Picnic Der Supermarkt der Zukunft
Mönchengladbach · In den Niederlanden ist Picnic bereits extrem erfolgreich. Nun will das Start-up auch vom Rheydter Kabelwerk aus Lebensmittel ausliefern.
Die Kunst beim Verlegen von Kabeln ist, die optimale Verbindung zwischen allen nötigen Punkten zu finden – damit möglichst wenig Kabel verbraucht wird und damit es keine Leistungsschwankungen gibt.
Insofern passt der Standort, den sich Picnic in Mönchengladbach gesichert hat, perfekt zu den eigenen Zielen. Denn das Start-up hat Flächen auf dem Gelände des Rheydter Kabelwerks angemietet, von hier aus will es in den nächsten Monaten möglichst viele der 110.000 per Elektrotransporter erreichbaren Haushalte in der Stadt mit Lebensmitteln beliefern. Und damit dabei das versprochene Zeitfenster von 20 Minuten eingehalten wird, braucht es perfekte Verbindungen – fast wie beim Verlegen von Kabeln.
2015 wurde Picnic in den Niederlanden gegründet, inzwischen beliefert man dort 175.000 Kunden in 55 Städten. Das Konzept, bei dem Waren per Smartphone bestellt und anschließend kostenlos geliefert werden, ist im Nachbarland extrem erfolgreich. Mehr als 100 Millionen Euro konnte das Gründerteam von Investoren einwerben – das schaffen nicht viele Start-ups.
Seit April versucht ein eigens dafür aufgebautes Team, auch den deutschen Markt zu erobern. In Viersen baute man dazu ein Lager für Lebensmittel auf, in Neuss mietete man sich in ein ehemaliges Fitnessstudio ein, um dort einen Umschlagplatz für die Waren zu errichten. 5000 Kunden in Neuss, Meerbusch, Kaarst und Teilen von Düsseldorf werden seitdem von hier aus beliefert.
„Innerhalb von nur wenigen Wochen nach dem Start hat sich Picnic zu dem größten Online-Lebensmittel-Einzelhändler in der Region rund um Neuss entwickelt“, sagt Frederic Knaudt zufrieden. Knaudt hat früher für die Berliner Start-up-Schmiede Rocket Internet gearbeitet, jetzt leitet er das deutsche Picnic-Gründerteam, das Rewe, Amazon und Co. überflügeln will.
In den kommenden Wochen soll nun das Geschäft in Mönchengladbach ausgerollt werden. Zunächst geht es für Picnic darum, das Angebot bekannt zu machen, es an den lokalen Bedarf anzupassen und erste Testläufe mit den 15 Elektro-Transportern zu starten. Picnic rechnet nach eigenen Angaben damit, dass der Service schon nach einigen Wochen für Verbraucher in der Region verfügbar sein wird.
Für die Stadt haben demnach gleich mehrere Gründe gesprochen. Zum einen habe man von Beginn an relativ viele App-Downloads aus Mönchengladbach registriert, sagt Knaudt. Zum anderen habe man schnell einen perfekten Standort gefunden. Und dann liegt die Stadt auch noch in unmittelbarer Nähe zum Zentrallager in Viersen – ebenfalls kein Nachteil.

16.03.2018 / Picnic-Hub in der Herrmann-Klammt-Straße 5 in Neuss. Kaveh Amiri ist Auslieferungsfahrer bei dem Start-up Picnic ___________________________ Copyright und FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Veröffentlichung ist honorarpflichtig + 7% MwSt Tel.: +49(0)177 / 7292368 / info@hansjuergenbauer.de/ www.hansjuergenbauer.de
Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)/Bauer, Hans-Jürgen (hjba)Frisches Kapital braucht das Gründerteam für die Expansion noch nicht. Die niederländische Picnic-Mutter hatte dem deutschen Ableger eine Anschubfinanzierung von 15 Millionen Euro mit auf den Weg gegeben. Und das reicht offenbar noch eine Weile. „Wir haben genügend Budget, um auch noch ein paar weitere Städte zu starten“, sagt Knaudt. Doch zunächst liegt der Fokus auf Gladbach, denn es ist wie bei den Kabeln: Wenn man es übertreibt, hat man am Ende Kabelsalat.