Mönchengladbach Laternen aus: Experte warnt

Mönchengladbach · Der Sparplan der Stadt, nachts zeitweise die Straßenbeleuchtung auszuschalten, verunsichert viele Bürger. Auch der Bund Deutscher Kriminalbeamter ist besorgt: "Das gefährdet die Sicherheit." Es gibt noch weitere Probleme.

 Die zeitweilige Abschaltung der Straßenbeleuchtung ist Teil des Sparpakets, das die Stadtverwaltung erarbeitet hat.

Die zeitweilige Abschaltung der Straßenbeleuchtung ist Teil des Sparpakets, das die Stadtverwaltung erarbeitet hat.

Foto: ulli dackweiler

140 000 Euro könnte die Stadt pro Jahr sparen, wenn sie von montags bis freitags die Straßenbeleuchtung nachts für zwei Stunden ausschalten würde. Der Sparvorschlag kam aus den Reihen der Bürger. Doch von hier kommt auch massive Kritik. Auch wenn die meisten das Laternen-Aus zwischen 1.30 und 3.30 Uhr wahrscheinlich verschlafen, sind die Befürchtungen groß, dass Einbrecher, Autoknacker, Räuber und andere "dunkle Gestalten" die Finsternis ausnutzen könnten.

Mönchengladbach: Laternen aus: Experte warnt
Foto: KLXM

Erhöhte Unfallgefahr

Die örtliche Polizei will sich zu diesem Thema nicht äußern. Dafür findet Wilfried Albishausen, Vorsitzender vom Bund Deutscher Kriminalbeamter in NRW, deutliche Worte. Er hält das Abschalten von Straßenbeleuchtungen als kommunale Sparmaßnahme schlichtweg für "kriminalitätsfördernd". "Irgendwann hört der Spaß mal auf mit dem Sparen. Die meisten Bürger zahlen Steuern — auch für die innere Sicherheit", sagt er.

Sehen und gesehen werden biete Bürgern ein Sicherheitsgefühl. "Schon zu meinen Zeiten an der Fachhochschule haben Untersuchungen zum Thema ,Städtebau und Kriminalität' ergeben, dass versteckte Hauseingänge und Sicht versperrendes Gebüsch sicherheitsgefährdend sind", sagt Albishausen. Mit der Dunkelheit verhalte es sich genauso. Auch wenn die Zahl der Tageswohnungseinbrüche in den vergangenen Jahren gestiegen sei, "nutzen Täter auch heute noch gerne den Schutz der Dunkelheit", berichtet der Kriminalist. Und noch etwas müsse beachtet werden: "Schaltet man die Beleuchtung aus, raubt man möglichen Zeugen einer Straftat die Chance, den Täter zu identifizieren. Und das, wo die Polizei immer wieder zur sozialen Kontrolle auffordere. Mehr Polizeistreifen seien auch keine Lösung, dafür fehle einfach das Personal, sagt Albishausen.

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter in Hessen hat bereits vor einem Jahr auf verschiedene Probleme beim Laternen-Aus hingewiesen: zum Beispiel auf eine erhöhte Unfallgefahr für Fußgänger. Was passiert, wenn ein Passant in der Dunkelheit über einen Blumenkübel auf dem Bürgersteig stolpert? Dürfen in dem Fall überhaupt noch Blumenkübel aufgestellt werden? Auch Autofahrer müssen aufpassen. Wer seinen Wagen an einem unbeleuchteten Straßenrand abstellt, ist verpflichtet, sein Parklicht einzuschalten.

Trotzdem sehen die Städte, in denen die Straßenlaternen bereits nachts ausgeschaltet werden, keine Sicherheitsprobleme. Aus Meerbusch, wo es seit 2006 nachts dunkel bleibt, wurde gemeldet: "Ein signifikanter Anstieg von Straftaten in Zusammenhang mit der abgeschalteten Beleuchtung ist nicht festzustellen." Und auch in Krefeld weiß man nichts von einem Kriminalitätssanstieg.

In Mönchengladbach würde der Sparvorschlag "Laternen-Aus" übrigens erst in 14 Jahren zu Buche schlagen. Erst dann hätte sich die eine Million Euro, die für die Umstellung investiert werden müsste, amortisiert.

(RP/ac)
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