Mönchengladbach Theaterarbeit ohne kulturelle Grenzen

Mönchengladbach · Die Rheydterin Françoise Hüsges ist Intendantin des Monsun-Theaters Hamburg. Derzeit leitet sie ein Theaterprojekt für Burkina Faso.

 Françoise Hüsges (2. von rechts) mit Tänzer Ahmed Soura (links) und Schauspielern des Monsun-Theaters in der Stadt Banfora des westafrikanischen Landes Burkina Faso.

Françoise Hüsges (2. von rechts) mit Tänzer Ahmed Soura (links) und Schauspielern des Monsun-Theaters in der Stadt Banfora des westafrikanischen Landes Burkina Faso.

Foto: Katharina Goldt

Françoise Hüsges (40) hat eine eher seltene Gabe: Wo andere nur verschlossene Türen sehen, sieht sie diese weit offen. Als ihr jüngst die Intendanz des "Monsun Theaters" angetragen wurde, reiste sie in diesem Sommer, vor Beginn der Spielzeit 2015/16, mit der Theatertruppe des ältesten Off-Theaters Hamburgs und dem Tänzer Ahmed Soura in dessen Heimatland, das westafrikanische Burkina Faso mit der Hauptstadt Ouagadougou. "Mich hat der Kulturkreis interessiert - ich wollte mir ein eigenes Bild machen. Das Land hat eine reiche Musik-und Tanztradition", sagt Hüsges. Das dortige Kooperationsensemble eines Kulturzentrums wird im Februar in Hamburg mit an dem gemeinsamen Projekt "Weit weit weg - Loins très loin" arbeiten. Das Projekt wird auch mit dem von Christoph Schlingensief initiierten Operndorf nahe Ouadagougou Austausch pflegen. Françoise Hüsges: "An der Volksbühne in Berlin habe ich damals bei Schlingensiefs Projekt ,Wahlkampf 2000' mitgearbeitet und dann mit großem Interesse die Operndorf-Aktivitäten verfolgt, die seine Frau Aino jetzt fortführt."

Der Tänzer Soura, der in Hamburg das Stück "Hauptrolle" tanzt, eröffnet in seiner Heimatstadt Banfora ein internationales Tanz- und Kulturzentrum, das auch als nachhaltiger Partner des Hamburger Monsun-Theaters eingeplant ist.

Die Liebe zum Theater erfasste Françoise Hüsges schon während ihrer Schulzeit. Aufgewachsen ist die Tochter eines Maschinenbauingenieurs, der in seinem Heimatland Türkei lebt, bei ihrer Mutter und ihrem Stiefvater in Rheydt. Françoise Geraths, so ihr Mädchenname, besuchte das Hugo-Junkers-Gymnasium. An der Bischöflichen Marienschule hatte der Schüler Martin Hüsges ein Marionettentheater gegründet. Man brachte Michael Endes "Unendliche Geschichte" und "Momo" zur Aufführung. Françoise war derart fasziniert, dass sie ihre Mitwirkung anbot. Mit der Inszenierung "Der kleine Horrorladen" verbrachte man die Zeit, die die Vorbereitung aufs Abitur noch ließ. "Wir arbeiteten viele Stunden an den Kulissen und Figuren," erinnert sie sich. Seither sind Françoise und Martin ein Paar. Sie studierte Philosophie und Mathematik in Köln, machte ein Bühnenbildpraktikum bei der Stadt Köln und schloss sich einer Studententheatergruppe an. "Alle mochten meine Aufwärmübungen - sie haben demokratisch gewählt, dass ich die Regie übernehmen sollte."

Während der Semesterferien besuchte sie Martin in Berlin und lernte dort - bei einer Hospitation am Maxim-Gorki-Theater - Dozenten und Schüler der Ernst-Busch-Hochschule kennen. "Über Hospitationen und Assistenzen in Berlin und London habe ich dann meine Ausbildung vervollständigt", berichtet die 40-Jährige.

Kurz vor dem Umzug nach Hamburg, wo Martin Hüsges inzwischen beim NDR tätig ist, kam beider Tochter zur Welt, zwei Jahre darauf der Sohn. "Durch meinen Mann, der für die ARD viel im Außendienst war, haben wir fünf Jahre in Stockholm verbracht. Da hatte ich schon gute Kontakte zum Monsun-Theater." In Schweden lernte Françoise rasch die Landessprache, und schon ein halbes Jahr später begann sie am "Königlichen Dramaten", dem Theater, an dem auch Regisseur Ingmar Bergman groß geworden war, zu arbeiten. "Lustigerweise bin ich schnell ins Schwedische reingekommen, habe Übersetzungen gemacht und zeitgenössische schwedische Stücke nach Hamburg gebracht und inszeniert." Es folgten Projekte an Hamburger Bühnen wie dem "Sprechwerk" und der Fabrik sowie Gastspiele, unter anderem in Dresden. Seit acht Jahren hat Hüsges einen Lehrauftrag für Theater an einem Hamburger Gymnasium. Parallel dazu trat die Kulturbehörde an sie heran, "ob ich etwas tun könnte für die Zusammenarbeit mit Schweden". Es entstand ein interkultureller Austausch der "Fabrik" mit einem Kulturzentrum und dem Opernhaus in Malmö. "Die interkulturelle Arbeit ist seitdem mein Steckenpferd", sagt sie. Weitere internationale Produktionen entstanden, zunächst mit St. Petersburg und nun mit Burkina Faso.

(RP)
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