Reiners wie Bude vor zehn Jahren?

Mönchengladbach · Die Parallelen in den politischen Karrieren von Norbert Bude und Hans Wilhelm Reiners sind frappierend. Setzen sie sich fort, wird Reiners am 15. Juni Oberbürgermeister. Seine Chancen sind erheblich gestiegen. Eine Analyse.

 Die CDU hat die Stadt inzwischen mit Reiners-Plakaten zur Stichwahl überflutet. Die SPD lässt es deutlich geruhsamer angehen. Gestern plakatierte Bude Bude.

Die CDU hat die Stadt inzwischen mit Reiners-Plakaten zur Stichwahl überflutet. Die SPD lässt es deutlich geruhsamer angehen. Gestern plakatierte Bude Bude.

Foto: Ilgner (Archiv), SPD

Am 27. April 2013 stand exakt an dieser Stelle ein Artikel mit der Überschrift: "Wird Reiners der nächste Bude?" Damals ging es allein um die Frage, wer denn infrage kommt, als Kandidat für die Christdemokraten die Abtei zurückzuerobern. Zum ersten Mal tauchte da, und das nur in Hintergrundgesprächen, der Name Reiners auf. Und die Parallelen zum Amtsinhaber Bude taugten für das kleine Wortspiel. Denn Norbert Bude war einst Fraktionsgeschäftsführer der SPD. So wie Reiners jetzt. Das ist mehr ein Posten für die politischen Handwerker und Strippenzieher, nicht für die Polit-Rampensäue aus der ersten Reihe. Darum überraschte auch manchen, dass die SPD einst Bude zutraute, das Amt zu erobern, das die CDU gefühlt mindestens seit Menschengedenken innehatte. Bude trat als krasser Außenseiter gegen den damaligen CDU-Kandidaten Stefan Wimmers an. Er verlor im ersten Wahlgang standesgemäß. Der Rest ist Geschichte.

Wiederholt die sich nun? Auch Reiners ging als klarer Außenseiter gegen den in weiten Bevölkerungskreisen beliebten Bude ins Rennen. Auch er hat den ersten Wahlgang verloren - nicht annähernd so klar wie Bude 2004. Und wer die beiden Kandidaten und ihre Parteien in diesen Tagen erlebt, gewinnt so langsam das Gefühl, dass sich die Vorzeichen zu verkehren beginnen. Wimmers verlor einst, weil ihn die eigene, in verschiedene Lager zerfallene Partei nicht ausreichend unterstützte. Auch die SPD 2014 ist seit dem Nominierungsdesaster für die Kommunalwahl nicht geschlossen. Sie wirkt eher pflichtschuldig als enthusiastisch in diesem Wahlkampf. Die CDU wiederum wirkt motiviert wie seit ewigen Zeiten nicht, fast gedopt von der Gunst der Stunde, die alle zu spüren glauben. So war es auch 2004 bei der SPD gewesen.

Und dann sind da noch die puren Zahlen. Bude reichten 2004 in der Stichwahl ganze 33 296 Stimmen, um Oberbürgermeister zu werden - und zwar wegen der katastrophalen Wahlbeteiligung von nur 31,3 Prozent. Diese wird am 15. Juni kaum höher sein. Schafft Reiners die 34 342 Stimmen, die er am Sonntag im ersten Wahlgang holte, ist er wohl durch. Bude wiederum hat im Vergleich zu seiner Wiederwahl 2009 dramatisch an Stimmen verloren. Gegen Norbert Post holte er 46 005 Stimmen. Am Sonntag machten hinter seinem Namen nur noch 35 665 Mönchengladbacher ihr Kreuz. Das heißt: Ihm sind weit über 10 000 Wähler abhanden gekommen. Bude punktet bis tief ins bürgerliche Lager. Doch ist er seinen Unterstützern, die als Partei FDP oder auch CDU wählen, wichtig genug, um ein zweites Mal zur Wahl zu gehen? Und besteht nicht die Gefahr, so wie es 2004 Stefan Wimmers mit CDU-Stammwählern erging, dass diesmal einige SPD-Wähler zu Hause bleiben?

Es scheint mehr Drive auf der Seite der CDU zu sein. Und doch spricht auch vieles für den Amtsinhaber. Während der erste Wahlgang derjenige ist, wo die Parteizugehörigkeit bedeutsam ist, geht es im zweiten mehr um die Person. Das Amt hat Bude Würde und Souveränität verliehen. Zudem haben die Wähler die CDU mit großem Abstand zur stärksten Partei gemacht. Im Bestreben um politisches Gleichgewicht könnte nun mancher Wähler mehr zu Bude tendieren, um die CDU, die über Jahrzehnte ungestört ihre Kreise zog, nicht wieder auf einen Schlag zu mächtig werden zu lassen. So wäre am 15. Juni nur eines wirklich überraschend: Wenn einer der beiden weit vorne läge.

(RP)
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