Mönchengladbach Kurzfilm zeigt die Schattenseiten des Internets

Mönchengladbach · Das Projekt über Cybermobbing wurde in einem Mönchengladbacher Mehrfamilienhaus gedreht.

 Ben Braun (gespielt von Marlon Heidel) sucht auf seinem Bett das Internet nach neuen Attacken auf ihn ab.

Ben Braun (gespielt von Marlon Heidel) sucht auf seinem Bett das Internet nach neuen Attacken auf ihn ab.

Foto: Dominik Lauter

Betrübt lässt sich Ben auf sein Bett fallen. Aus seiner Hosentasche holt er sein Smartphone heraus und schaut die neuen Nachrichten und die Sozialen Netzwerke durch. In letzter Zeit sorgen gerade die für sehr viel Aufregung in Bens Schule. Mitschüler haben es auf ihn abgesehen und terrorisieren den zwölfjährigen mit Bloßstellungen im Internet. "Es wird besser" ist der Titel des Kurzfilms unter der Regie von Adi Wojaczek, der Schulmobbing, die Schattenseiten des Internets und eine kämpferische Mutter thematisiert. Immer begleitet von der Frage: Wer ist wirklich Täter oder Opfer - oder vielleicht beides zugleich?

"Der Film ist inspiriert von wahren Fällen", sagt Wojaczek in einer Pause zwischen den Szenen. Gedreht wird in einem mehrstöckigen Wohnhaus im Herzen Gladbachs. "Es gab vor allem in den letzten Jahren genügend Beispiele, zu was insbesondere Cybermobbing, also die Bloßstellung im Internet, führen kann", ist sich der Düsseldorfer Regisseur und Drehbuchautor sicher. Ben Braun, in Szene gesetzt von Marlon Heidel, leidet massiv unter der Tyrannei einiger Mitschüler. Seine Mutter Anne, gespielt von der österreichischen Schauspielerin Ursula Strauss, bekommt davon aber zunächst überhaupt nichts mit. Erst als die Situation in der Schule eskaliert, erfährt sie von den versteckten Qualen, unter denen ihr Sohn leidet. "Es ist eine sehr emotionale Rolle, die sehr reizvoll ist für mich", so Strauss. Die alleinerziehende und berufstätige Anne hatte zuvor nie etwas mit diesem Thema zu tun und wird nun mit den massiven Auswirkungen konfrontiert. Sie beschließt, für ihren Sohn zu kämpfen. "Der Film soll Aufmerksamkeit für dieses unterschätzte und oft verschwiegene Thema erregen", betont Strauss. Denn was Cybermobbing angeht, sei jeder in der Verantwortung. Heidel hat mit dieser Thematik indirekte Erfahrungen gemacht: "Es gibt Mitschüler von mir, die aufgrund von Mobbing, unter anderem im Internet, gezwungen waren, die Schule zu wechseln", erzählt der gebürtige Mühlheimer. Durch den Casting-Aufruf kam er an die Rolle des Ben. "Ich bin schon seit vier Jahren in einer Schauspielschule", erklärt der Zwölfjährige. Vorweisen kann er bereits einige Komparsenrollen, unter anderem bei "Soko Köln". Mutter Carola ist ebenfalls am Set dabei und unterstützt.

Wojaczek bedient sich bei seinen Film-Ideen oft sozialer Komponenten. So verfolgten seine vergangenen Projekte Themen wie Transgender oder das Leben mit Behinderung. "Es wird besser" wird voraussichtlich im kommenden Jahr fertiggestellt sein. Erscheinen wird der Film im Internet. "Wir setzen uns auch dafür ein, dass der Film für präventive Maßnahmen in Schulen in NRW gezeigt wird", erklärt Wojaczek. Am Filmende ist nämlich nicht klar zu erkennen, wer welche Rolle in dem Ganzen spielt. Die Kontrolle hat längst niemand mehr und die Grenzen zwischen Opfer und Täter sind fließend - auch für Ben.

(dola)
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