Mönchengladbach Londoner Rabbiner besucht Gladbach

Mönchengladbach · Seit gut 25 Jahren gibt es in Mönchengladbach die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Der Vorstand protestiert gegen wachsenden Antisemitismus. Vorträge und Ausstellungen sollen gegenseitiges Verstehen fördern.

 Der Vorstand der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (v.l.): Rolf Hock, Inge Steindler, Wolfgang Bußler, Ingrid Beschorner und Rolf Schimanski im Garten des Katholischen Forums an der Bettrather Straße.

Der Vorstand der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (v.l.): Rolf Hock, Inge Steindler, Wolfgang Bußler, Ingrid Beschorner und Rolf Schimanski im Garten des Katholischen Forums an der Bettrather Straße.

Foto: Detlef Ilgner

Vor 25 Jahren lud die Stadt Mönchengladbach ehemalige jüdische Mitbürger zum Besuch ein, Menschen, die sich zum großen Teil nur durch Flucht vor der Vernichtung im Holocaust retten konnten. Wenige Monate vor dem Treffen wurde in Mönchengladbach 1988 der örtliche Zweig der Gesellschaft für christlich-jüdischen Zusammenarbeit (GCJZ) gegründet.

Zu der jüngsten Welle antisemitischer Demonstrationen in Deutschland nimmt der Vorstand der Gesellschaft so Stellung: "Wir sind empört - und auch in Sorge - über die Nachrichten von den judenfeindlichen Parolen bei Demonstrationen, Übergriffen und Anschlägen der letzten Tage auf Synagogen und jüdische Einrichtungen in Deutschland. Und wir verurteilen diese Aktionen aufs Schärfste." Pfarrer Wolfgang Bußler konnte als Reaktion beobachten: "Ich habe festgestellt, dass die Polizei im Umfeld der Synagoge an der Albertusstraße wieder mehr Präsenz zeigt als früher."

Als Zeichen der Solidarität ruft die Jüdische Gemeinde Mönchengladbach zu einer Spende für Israel auf. "Die Vorsitzende, Frau Floh, hat mir versichert, dass diese Gelder keine Siedlungsprojekte in der Westbank unterstützen werden. Sie sollen vielmehr für ein Schulprojekt in Tel Aviv (Bunkerbau) verwendet werden", schreibt Vorstandsmitglied Rolf Hock.

Rund 200 Mitglieder hat die GCJZ Mönchengladbach, informiert Bußler, der katholische Vertreter im Vorstand. Die jüdische Vorsitzende, Inge Steindler, betont, dass ein enger Austausch zwischen Religionen bzw. Konfessionen wichtig für ein besseres Verständnis untereinander sei. Dabei steht auch im Fokus, den recht hohen Altersdurchschnitt der Mitglieder nach unten zu verändern, also junge Leute zu gewinnen. Diesem Ziel dient unter anderem eine Ausstellung, die vom 8. bis 26. September in der Jugendkirche "JIM" an der Albertusstraße 38 gezeigt wird. Sie trägt den Titel "Deportation ins Ghetto"und dokumentiert das Schicksal von 3014 Juden aus dem Rheinland, die im Herbst 1941 von Köln und Düsseldorf aus in das Ghetto Lodz (damals: Litzmannstadt) transportiert wurden. Nur 36 Menschen überlebten. Zur Eröffnung am 11. September, 19 Uhr, werden Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners und Hildegard Jakobs, Herausgeberin des Buches "Düsseldorf - Ghetto Litzmannstadt 1941", sprechen.

Die GCJZ veranstaltet regelmäßig Besuche von Synagogen. Schwerpunkt ihrer Veranstaltungsreihen aber sind Vortragsabende. Am 2. September, 19 Uhr, stellt die evangelische Theologin Dr. Gabriela Köster im Albertussaal die jüdische Dichterin Rose Ausländer vor. Aus London kommt der Rabbiner Jonathan Magonet, er hält am 8. September, 19 Uhr in der Jüdischen Gemeinde, Albertusstraße 54, ein Referat über die bereits in der Thora verbürgte Forderung "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst". Am 11. November spricht Georg Möllers über die Deportation von Juden nach Riga. Und am 9. Dezember informiert Michael Rubinstein in der Jüdischen Gemeinde über "Jüdisches Leben heute in NRW".

An den im Februar 2015 beginnenden Jüdischen Kulturtagen in Gladbach wird sich auch die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit mit Veranstaltungen beteiligen, informiert Ingrid Beschorner, zuständig für die Jugendaktivitäten der GCJZ.

(RP)
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