Mönchengladbach Virtuose gewinnt den Kampf um den wärmsten Blockflöten-Klang

Mönchengladbach · Die Blockflöte, erläuterte Maurice Steger, sei für ihn "ein Abenteuer, denn wie man hinein bläst, so kommt es heraus." Klingt nach Binsenweisheit. Was aber der Star auf diesem Instrument damit meint, bezeichnet ein wesentliches Merkmal der Blockflöte. Anders als bei einer guten Geige oder einem guten Konzertflügel "gibt bei der Blockflöte das Instrument nichts dazu". Ob es "ätzend" oder "poetisch" klingt, liege allein am Spieler.

 Maurice Steger beim Auftritt in der Kaiser-Friedrich-Halle.

Maurice Steger beim Auftritt in der Kaiser-Friedrich-Halle.

Foto: J. Knappe

Solche Einschätzungen erläuterte Steger vor dem 3. Meisterkonzert und ließ den Worten Taten folgen. Kompositionen italienischer Barockkomponisten spielte er mit einer Schwindel erregenden Technik. Dass er dabei erheblich mehr Töne erzeugte, als sie bei Vivaldis g-Moll-Concerto oder Veracinis a-Moll-Sonata in den Noten stehen, ist sehr wahrscheinlich. Aber das ist auch in Ordnung. Zur Entstehungszeit dieser Werke war es üblich, den Notentext durch Improvisationen auszuschmücken.

Was das Optische anbelangt, ist einiges gewöhnungsbedürftig, der breitbeinige Stand ebenso wie die Bewegungen. Aber eine optimale Flötentechnik erfordert nun mal den ganzen Körper. Dazu gehört auch, dass mitunter der Oberschenkel zur Flöte geführt wird, wenn die Hände für einen bestimmten Ton nicht mehr ausreichen. Das sieht eigenartig aus, führt aber zu erstaunlichen klanglichen Ergebnissen.

Virtuosität, so war von Steger zu erfahren, werde oft allzu kurzsichtig nur mit Schnelligkeit in Verbindung gebracht. Auf der Blockflöte bestehe die wahre Virtuosität darin, einen warmen Ton zu erzeugen. Gerade die langsamen Sätze gaben ihm Gelegenheit zu zeigen, dass er genau diese Kunst beherrscht.

Tadellos besetzt war das Ensemble, mit dem der Schweizer in die Kaiser-Friedrich-Halle gekommen war. Zunächst einmal war es gut, dass mit Cembalo (Sebastian Wienand), Theorbe sowie Barockgitarre (Daniele Caminiti) zwei Instrumente dabei waren, deren Saiten gezupft werden. Das machte den Gesamtklang fülliger.

Beide Musiker beeindruckten auch als Solisten, ebenso wie Katharina Heutjer (Barockvioline) und Andreas Fleck (Cello). Heutjer spielte Tartinis g-Moll-Violinsonate in ungewohnter Phrasierung, indem sie das Kopfthema in zwei Hälften unterteilte. Ein Maximum an Lebendigkeit war das Ergebnis.

Von jeher hat das tradierte "La Follia"-Thema Komponisten zu Variationen angeregt. Die aus einer Vivaldi-Sonate bildeten den brillanten Abschluss des Programms. Und eine zarte Hirtenweise von Vivaldi rundete als Zugabe den Abend ab.

(-tr)
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