Mönchengladbach Lieber Bühne als Bratsche

Mönchengladbach · Johanna Geißler ist neu im Ensemble des Theaters Krefeld Mönchengladbach. Nach Bremen ist es ihr zweites festes Engagement. Die 31-jährige Schauspielerin hat in Babelsberg gelernt und mit einer Filmrolle drei Preise gewonnen.

 Neu im Ensemble ist die Schauspielerin Johanna Geißler. Ihre erste Rolle ist die Pflegeschwester in Erik Gedeons Songdrama "Ewig jung".

Neu im Ensemble ist die Schauspielerin Johanna Geißler. Ihre erste Rolle ist die Pflegeschwester in Erik Gedeons Songdrama "Ewig jung".

Foto: Thomas Lammertz

In ihrer Geburtsstadt Augsburg stand sie bereits im Alter von acht Jahren auf der Bühne. Johanna Geißler spielte ein blindes Mädchen, eine Art Medium. Zu dieser Rolle war sie durch eine Zeitungsmeldung und ein Casting gekommen. Nach der zehnten Vorstellung konnte sie alle Texte in der Kulisse mitsprechen. So stand für sie schon in der dritten Klasse der Berufswunsch fest: Schauspielerin.

Nach dem Abitur hätte sie sich fast anders entschieden. Da wollte sie lieber Bratsche studieren. Sie ging nach München – und studierte erst mal Dramaturgie. Dann wurde sie an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg angenommen. Jedes Jahr schaffen von über 800 Bewerbern nur rund zehn dort die Aufnahme. Von 2002 bis 2006 studierte sie in Babelsberg Schauspiel und wurde handwerklich "getrimmt", wie sie erzählt. Es war eine harte Schule, doch im Nachhinein findet Johanna Geißler diese Erfahrung sehr gut. "Wir verbrachten 15 bis 20 Stunden in der Schule."

Ursula von der Leyen als Rolle

Gut war auch die Nähe zum Film. So wirkte sie in "Die Besucher" mit, einem 38-Minuten-Kurzfilm von Ulrike Molsen aus dem Jahr 2006. Für ihre Hauptrolle erhielt sie mehrere Preise auf nordamerikanischen Filmfestivals: Best female Performance in Lakedance und Idaho Panhandle, Best Actress in Winnipeg. Fünf Jahre hat Johanna Geißler in Berlin gelebt, nach dem Studium dort auch Theater gespielt. Dann ging sie nach Bremen. Am Theater Bremen hat sie "schöne Sachen" gemacht, sie spielte die Maggie in "Die Katze auf dem heißem Blechdach", die Marie in "Woyzeck", die Lavinia, Tochter von Titus Andronicus, und die Elisabeth, die Hauptrolle in Horváths "Glaube Liebe Hoffnung." Zuletzt hat sie in Volker Löschs Stück "Alt, arm, arbeitslos" die Ministerin Ursula von der Leyen gespielt – und ihre Texte selber erfunden.

Solche aktuelle Bezüge herzustellen macht Johanna Geißler besonders Spaß. Die 1,62 Meter große Blondine mit den blaugrünen Augen freut sich jetzt auf das Rheinland. Nach Bayern, Berlin und Bremen will sie nun "die Mitte" kennenlernen. Voll Neugier erobert sie sich die Kulturszene an Rhein und Ruhr, war schon im Museum Insel Hombroich und hat den Ruhrtal-Weg mit dem Fahrrad abgefahren.

Von den Kollegen am Theater Krefeld und Mönchengladbach sei sie sehr warm empfangen worden, berichtet sie. Ihre erste Produktion, in der das Mönchengladbacher Publikum sie bereits auf der Bühne – als Schwester Johanna – kennenlernen konnte, ist das Songdrama "Ewig Jung". Danach wird sie die Warja, die Pflegetochter der Gutsbesitzerin in Tschechows Drama "Der Kirschgarten", spielen. Premiere ist am 1. Dezember in Mönchengladbach. Gerne würde sie irgendwann mal die Luise Miller, die bürgerliche Musikertochter in "Kabale und Liebe", darstellen. Was will man mit dieser "superschönen Frauenfigur" heute erzählen? So etwas findet sie einfach spannend. Doch erst mal muss Johanna Geißler eine neue Wohnung suchen.

(RP)
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