Das Café in Mönchengladbach Lokale sollten große Wohnzimmer sein

Mönchengladbach · Seit 20 Jahren führt Michael Stapper das "Café" an der Wallstraße und hat damit nicht nur einen beliebten Treffpunkt für Schüler geschaffen. 2011 übernahm er die Traditionskneipe "Die Laube".

 Michael Stapper ist Chef des Cafés an der Wallstraße und der Traditionskneipe „Die Laube“ an der Viersener Straße. Viele Jahre war er Pächter des St. Vith am AltenMarkt, der ältesten Gaststätte der Stadt.

Michael Stapper ist Chef des Cafés an der Wallstraße und der Traditionskneipe „Die Laube“ an der Viersener Straße. Viele Jahre war er Pächter des St. Vith am AltenMarkt, der ältesten Gaststätte der Stadt.

Foto: Ilgner

Menschen haben nur ein Zuhause. Es sei denn, sie sind Schüler und leben in Mönchengladbach. Seit inzwischen 36 Jahren gibt es "Das Café" an der Wallstraße in der Innenstadt, seit 20 Jahren gehört es Michael Stapper. Zahllos die Freistunden, die dort von Schülergenerationen — natürlich versunken in geistigen Gesprächen — verplempert worden sind, zahllos die Wiedersehen, Pubertätsdramen, Liebes- und Freundschaftseide. "Gerade in der Weihnachtszeit", erzählt Stapper, "reservieren viele Tische. Sie besuchen ihre Familie und ihre alten Freunde. Das Café ist ein Teil ihrer Kindheit." Sieben Jahre hatte der heute 46-Jährige als Thekenkraft in dem Lokal gearbeitet, bevor er es kaufte. Nicht einen Tag hat er es bereut.

Stapper trinkt seinen Kaffee schnell an diesem Vorweihnachtsmorgen. Nur wenige Meter hinter den Fenstern des Cafés, am Ende der Kreuzung, wächst ein Bürogebäude im Minutentakt in die Höhe. Bei allem, so erzählt Stapper, ginge es ihm darum, "ein großes Wohnzimmer" einzurichten. Was der Gesellschaft, was Gladbach abhandenkomme, sei Bodenständigkeit. "Es öffnen Szene-Läden — Bubble Tea, Flatrate-Kneipen. Nach zwei Jahren sind sie weg", kritisiert der Gastronom. "Irgendwann wundern sich die Menschen, dass sie nicht mehr in Ruhe ihr Bier trinken können."

Mehrere Jahre war Stapper Pächter des St. Vith am Alten Markt, führte die älteste Gaststätte der Stadt in die Moderne, öffnete sie jüngerem Publikum. Traditionsbewusst, behutsam. Röggelchen, Eintopf, Bratkartoffeln — von "einfachem, ehrlichen Essen", spricht der Gladbacher. Fast zwei Jahre leitete Stapper auch die Klubgastronomie des TV 1848.

Seit 2011 führt er die Geschicke der Traditionskneipe "Die Laube" an der Viersener Straße. Immer parallel zum Café. Und doch, wer Stapper kennt, weiß, er ist mehr Wirt als Frühstücksgastronom, im klassischen, im guten Sinn. "Was die Menschen tagsüber erleben, das verarbeiten sie abends beim Bier", sagt der 46-Jährige. "Es gehört zu meinem Beruf, zuzuhören, still zu sein." An der Theke seien alle gleich. "Selbst wenn der Papst irgendwann durch die Türe kommt." Wenn jemand ein Lokal beträte, sollte er sich um nichts mehr kümmern müssen. "Die Mitarbeiter sollten seinen Namen kennen, sie sollten wissen, was er trinkt. Es sind diese Kleinigkeiten, die mir immer sehr wichtig waren."

"Im Maria Hilf geboren, auf der Waldhausener Straße aufgewachsen — mehr Gladbach geht nicht", sagt der Gastronom über seine Herkunft. Er sorgt sich um sie. Man fragt nach, wundert sich, doch er wiederholt: "Ich hoffe, dass es bald wieder mehr Konkurrenz gibt. Es gibt nur noch wenige Lokale in der Stadt, die die alte Kneipenkultur repräsentieren." 18 und 20 Jahre alt sind die Töchter von Michael Stapper. "Wenn sie wirklich erwachsen sind", sagt Stapper, leert die Tasse, dann zögert er — "Ich hoffe jedenfalls, dass es dann noch etwas vom alten Gladbach gibt."

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