Mönchengladbach: Theaterstück von Studierenden der Hochschule Niederrhein Zwischen virtueller und realer Welt

Mönchengladbach · Kulturpädagogik-Studierende der Hochschule Niederrhein inszenierten im BIS ein Stück über Pseudo-Identität im Netz.

 „EliteProblems.com“: Die Theateraufführung von Studierenden der Hochschule Niederrhein beschäftigte sich mit dem Schubladendenken in der virtuellen Welt.

„EliteProblems.com“: Die Theateraufführung von Studierenden der Hochschule Niederrhein beschäftigte sich mit dem Schubladendenken in der virtuellen Welt.

Foto: Theo Titz

Die Bitte um ein Aus- oder Ruhigstellen aller Smartphones ist vor Veranstaltungen Alltag. Beim Theater- und Filmabend von Kulturpädagogik-Studierenden der Hochschule-Niederrhein schien dieser Part schon zum Programm zu gehören. Während sich die Zuschauer vorübergehend vom Netz verabschiedeten, liefen auf der Bühne des BIS-Kulturzentrums die Mobilgeräte heiß. Hier inszenierten die Studierenden im Cross-Over von Theater und Film mit Witz, Biss und hintergründigem Ernst ein Stück über Schubladendenken und Pseudo-Identität im Netz. „EliteProblems.com“ mit dem Untertitel „Und in welche Schublade passt du?“ überschrieben die Akteure ihr Stück.

Die Darsteller jonglierten mit realen und virtuellen Begegnungen. Dabei ging es auch um Verhaltensmuster, ein vorschnelles Zuordnen von Menschen in Kategorien und „Schubladen“. Online haben etwa der tyrannische Chef und seine rebellische Mitarbeiterin einen vertrauten Umgang, ohne offline auch nur zu ahnen, wer ihr tatsächlicher virtueller Partner ist. Sämtliche Figuren des Stücks kämpfen mit irgendeinem Problem und haben den dringenden Wunsch, sich darüber auszutauschen. Dabei scheitern sie virtuell wie auch real. Es bleibt die Hoffnung auf das Portal „Eliteproblems.com“. Das verspricht die rasche Lösung jeglicher Probleme innerhalb von zehn Minuten, bietet in Wahrheit aber nur eine Warteschleife und Worthülsen. Grandios im satirisch glamourösen Auftritt begeisterten die Darstellerinnen, die das Geschäftsmodell verraten: Mit geringem Einsatz lässt sich über das Portal viel Geld und Macht gewinnen. Berührend zeigten die Bühnenakteure reale Einsamkeit und Verlorenheit im Dickicht der Welten.

In zwei Semestern haben die Studierenden mit den Dozenten Alexander Lamprecht und Jürgen Weintz das Projekt realisiert. Die inhaltliche und formale Arbeit sei in der Gegenüberstellung des konservierenden Mediums Film mit der flüchtigeren Kunstform Theater gleichermaßen wichtig gewesen, betonte Weintz. Ein Anliegen sei die Darstellung verschiedener Aggregatzustände gewesen, ohne die virtuelle Welt mit ihrem eigenen Reiz zu verteufeln. Im Arbeitsprozess hatte sich die ursprüngliche Idee von einem Stück über Grenzgänge und ein Leben am seidenen Faden zu einer Auseinandersetzung mit Problembewältigung im Spannungsfeld von realer und virtueller Welt gewandelt. „Unsere ursprüngliche Idee haben wir verloren, was aber nicht schlecht ist. Uns war es wichtig zu zeigen, dass jeder mit seinen Problemen umzugehen hat“, kommentierte Leandra Evers den Prozess. „Wir haben uns damit beschäftigt, wie Menschen im sozialen Netz vorschnell Schubladen zugeordnet werden“, ergänzte Kommilitonin Katharina Weber.

Mitwirkende: Jennifer Balthasar, Tobias Dicke, Natalie Dygutsch, Leandra Evers, Anna Feuerpfeil, Svenja Fischer, Franziska Flachs, Niklas Hackstein, Rilana Kainz, Roisin Keßler, Shiwa Messing, Celine Nesgen, Irina Pauli, Laura Peter, Katharina Rottland, Onur Sahin, Katharina Weber.

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