Mönchengladbach Lottobetrug für eine Villa?

Mönchengladbach · Zum Prozessauftakt um einen großangelegten Betrug mit Lotto-Spielern hat der Angeklagte vor dem Landgericht ein Teilgeständnis abgelegt. Frühere Kunden seiner Lotto-Tippgemeinschaft habe er um 570.000 Euro geprellt.

 Der Lottobetrüger wurde zu drei Jahren Haft verurteilt.

Der Lottobetrüger wurde zu drei Jahren Haft verurteilt.

Foto: ddp

Weil der Angeklagte Mitglieder einer privaten Lottospielgemeinschaft aus ganz Deutschland betrogen haben soll, muss sich seit gestern ein Mönchengladbacher (51) vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts verantworten. Der gelernte Dreher, der bisher noch nie aufgefallen war, hatte im Frühjahr 2000 eine Lottospielgemeinschaft gegründet, die sogenannte "Glücksbox".

Zahlreiche Mitglieder soll der 51-Jährige für Clubmitgliedschaften geworben haben. Den Kunden wurden offenbar Spielanteile an Lottosystemspielen versprochen. Dafür mussten die Kunden einen monatlichen Beitrag von 19 Euro bis 22 Euro zahlen. Auch an den Spieleinsätzen seiner Kunden soll sich der Angeklagte bereichert haben.

Boni-Invest-Programm

Vor vier Jahren stellte er das System "Glücksbox" ein. Die Gesetze hätten sich geändert, erfuhren die Mitglieder. Nunmehr soll er den Kunden angeboten haben, die monatlich eingezahlten Geldbeträge in gewinnbringende Märkte im Rahmen seines "Boni-Invest-Programms" anzulegen. Er versprach hohe Gewinne. Tatsächlich soll der Gladbacher die Gelder nicht in der versprochenen Weise verwendet haben. Davon soll er unter anderem eine Immobilie in der Dominikanischen Republik für 500.000 US-Dollar (360 .000 Euro) gekauft haben.

Nach einer Teilverlesung der umfangreichen Anklageschrift zogen sich die Verfahrensbeteiligten zurück. Offenbar wurde im Beratungszimmer eine Höchststrafenvereinbarung diskutiert. Danach gestand der Angeklagte einen Teil der Anklage ein. Er habe die Kunden um 570.000 Euro betrogen. "Ich habe deren Einzahlungen addiert und bin dabei auf diese Summe gekommen", erklärte der Mann auf der Anklagebank, der den Prozess zunächst schweigend verfolgt hatte. Die ersten Glücksbox-Betrugsfälle stellte das Gericht gestern ein. Mit denen habe er nichts zu tun, hatte der Lotto-Mann seine Aussage ergänzt.

Nach dem Geständnis könne der Angeklagte am Ende mit einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten rechnen, teilte der Kammervorsitzende dem Angeklagten gestern mit. Allerdings war die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklageschrift von einem Gesamtschaden im Lottobetrug von 1,5 Millionen Euro ausgegangen. Deshalb kündigte der Staatsanwalt gestern an, die Rechnung des Angeklagten über 570.000 Euro zu überprüfen. Die Wirtschaftsstrafkammer setzt den Prozess am Dienstag fort. Auf Vernehmungen von Zeugen wurde von Gericht und Staatsanwaltschaft verzichtet.

Ins Visier von Interpol-Fahndern war der Gladbacher 2008 in seiner Ferienvilla in der Dominikanischen Republik geraten, verhaftet und ausgeliefert worden.

(RP)
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