Mönchengladbach Luther als Kämpfer auf dornigem Weg

Mönchengladbach · Mit einer Vernissage wird die Ausstellung Sola Gratia des Künstlers Wolfgang Franken in der Münster-Krypta eröffnet.

 Wolfgang Franken setzt sich in Bildern und Skulpturen in der Münsterkrypta mit Luther auseinander. Hier stellt er den Reformator auf dem Reichstag von Worms dar: als von Gewalt bedrohten Menschen, der fest im Glauben wurzelt.

Wolfgang Franken setzt sich in Bildern und Skulpturen in der Münsterkrypta mit Luther auseinander. Hier stellt er den Reformator auf dem Reichstag von Worms dar: als von Gewalt bedrohten Menschen, der fest im Glauben wurzelt.

Foto: Knappe

Es ist ein besonderer Ort für eine besondere Ausstellung in einem besonderen Jahr: In der atmosphärisch beeindruckenden Krypta des Münsters werden 16 Werke des Rheindahlener Künstlers Wolfgang Franken präsentiert, die sich mit Leben und Person des Reformators Martin Luther beschäftigen, dessen Thesenanschlag in Wittenberg sich in diesem Jahr zum 500. Mal jährt. Das Reformationsjahr, das mit zahlreichen Veranstaltungen gefeiert wird, war auch der Anlass für Wolfgang Franken, sich mit Luther zu befassen. Diese Auseinandersetzung mündete in eine dezidiert ökumenische Ausstellung, zu der die evangelischen und katholischen Innenstadtgemeinden gemeinsam einladen.

Bei der gut besuchten Vernissage, musikalisch glänzend begleitet durch die Geigerinnen Lydia und Nadia Haurenherm, gab Lothar Beckers, Presbyter und Historiker der evangelischen Christuskirchengemeinde, einen Abriss über die Reformationsgeschichte auch in Mönchengladbach. Er verwies dabei auf die zahlreichen gescheiterten Versuche, das Trennende zwischen den Konfessionen zu überwinden. Heute sind die katholischen und evangelischen Christen der Stadt deutlich weiter, was sich in vielen ökumenischen Aktivitäten auch und gerade im Reformationsjahr zeigt. Und natürlich in der Beschäftigung des katholischen Künstlers Franken mit der Gestalt des Reformators. "Für mich als Katholik war Martin Luther recht fremd", stellt er fest. "Aber in der Auseinandersetzung mit seinem Leben und seiner Vorstellung von Glaube und Kirche kam er mir immer näher." Am leichtesten gelang ihm die Annäherung an den stellenweise recht sperrigen Menschen Luther über das, was Franken Luthers Poesie nennt. So schuf er ein Werk zum Luther-Zitat: "Fürbitte heißt, jemandem einen Engel schicken".

Aber Franken setzt sich auch mit dem Kämpfer Luther auseinander, der nicht den bequemen, sondern den seiner Meinung nach richtigen Weg nimmt. "Er ist aus einem sicheren Leben ausgebrochen und hat den dornigen Weg gewählt", erklärt Wolfgang Franken. Auch zu diesem Gedanken hat er ein Kunstwerk geschaffen - aus altem Holz eine menschliche Figur ausgeschnitten, ein goldenes Tor markiert seinen spirituellen Weg. In seiner Farbwahl greift Franken auf die koptische Ikonographie zurück, mit der er sich schon öfter künstlerisch auseinandergesetzt hat. Gold steht dabei für den göttlichen Glanz, der die Seele erfüllt, aber auch äußerlich als Segen oder Schutz wirken kann. Deutlich wird das auch bei dem Werk, in dem sich Franken mit dem berühmten Auftritt Luthers vor dem Reichstag in Worms beschäftigt. "Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir", soll der Reformator gesagt haben. Franken übersetzt das in seine künstlerische Sprache, gibt der Figur Luthers Wurzeln statt Füße, zeigt ihn von Schwertern bedroht und geschützt von einer göttlichen Hand. Auch den vier Soli, den Säulen reformatorischer Theologie, hat sich Franken gewidmet - allein die Schrift, allein die Gnade, allein der Glaube, allein Christus. Dieses viergeteilte Werk steht im Zentrum der Ausstellung - in ökumenischer Verbundenheit direkt unter dem Marienaltar.

Die Ausstellung ist in der Münsterbasilika bis zum 8. April zu besichtigen. In drei Veranstaltungen in der Krypta werden inhaltliche Aspekte beleuchtet: Freitag, 17. März, 19 Uhr, spricht Pfarrer und Propst Dr. Peter Blättler über Luthers Grunderkenntnis Sola Gratia (Allein aus Gnade), am 31. März, 19 Uhr, referiert Pfarrer Wolfgang Hess über Luthers Auseinandersetzung mit dem beginnenden Frühkapitalismus. Und in der Finissage am Samstag, 8. April, 19.30 Uhr, ist ein Ausblick auf die Ökumene mit Bezug auf die vier Säulen der reformatorischen Theologie geplant.

(arie)
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