Schauzeit in Rheydt Kreative Ideen gegen den Leerstand

Mönchengladbach · Tschüss Tristesse. Leerstehende Ladenlokale in Rheydt sollen mit frischen Geschäftskonzepten wieder belebt werden. Kreative Köpfe können sich ab sofort für eine Zwischennutzung bewerben. Die „Schauzeit 2019“ startet am 31. August.

 In Rheydt stehen viele Geschäfte leer. „Zwischennutzer“ sollen sie bald kreativen Produkten und Aktionen füllen.

In Rheydt stehen viele Geschäfte leer. „Zwischennutzer“ sollen sie bald kreativen Produkten und Aktionen füllen.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Das Konzept ist eigentlich ganz einfach: Hausbesitzer ohne Mieter vergibt sein Ladenlokal an kreative Köpfe ohne Kapital. Dass so ein Vorhaben gelingt, hat das Quartiersmanagement Rheydt schon zweimal bewiesen. 2015 und 2017 wurden leerstehende Geschäfte zur unentgeltlichen Zwischennutzung freigegeben, und das stieß auf große Resonanz. Deshalb gibt es jetzt die dritte Auflage der „Schauzeit“, die leere und triste Schaufenster wieder mit originellen Produkten, Aktionen und Gestaltungselementen füllen soll.

Der Anblick der Rheydter City ist für Einkaufbummler ziemlich traurig. Dunkle Geschäfte, mit Papier verklebte Schaufenster findet man an jeder Ecke. „Ja, der Leerstand ist offensichtlich“, sagt auch Quartiersmanager Markus Offermann, „aber er soll nicht die ganze Wahrnehmung prägen.“ Denn neben dem Angebot der etablierten Händler gebe es auch noch viel mehr in Rheydt zu sehen. Barbara Schwinges, Initiatorin des Leerstands- und Pop-up-Store-Projekts, spricht von Sehenswürdigkeiten und Skurrilitären, aber auch von vielen Veranstaltungen in der Rheydter Innenstadt.

All das soll zusammen mit den neu belebten Geschäften vom 31. August bis zum 12. Oktober viele Besucher anlocken und für nachhaltige Erinnerungen sorgen. Die Schauzeit 2019 steht in diesem Jahr unter dem Motto „Bereit für Rheydt! Dein Trip in Hugos Heimat“, in Anlehnung an den, in Rheydt geborenen Erfindergeist Hugo Junkers. Menschen mit kreativen Geschäfts-, Produkt- oder Raumideen können sich ab sofort um ein Ladenlokal in der Rheydter City bewerben. Sie zahlen eine einmalige Teilnahmesumme (150 Euro bei Einzelpersonen, 250 Euro bei Kollektiven) und dürfen „einziehen“. Miete und Nebenkosten kommen auf die Nutzer nicht zu, dafür ist ihre Zeit im freien Laden aber auch begrenzt. Die „Schauzeit“ wurde von vier auf sechs Wochen verlängert und findet zwischen den Sommerferien und den Herbstferien statt, in einer Zeit mit besonders vielen Veranstaltungen in Rheydt.

 Katharina Hieber, Barbara Schwinges und Markus Offermann vom Quartiersmanagement sowie Katrin Jeuschnik, Projektleiterin Soziale Stadt Rheydt.

Katharina Hieber, Barbara Schwinges und Markus Offermann vom Quartiersmanagement sowie Katrin Jeuschnik, Projektleiterin Soziale Stadt Rheydt.

Foto: Gabi Peters

Nicht nur die Zwischennutzer und die Besucher von Rheydt profitieren von dem Schauzeit-Konzept, sondern auch die Hausbesitzer. „Die Eigentümer können ihre Immobilie einem breiten Publikum und damit möglichen Mietern präsentieren“, sagt Barbara Schwinges. Und: „Die Befürchtung, dass ein Zwischennutzer die Geschäftsräume abnutzt, ist völlig unbegründet. Das Gegenteil ist der Fall. Die Zwischennutzer legen alles daran, die Räume schön zu machen.“

Wie viele Immobilienbesitzer ihre leerstehenden Läden für die Schauzeit zur Verfügung stellen, steht noch nicht fest. Einige haben bereits ihr „Okay“ gegeben, mit anderen stehen noch Gesprächstermine an, wie zum Beispiel auch mit den Verantwortlichen der Rheydter Shopping-Galerie, die auch gerade Bild der Tristesse abgibt, weil viele Ladenlokale nicht genutzt werden.

Wie erfolgreich das Konzept ist, zeigen auch Zahlen: Durch das Quartiersmanagement konnten seit Winter 2016/2017 Eigentümer von 24 innerstädtischen Leerständen für Zwischennutzungen gewonnen werden. Bis heute kamen 39 Zwischennutzungen von Leerständen durch Netzwerkarbeit, Provisorium und durch die Schauzeit 2017 zustande. 3768 Quadratmeter leerstehende Flächen wurden und werden zwischengenutzt. Und einige Zwischennutzer wurden sogar zu echten Mietern.

Obwohl das Konzept sich in den vergangenen Jahren bewährt hat und sehr gut ankommt, müssen die Mitarbeiter des Quartiersmanagements immer noch viel Überzeugungsarbeit leisten: „Jede Vermittlung ist ein eigenes Projekt“, sagt Barbara Schwinges.

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