Mönchengladbach Logistiker suchen Fachkräfte: In einigen Jahren droht ein Mangel

Mönchengladbach · Die Branche expandiert im Bezirk der Arbeitsagentur. Es gibt mehr als 100 Logistik-spezifische Berufe in der Region. Auch Ältere haben gute Chancen.

Er war Orthopädie-Techniker und SB-Bäcker. Jetzt mit 29 Jahren sattelt Daniel Berghausen noch einmal um. Und meint, seinen Traumberuf gefunden zu haben. Der Mönchengladbacher wird Berufskraftfahrer und geht beim Wickrather Logistik-Unternehmen Ernst Schruff in die Lehre. In zweieinhalb Jahren endet seine Ausbildung, und dann ist er eine Fachkraft — nicht nur auf der Straße, sondern auch bei diversen Arbeiten, die bei der Lagerlogistik anfallen. "Unsere Fahrer müssen viel können. Sie tragen eine große Verantwortung, müssen pünktlich, zuverlässig und sauber sein", sagt Klemens Große-Vehne, Seniorchef der Große-Vehne-Gruppe, zu der seit zwölf Jahren Schruff gehört.

Er hat bei Schruff jüngst fünf Berufskraftfahrer-Azubis eingestellt und zählt zu den Logistikern, die sich auf die veränderte Situation auf dem Arbeitsmarkt rechtzeitig einstellen. Denn von den 790 000 Berufskraftfahrern, die derzeit für bundesdeutsche Speditionsunternehmen "auf dem Bock" sitzen, bleiben im Jahr 2021 rund eine halbe Million übrig. Nach Meinung von Große-Vehne haben viele seiner Mitbewerber die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt: "Über die Bundeswehr, über die wir viele Jahre lang gut ausgebildete Kraftfahrer bekommen haben, kommt heute kaum noch jemand zu uns. Wenn wir nicht jetzt reagieren, droht uns in einigen Jahren ein Mangel an Fachkräften." Und er macht deutlich: Fachkräfte müssen es sein, keine Gelegenheitsfahrer.

Denn die Branche ist im Aufwind. Gerade auch in Mönchengladbach, wo Logistik Leitbranche ist. 706 kleine und mittelständische Unternehmen sind im Bezirk der Mönchengladbacher Arbeitsagentur tätig. Sie bewirtschaften mehr als 50 000 Quadratmeter Logistikflächen. "Es gibt weit über hundert Logistik-spezifische Berufe hier in der Region", sagt Arbeitsagentur-Chefin Angela Schoofs. Die Spannbreite reicht von Helfern im Lager und Transport über Berufskraftfahrer, Speditionskaufleuten bis hin zu Ingenieuren im Verkehrswesen. Rund 15 000 Männer und Frauen haben eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung — Tendenz steigend.

Langsam setzt sich bei jüngeren Menschen die Erkenntnis durch, dass Logistik für sie eine berufliche Zukunftschance hat. Vor allem auch deshalb, weil die eigentlichen Arbeiten, die zum Beispiel Etikettieren, Aufbügeln und Kommissionieren beinhaltet, nicht so schnell durch Maschinen abgelöst werden können. "Logistik bleibt Menschengeschäft", versichert Oliver Menk, Geschäftsführer der GV Logistik. Aber die Nachfrage nach Arbeitskräften kann nur mit jungen Menschen nicht gedeckt werden — eine Folge des demografischen Wandels. Deshalb braucht die Branche Menschen wie Daniel Berghausen, die für sich eine Chance suchen und sich beruflich neu orientieren.

(RP)
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