Serie Denkanstoss Liebe deine Stadt

Mönchengladbach · Nur wenn man seine Heimat richtig liebt, wird man wissen, was einem dieser Platz auf der Erde wert ist. Mit diesen Worten wünscht unser Autor Halt Pohl und All Rheydt.

Serie Denkanstoss: Liebe deine Stadt
Foto: Ilgner Detlef

Naaa - Altweiber gut überstanden? Na dann, auf ins Karnevalswochenende! Für einige eine wilde Aneinanderreihung von Partys und Feten, für andere der pure Stress, weil es von Kostüm über Sitzung und Frühschoppen bis hin zu Programm und Wagenbau eine Menge in wenigen Tagen zu organisieren gibt. Für ganz viele die Gelegenheit, sich in ein erholsames, langes Wochenende zu verabschieden. Oder das lange Wochenende für Renovierungsarbeiten zu nutzen.

Wie auch immer: Irgendwie kommt man am Karnevals-Virus nicht vorbei - es sei denn, einer der zahlreichen gerade im Umlauf befindlichen Krankheitserreger hat zugeschlagen und ganz automatisch Bettruhe verordnet. "Gut, dass wir nicht in Köln sind," sagte mir eben noch ein Mitarbeiter. "Da geht ja ohne Karneval gar nichts..." Ja, die Metropole am Rhein und die Menschen in ihr definieren sich auf eigentümliche Weise vollständig über den Karneval. In Köln hat alles irgendwie mit diesem "Fest der Feste" zu tun. Und da spielt es keine Rolle, ob man Eingeborener oder Zugereister ist. Irgendwie ist immer ein bisschen Karneval in der Stadt am Rhein.

Das erzeugt allerdings auch ein ganz eigentümliches Gefühl von Heimat, das den aus Österreich stammenden Künstler Merlin Bauer 2005 zu einem bemerkenswerten Kunstwerk inspirierte. Hoch über einer der pulsierenden Verkehrsadern der Innenstadt, in Nachbarschaft zum "Dauer-Renovierungs-Opernhaus" ist es Ihnen als Köln-Besucher sicher auch schon einmal ins Auge gefallen. In roten Schreibschrift-Lettern steht da zu lesen: "Liebe deine Stadt." Und in den zwölf Jahren seit Bestehen dieses Kunstwerks hat sich eine wahre Flut von Liebesbeweisen zu Köln in allen möglichen Formen ergossen: Vom Video über zahllose Bilder bis hin zu einem Song von Cat Ballou und Mo Torres unter Beteiligung von Ex-Nationalspieler Lukas Podolski haben sich unzählige Menschen mit diesem simplen Satz, der wie ein biblisches Gebot daherkommt, beschäftigt.

Natürlich ist der Karneval ein großer Teil dieser Liebe. Und natürlich geht es bei den Liebesbeweisen für Köln erst in zweiter Linie um die Bauwerke, die diese Stadt prägen. Immer stehen in der ersten Reihe die Eigenschaften, Liebenswürdigkeiten aber auch Eigenheiten der Menschen in dieser Stadt. Immer wieder wird schnell deutlich: Eine Stadt zu lieben, ist mehr, als die Summe ihrer Gebäude zu lieben. Da muss man schon die Menschen in dieser Stadt lieben. Obwohl eigentlich als Impuls für Diskussionen im Städtebau gedacht, setzt das Projekt "Liebe deine Stadt." von Merlin Bauer und seinem Team immer wieder neue Impulse in diese Richtung.

Und wissen Sie was? - Ich schlage Ihnen einfach einmal vor, diesen Satz auf Ihre Stadt hin zu denken. Ja, auf Mönchengladbach. "Liebe deine Stadt." Was könnte das heißen? Wie würden Sie das buchstabieren? - Die Kollegen von "Radio 90.1" haben unlängst ein wunderbares Lied vorgelegt: Mönchengladbach, meine Heimat, eine echte Heimatliebe-Hymne. Ein Song, der mitten ins Herz trifft. Klar, dahin, wo die Raute schon ist - ein weiterer, millionenfacher Liebesbeweis für ein Stück Mönchengladbach. Also - das wäre doch was für die tollen oder auch nicht so tollen Tage: "Liebe deine Stadt." Einfach mal aufschreiben, was das denn sein könnte, weitererzählen, in geselliger Runde zusammentragen. Das wird sicher spannend. Und am Ende sogar richtig fruchtbar.

Denn ich bin überzeugt davon: Nur, wenn man seine Heimat, seine Stadt richtig liebt, wird man wissen, was einem dieser Platz auf der Erde wert ist. Und man wird sicher ganz anders damit umgehen, als vielleicht gerade noch. Vielleicht schon jetzt an den tollen Tagen: Müllt man das, was man liebt, einfach so zu? In diesem Sinne: Halt Pohl und All Rheydt!

ULRICH CLANCETT IST REGIONALDEKAN UND PFARRER IN JÜCHEN

(RP)
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