Mönchengladbach Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte

Mönchengladbach · Das raschelnde Laub. Die schlurfenden Schritte: Ich habe mich umgesehen und sofort gewusst, was passieren würde. Mein Fluchtversuch bereits im Ansatz gescheitert. Ich habe mich gewehrt und, Sie können sicher sein, auf heftigste Weise um mich geschlagen - aber ich hatte in keiner Sekunde auch nur den Hauch einer Chance.

 Der Truthahn hat für das Weihnachtsessen sein Leben gegeben.

Der Truthahn hat für das Weihnachtsessen sein Leben gegeben.

Foto: Shutterstock.com

Es war kalt. Bitterkalt. Sie haben mich dann an jenem Tag in dieses Haus geschleppt. Als sei nichts Ungewöhnliches daran! Einfach so. Sie haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, es heimlich zu tun. Aber wen hätte ich auch um Hilfe bitten können?

Nun saß ich fest. Eingeschnürt in diesen elend engen Raum. Die Tür fest verschlossen. Kein Schloss, kein Griff. Die Luft entsetzlich stickig. Panik schnürte mir den Hals zu.

Von Geburt an leide ich an furchtbarer Platzangst! Ich versuche mich zu beruhigen. Ruhig, ruhig. Vergeblich. Die Luft wird mit jeder Sekunde knapper.

Ruhe bewahren! Unbedingt. Aber leicht gesagt. Stattdessen werde ich zunehmend hysterischer. Falsch, das ist ganz falsch! Ich habe Angst! Ich ahne es, nein, ich weiß es jetzt, das hier wird mein Ende sein. Nein! Ich muss, ich muss um jeden Preis ruhig bleiben.

Mich befreien? Einen Ausweg finden? Raus hier. Wie denn? Um Gottes Willen. Die Luft glüht wie Feuer.
Da! Die Tür. Die Wüstenhitze entweicht. Sekundenlang so etwas wie Erleichterung. Endlich. Endlich! Ja, ich höre eine Stimme. Tatsächlich! Eine menschliche Stimme. Ich bin also doch nicht alleine. Ein Augenblick Aufatmen.

»Du, Annegret, Schatz, schau, der Puter ist gleich gar. Hm. Ich freu´ mich ja so. Und sieh: Es schneit. Tatsächlich. Fröhliche Weihnachten. Prost!«

Es klingt, als stößen zwei Gläser aneinander.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort