Buchbesprechung Niers-Krimi Wo das Böse am Ende die Oberhand behält

Mönchengladbach · Der Mönchengladbacher Autor Christoph Güsken legt eine spannende Erzählung vor. "Tod an der Niers" heißt sie.

Vorsicht! Dieser Krimi verneint Überzeugungen von Schuld und Sühne, von ausgleichender Gerechtigkeit, die einen Verbrecher der verdienten Strafe zuführt. Nein, am Ende von Christoph Güskens neuem Krimi "Tod an der Niers", der in der Heimatstadt des in Gladbach geborenen, in Münster lebenden Schriftstellers spielt, bedarf es "des schrägen Humors" des lieben Gottes, um die verletzte Kriminalistenseele des Ermittlers Björn Grimm zu heilen. So lässt "Gott" (also: der Autor) den Täter, der durch alle Maschen der Justiznetze schlüpfen konnte, Opfer eines Anschlags werden. Auf 238 Seiten entwickelt der 57-jährige Güsken eine durch Zeitsprünge komplex durchschossene Handlung, deren Stränge sämtlich zum Verständnis der Geschichte unentbehrlich sind, die aber oft irritieren, scheinbar ins Leere, Unbegriffene führen und so den Leser auf die Folter spannen.

Ebenso wie den alternden Kommissar Grimm. Eine oberflächliche Lektüre verbietet sich bei "Tod an der Niers", in dem der Alltagsfrust zweier Kommissare - Grimm wird der junge Fabian van Dijk zur Seite gestellt, der sich zu Grimms Leidwesen als sein Schwiegersohn in spe entpuppt - die eher humoristische Note des Buches repräsentiert. Auf der anderen, beklemmenden Seite wird der Leser in eine gut 30 Jahre zurückliegende Aussteiger-Geschichte hineingezogen, die in einem verlassenen Gehöft im Emsland spielt. Die dort spielenden Episoden, die um die Amateurband "Outlaws" und ihren hirnvernebelten, dabei charismatischen Anführer kreisen, vermitteln die Hintergründe eines aktuellen Verbrechens, dem eine in der Niers tot aufgefundene Frau zum Opfer fiel.

Manche historische Linien verfolgt Christoph Güsken detailliert, andere - so den Erzählstrang um den schwerkriminellen Bandleader Quinn - lässt er ins Nirgendwo verplätschern. So dass zwar manche Verbrechen im Rückblick transparent werden, aber die daran in zweiter Reihe beteiligten Personen ungreifbar bleiben. Dazu gehört die ungeklärte Frage, warum ein vage in die Geschichte verwickelter Filmproduzent ermordet wird.

So geht die einst zwischen Grimm und seinem Klassenkameraden Ben Andersen geschlossene faustische Wette, ob das ethisch Richtige oder ein alle Regeln missachtender Egozentrismus aussichtsreicher ist, zugunsten des fiesen Machtmenschen Andersen aus. Machiavellismus als Botschaft in einem Krimi. Trotz sachlicher Mängel, darunter das Ausblenden kriminaltechnischer Möglichkeiten, am Fundort einer Leiche auch nach deren Beseitigung noch Spuren sichern zu können, bietet die intelligent arrangierte Geschichte eine spannende Lektüre.

Christoph Güsken: Tod an der Niers. Niederrhein Krimi. Köln: Emons Verlag 2015; Preis: 9,90 Euro. ISBN: 978-3-95451-504-2

(RP)
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