Mönchengladbach Wenn aus Büchern kritische Kunst wird

Mönchengladbach · Die Jahrgangsstufe Q 2 am Stiftischen Humanistischen Gymnasium verwandelte Bücher zu Kunstobjekten. Dabei verformten, sägten oder beschrifteten die Schüler Bücher ihrer Wahl. Die Arbeiten sind in der Stadtbibliothek zu sehen.

 Die Schüler Lars Thievessen, Milan Drnjaca, Sara Zabelberg und Lena Mommerskamp (von links) mit Bibliothekschefin Brigitte Behrendt (hinten, 2. von rechts) mit einigen der Buchobjekte, die in der Zentralbibliothek zu sehen sind.

Die Schüler Lars Thievessen, Milan Drnjaca, Sara Zabelberg und Lena Mommerskamp (von links) mit Bibliothekschefin Brigitte Behrendt (hinten, 2. von rechts) mit einigen der Buchobjekte, die in der Zentralbibliothek zu sehen sind.

Foto: D. Ilgner

Paul Klee, ein deutscher Maler und Grafiker, der 1940 starb, hat gesagt: "Die Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar." Das erscheint einleuchtend. Wer hat sich, beispielsweise in der Schule, nicht mit Gemälden oder Skulpturen beschäftigen müssen, in denen die Künstler gesellschaftliche Zustände oder das Lebensgefühl einer Generation darzustellen versuchten?

Noch interessanter wird es, wenn der Künstler seine Emotionen und Anregungen nicht "einfach nur" auf eine Leinwand bringt, sondern einen alltäglichen Gegenstand für sein Werk zweckentfremdet. So hielten es jetzt die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe Q2 des Stiftisch-Humanistischen Gymnasiums (Huma). Für ein Kunstprojekt innerhalb des Unterrichts gestalteten die Schüler "Buchobjekte", indem sie liebgewordene oder auch verhasste Bücher nach Lust und Laune durchsägten, durchbohrten, sogar verbrannten, verformten oder auf irgendeine Weise in eine Collage integrierten. Und das so erfolgreich, dass ihre Arbeiten geballt jetzt im Foyer der Zentralbibliothek zu bestaunen sind.

Die etwa 15 ausgestellten Werke sind vielfältig. Manche zeigen bemalte Bücher, auf denen Sprüche oder einzelne Schlagworte geschrieben stehen, es gibt aber auch solche, die beispielsweise zu einem Kehrbesen umfunktioniert wurden. Andere Buchobjekte wiederum zeigen aufgeschlagene Seiten, aus denen die wunderlichsten Dinge emporragen. So wie bei der Schülerin Sara Zabelberg, die stolz ihre Kreation eines Tagebuchs mit eingearbeitetem Blumenbouquet präsentiert. "Ich habe ein Tagebuch gewählt, weil man ja durch das Hineinschreiben auch zu einer Art Autor wird", erklärt die 17-Jährige. "Die Blumen stellen die positiven Einflüsse im Leben dar, außerdem habe ich noch typische Sätze wie ,Heute war der beste Tag meines Lebens' oder ,Ich glaube, ich bin in ihn verliebt' hineingeschrieben." Zusätzlich mit etwas Glitzer-Deko und ein paar Herzen verziert ist das Werk der Schülerin ein richtiger Blickfang geworden.

Astrid Pfennig, Kunstlehrerin am Huma, initiierte das Kunstprojekt in ihrem Unterricht. Die Idee entwickelte sich aus der landesweiten Leseaktion im vergangenen Jahr, die auch in Mönchengladbach großen Anklang fand. Im Vorfeld lernten die Schüler diverse Buchobjekte aus dem 20. Jahrhundert kennen, um die Thematik überhaupt erst einmal kennenzulernen. Im Fokus des Projektes stand jedoch nicht das bloße Gestalten und Verfremden eines Buches, sondern in erster Linie die Kritik an Büchern und deren anschließende Umsetzung. "Als eine der vordringlichsten Aufgaben des Kunstunterrichts sehe ich es, die Sehgewohnheiten auf das veränderte Terrain zu schulen", sagt Astrid Pfennig. "Gerade weil wir in der Kunst des 20. Jahrhunderts immer wieder auf Werke treffen, deren abstrakte Bildwelten kaum noch einen Bezug zur gegenständlichen Wirklichkeit erkennen lassen."

Die Ausstellung erfolgt in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek und deren Leiterin Brigitte Behrendt, die den Schülern des Huma nicht zum ersten Mal eine Ausstellung ihrer Werke ermöglichte. Noch bis zum 22. März können die Buchobjekte an der Blücherstraße besichtigt werden.

(MKi)
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