Mönchengladbach Kulturmob unter den Laternen

Mönchengladbach · Mit einem "Kulturmob" wollten Studenten der Hochschule Niederrhein und Mitglieder des Vereins Kulturkram zeigen, wie viel unbeachtetes künstlerisches Potenzial Gladbach habe.

 Mit geschminkten Gesichtern und außergewöhnlichen Aktionen überrascht diese Studentin beim Kulturmob auf der Hindenburgstraße.

Mit geschminkten Gesichtern und außergewöhnlichen Aktionen überrascht diese Studentin beim Kulturmob auf der Hindenburgstraße.

Foto: Isa Raupold

Aufmerksam machen — das war das selbst gesetzte Ziel des bereits zum fünften Mal stattfindenden "Kulturmob" in der Innenstadt. Ähnlich wie bei einem "Flashmob" platzierten sich um 15 Uhr wie aus dem Nichts Studenten der Hochschule und Mitglieder von Kulturkram und zeigten an der Hindenburgstraße ihre Performance-Aktionen.

Lena Brauer (22) und Tabea Pippke (22) verschenkten beispielsweise "lieber Zeit statt Zeug" an die Passanten. Eine Kritik an Konsumgesellschaft und menschlicher Entfremdung. "Es wäre doch schön, wenn man mal einen gemeinsamen Kochabend statt nur ein Kochbuch verschenkt. Oder statt des 100. neuen Schals eine Nackenmassage", sagten die beiden. Etwas Ruhe in das hektische Treiben des verkaufsoffenen Sonntags brachte nicht nur der "Ruheplatz zum Stehen", sondern auch Bodo Schäfer. "Ich meditiere sehr gern an öffentlichen Plätzen, auch wenn das nicht immer gesellschaftsverträglich ist", erklärte Bodo Schäfer. Er ist mit der Hauptorganisatorin des Kulturmobs, Konstanze Gottwald (28), befreundet.

Gottwald stieß vor gut drei Jahren auf die Idee zu "Kultur unter Laternen", als ihre damalige Dozentin ein Bild von in Afrika lebenden Menschen auf den Overhead- Projektor legte. Diese saßen unter elektrisch betriebenen Laternen und lasen Bücher. Das beeindruckte die Kulturpädagogikstudentin so sehr, dass sie den Kulturmob ins Leben rief.

Zuerst fand die Veranstaltung immer abends statt, wenn es schon dunkel war und die Laternen leuchteten. Doch diesmal verteilten sich die Akteure zum ersten Mal tagsüber unter den Laternen der Hindenburgstraße. "Wir wollen noch mehr Menschen erreichen, ganz gleich welchen Alters. Wir wollen zeigen, dass Mönchengladbach eine große Kulturszene besitzt", sagte die 28-Jährige. Die Reaktionen auf diese Aktion waren sehr unterschiedlich. "Viele sind irritiert", sagt Konstanze Gottwald, "aber genau das wollten wir erreichen."

Georg Bedmar (51) ging gerade an einer Laterne vorbei, als sich ein Akteur selbst mit einem langen Seil fesselte und ein Hamsterrad vor seinem Körper stetig drehte. Da habe er anfangs Beklemmung verspürt. "Ich glaube, dieser Künstler will darauf aufmerksam machen, dass der Mensch in seiner Freiheit beschränkt, gefesselt ist und nicht weiterkommt", sagte Bedmar. — Nach 30 Minuten war das ganze Spektakel dann wieder schlagartig vorbei.

(clbe)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort