Mönchengladbach Lokalen Einzelhandel ins Netz bringen

Mönchengladbach · Mit ihrer neu entwickelten App "Pointsale" wollen zwei Jung-Unternehmer den inhabergetriebenen Einzelhandel mit dem Internet verbinden. Die Idee hinter dem Kassensystem: Lokale Händler stärken, damit sie konkurrenzfähig bleiben.

 Christoph Heinzel (li.) und Jan Hommes haben die Anwendung für Windows-8-Betriebssysteme entwickelt.

Christoph Heinzel (li.) und Jan Hommes haben die Anwendung für Windows-8-Betriebssysteme entwickelt.

Foto: Franz-Heinrich Busch sen.

Dem Fortschritt könne sich niemand verschließen, meint Christoph Heinzel und zuckt mit den Schultern. Wenn es eben nicht mehr auf die althergebrachte Art und Weise vorwärts gehe, müssten neue Wege ausprobiert werden. Zusammen mit seinem Schulfreund Jan Hommes (28) hat der 26-Jährige eine App entwickelt, die es dem lokalen Einzelhandel erleichtern soll, den Warenbestand zu erfassen und zu verwalten. Vor allem aber sollen die Händler in Zeiten des wachsenden Internethandels so ohne viel Aufwand konkurrenzfähig bleiben. Die beiden Jung-Unternehmer sind sich sicher: Wenn die Internetpräsenz stimmt, würden viele Kunden in lokalen Geschäften einkaufen.

Das Internet ist für die gebürtigen Viersener ein wichtiges Medium in ihrem Alltag. Jan Hommes ist Informatiker, Christoph Heinzel arbeitet als Entwicklungsingenieur in Gladbach. Ein Smartphone und ein Tablet liegen in Reichweite neben ihnen auf dem Tisch. Mit nur wenigen Berührungen der Touchscreens wären Einkäufe wie Medikamente, neue Kleidung und selbst Lebensmittel schnell erledigt. Die Freunde aber blicken weiter, als ihr Arm lang ist. "Der Einzelhandel wird von Onlinegeschäften aufgefressen", sagt Christoph Heinzel. Dadurch würden die Innenstädte veröden und die Einkaufstraßen, von Filialisten überflutet, überall gleich aussehen: "Das will doch niemand." Die von ihnen entwickelte App namens "Pointsale" sei an sich ein normales Kassensystem - allerdings auf dem Tablet. Die Händler könnten damit ihre Produkte in wenigen Schritten erfassen und zusätzlich zum normalen Ladenverkauf online anbieten. Außerdem könnten sie Daten - wenn vom Kunden gewünscht - wie Namen, Adressen und Telefonnummern erfassen. "Dadurch weiß man, wer Stammkunde ist, und kann beispielsweise Rabatte geben oder ihnen die Ware nach Hause liefern", sagt Heinzel.

Neu ist das Prinzip nicht. Mit der App aber sollen die Händler in der Lage sein, Produktdaten auf einen Onlinespeicher (Cloud) abzulegen. Diese würden automatisch synchronisiert, wenn online etwas verkauft wurde. "Dann muss niemand mehr mühsam manuell abgleichen, was er beispielsweise in einem oder verschiedenen Internetauktionshäusern verkauft hat, wo er womöglich auch noch Gebühren zahlen muss, sondern weiß sofort, was noch vorrätig ist", erklärt Jan Hommes. Ähnlich sei das dem Konzept, das es in der Gastronomie bereits gibt: Der Kellner nimmt die Bestellung direkt mit einem Handgerät auf und schickt sie an die zentrale Kasse und die Küche.

Um die Sicherheit seiner Daten müsse sich niemand sorgen, verspricht Christoph Heinzel. "Die werden verschlüsselt." Durch die App könne sich der Kunde außerdem im Vorfeld seines Einkaufs darüber informieren, welche Ware beim nächstgelegenen Händler vorhanden ist. "Schließlich werden 80 Prozent der Offline-Käufe bereits online vorbereitet", sagt Christoph Heinzel. "Wenn man weiß, was es gibt, kauft man eher beim lokalen Händler, als wenn man damit rechnen muss, dass man mit leeren Händen vom Einkauf zurückkommt."

Bisher existiert von "Pointsale" lediglich eine Beta-Version für Windows-8-Betriebssysteme. Einzelhändler können sie kostenlos im Internet unter www.pointsale.de herunterladen. Online ist das Kassensystem dann aber noch nicht. "Das ist der nächste Schritt", sagt Jan Hommes. Auch um die Anbindung von Scangeräten wollen sich die App-Entwickler noch kümmern. Sie rechnen damit, dass "Pointsale" im nächsten Jahr richtig anläuft. "Vor dem Weihnachtsgeschäft stellt niemand mehr sein Kassensystem um", glaubt Christoph Heinzel.

(RP)
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