Mönchengladbach: Sinfonisches-Rock-Orchester auf der Bühne Klassik und Rock – das geht

Mönchengladbach · Nicht einmal zwei Tage haben sie geprobt, und dann stehen sie schon auf der Bühne. 70 Musiker und Sänger von sechs bis knapp über 60 Jahren bilden das Sinfonische-Rock-Orchester – und begeistern mit einem zweistündigen Konzert.

 David Koebele (stehend), Erfinder und Leiter des Sinfonischen-Rock-Orchesters, moderiert das Konzert.

David Koebele (stehend), Erfinder und Leiter des Sinfonischen-Rock-Orchesters, moderiert das Konzert.

Foto: Jürgen Körting

Die kleine Ira Mondal zögert. „Willst du nicht mit auf die Bühne? Willst du denn das Konzert nicht mitspielen?“, fragt David Koebele die Sechsjährige. „Ich weiß nicht, antwortet sie. „Es könnte ja sein, dass ich zwischendurch Hunger bekomme.“ Am Ende ist sie dabei – und darf sogar ein Solo auf ihrer kleinen Geige spielen. Ein Martinslied ist es, und der Applaus ist riesig.

Der Musiker und Erfinder des Sinfonischen-Rock-Orchesters David Koebele ist glücklich. Innerhalb von nur zwei Tagen haben er und sechs weitere Musikdozenten mit 70 Hobbymusikern und -sängern zwischen sechs und plus 60 Jahren ein Programm auf die Bühne gebracht, das die Zuschauer begeistert: „Die Teilnehmer haben am ersten Tag die Noten bekommen, einen Tag später musizieren sie die erlernten Stücke fast wie Profis.“

Zwei Stunden dauert das rockige Programm auf klassischen Instrumenten und mit etlichen Chorpartien in der Achim-Besgen-Halle in Schwalmtal. Dort hat der Giesenkirchener David Koebele die geeigneten Räumlichkeiten gefunden, die er für sein großes Projekt benötigt. „Für die riesige Gastfreundlichkeit bin ich sehr dankbar“, sagt er. Die Teilnehmer kommen aus Mönchengladbach, Viersen, Wegberg, Erkelenz und Waldniel. Mit „Skyfall“ startet das Konzert. Und schon beginnen die kleinsten Besucher, die mit ihren Eltern gekommen sind, zu tanzen. So sieht Begeisterung aus, so schnell springt der musikalische Funke über.

 Nathan Lange (27) beherrscht die Kunst des Fluteboxens.

Nathan Lange (27) beherrscht die Kunst des Fluteboxens.

Foto: Jürgen Körting

David Koebele bittet Mathis Weuthen ans Mikro. Der 15-Jährige hat ein Stück komponiert, „Steam of London“ heißt es, und der junge Musiker soll erklären, worum es da geht. „Es geht um die Zeit der Industrialisierung in London – es ist ein ziemlich düsteres Stück“, sagt er. Und verrät dann noch, dass er noch nie in London war. In der Tat, es ist so, wie Mathis Weuthen es gesagt hat. Die Zuhörer spüren die Schwere, die Dunkelheit, und der Rhythmus erinnert an mechanische Maschinen, die von hart arbeitenden Menschen bedient werden müssen.

Nach der Pause kündigt David Koebele den Querflötisten Nathan Lange an. Der 27-Jährige aus der Nähe von Kassel, der in Düsseldorf Flöte studiert hat, beherrscht die Kunst des Fluteboxens auf seinem Instrument. Er intoniert das griechische Volkslied „Argile mou giati svineis“ in der Version von Nicos Diminakis, die wunderschöne Melodie begleitet er mit Geräuschen und Tönen, die aus seinem Mund kommen. „Ich bin wirklich total platt“, sagt David Koebele, „wenn Nathan spielt, klingt das wie ein ganzes Orchester.“ Die Zuhörer sind komplett aus dem Häuschen.

 Mathis Weuthen (15) hat für das Konzert ein Werk komponiert.

Mathis Weuthen (15) hat für das Konzert ein Werk komponiert.

Foto: Jürgen Körting

Das „Adiemus“ von Karl Jenkins, neu arrangiert von der Konzertmeisterin und Dozentin an der Viersener Musikschule, Hannah Lenz, wird von den Instrumentalisten und Chorsängern ausgesprochen gefühlvoll vorgetragen. „Haus am See“ von Peter Fox können viele im Publikum mitsingen. Und bei der Zugabe „Stratosphere“ beweist Hannah Lenz ihre Könnerschaft. Mit unglaublicher Geschwindigkeit gleiten Finger und Bogen über die Saiten.

Ira Mondal ist ganz ruhig geworden. Versonnen streicht sich die Sechsjährige mit ihrem Geigenbogen über das Gesicht. Vermutlich träumt sie davon, einmal so gut spielen zu können wie Hannah Lenz. Das wird schon, kleine Ira!

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