Porträt Nele Jung Lust auf neue Rollen am Niederrhein

Mönchengladbach · Nele Jung ist aus Berlin gekommen. Die Schauspielerin probt derzeit für Dürrenmatts "Besuch der alten Dame".

 Nele Jung (29) ist neu im Schauspiel-Ensemble des Theaters. Zurzeit sehen sie die Mönchengladbacher in der Rolle der Regan in Matthias Gehrts Inszenierung "König Lear".

Nele Jung (29) ist neu im Schauspiel-Ensemble des Theaters. Zurzeit sehen sie die Mönchengladbacher in der Rolle der Regan in Matthias Gehrts Inszenierung "König Lear".

Foto: Lothar Strücken

Wie das Leben so spielt. Eines Tages im Frühjahr saß die Schauspielerin Nele Jung in einer WG in Berlin und verglich ihre großen Pläne von einer Filmkarriere mit der wenig komfortablen Wirklichkeit, als Matthias Gehrt am Telefon war, der sie aus Dresdner Zeiten von der Bühne her kannte. Der Schauspieldirektor des Theaters fragte, ob sie nicht Lust hätte, ans Theater Krefeld und Mönchengladbach zu kommen.

Das ist ein gutes halbes Jahr her. Inzwischen haben die Gladbacher Theaterfans die 29-Jährige schon als Lears Tochter Regan in Shakespeares "König Lear" auf der großen Bühne erlebt. Seit Juli hat Nele Jung in Krefeld eine eigene Wohnung.

"Ich wollte nach sieben Spielzeiten im Festengagement freischaffend arbeiten", begründet die in Dresden geborene, in Leipzig ausgebildete und danach in Dresden und Potsdam fest engagierte Schauspielerin den mutigen Schritt, den sie Mitte 2012 wagte: in die Hauptstadt ziehen, sich einer Filmagentur anschließen und sich auf dem freien Markt behaupten. Woran es gelegen haben mag, warum die junge Frau, die schon als Marie in "Woyzeck" und als Lady Macbeth auf der Bühne stand, kein einziges Filmangebot bekam, bleibt Spekulation — das letzte Jahr war ein Film-Krisenjahr, vielleicht die Agentur nicht die beste. In Berlin also gab es nur ein Gastengagement im Gripstheater für die ambitionierte junge Frau.

"So viel Charme hatte die Freiheit gar nicht", scherzt Nele Jung heute. Nach Gehrts Anruf hat sie sich an den Niederrhein aufgemacht, sich das Ensemble angeschaut und auch die Gegend — und sich wieder fürs Ensembletheater entschieden. In Krefeld hat sie eine Wohnung von einer Kollegin übernommen, gleich zu Spielzeitbeginn musste sie ins kalte Wasser der Lear-Übernahme springen. Binnen zwei Wochen in eine bestehende Inszenierung hineinzufinden und trotz der kurzen Zeit die Figur der Regan zu entwickeln: "Die meine eigene ist und nicht nur eine bloße Übernahme", betont sie.

Vor einigen Tagen begannen die Proben für Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame", eine Produktion, bei der sie mit Regisseur Christoph Roos zusammenarbeiten wird. Ills Frau, eine Schaffnerin und eine weitere kleine Rolle sind ihre Parts in dem von Nebenfiguren wimmelnden Stück. Und bald schon werden auch die Übernahmeproben für den Schwank "Pension Schöller" beginnen, der Anfang Dezember wieder aufgenommen wird. Dort steht sie als Franziska Schöller auf der Bühne. Und zum ersten Mal vor dem Krefeld Publikum.

Was sind Nele Jungs Pläne? "Ich fange hier jetzt erst einmal an, am Ende kommt es dann ja eh anders, als man denkt", spricht sie aus Erfahrung. Sie will Land und Leute erkunden, auch wenn ihr gerade das Fahrrad geklaut wurde. Sie schätzt die dichte Theaterlandschaft um die Metropolen Köln und Düsseldorf. Vor allem aber hat sie Spaß am Beruf: "Lust auf neue Rollen und darauf, endlich wieder zu spielen."

(ark)
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