Mönchengladbach Mut zur Lücke

Mönchengladbach · Die Arbeiten des Viersener Künstlers Garvin Dickhof verändern den Blick auf ganz alltägliche Gegenstände.

 Der Viersener Künstler Garvin Dickhof zeigte bereits in zahlreichen Ausstellungen am Niederrhein und im Ruhrgebiet seine Arbeiten. Bis zum 26. August sind seine Werke nun in den Räumen der NEW zu sehen.

Der Viersener Künstler Garvin Dickhof zeigte bereits in zahlreichen Ausstellungen am Niederrhein und im Ruhrgebiet seine Arbeiten. Bis zum 26. August sind seine Werke nun in den Räumen der NEW zu sehen.

Foto: Detlef Ilgner

"mind the gap" mahnt der Titel der außergewöhnlichen Ausstellung. Gezeigt werden Arbeiten des Viersener Künstlers Garvin Dickhof in den Räumen der NEW auf der Odenkirchener Straße in Mönchengladbach. Was normalerweise ein Warnhinweis auf die Kluft einer Bahnsteigkante darstellt, ist hier ein wenig anders gemeint: Denn man wird aufgefordert, auf Lücken und Zwischenräume zu achten. Die begegnen dem Besucher schon, noch bevor er die Ausstellung betritt: auf dem Platz vor dem Eingang - beinahe am Rande der Wahrnehmbarkeit - hat Garvin Dickhof zwei Pflastersteine entfernt und stattdessen zwei Glasbausteine eingesetzt, unter der eine Pflanze gedeiht. Da muss man sehr genau hinschauen, um die künstlerische Intervention zu bemerken.

Genau hinschauen: das ist ja nicht zuletzt ein Ziel der Kunst. Genau hinschauen: das tut auch Dickhof selbst. Wenn er beispielsweise unter dem Titel "GehSicht" Makrofotografien von all dem aufnimmt und zeigt, was sich so zwischen den Pflastersteinen sammelt. Vergrößert erhält ein Kronkorken, ein Plastikverschluss eine neue Dimension, eine neue und überraschende schöne Ästhetik.

Größere Zwischenräume und fragile Lücken entstehen in Dickhofs monumentalen "Archikulpturen", einem Kunstwort aus Architektur und Skulptur. Dickhof baut sie mit spielerischer Leichtigkeit aus schmalen Holzklötzen aus Buche oder Eiche. Ein gefährliches Spiel mit der Statik beginnt, wenn er die Klötze Schicht und Schicht aufbaut, sich von der entstehenden Form ebenso leiten lässt wie er die Form bestimmt. Er stapelt hoch - gelegentlich um, wie am Eröffnungsabend im Foyer der NEW - die hoch aufragende Skulptur in sich zusammen fallen zu lassen.

Aus Gliedermaßstäben, landläufig Zollstäbe genannt, entwickelt er weit ausladende Boden- oder Wandarbeiten (hierbei setzt er Zwischenräume in der Wandverkleidung ein), die in ihrem masselosen Volumen leicht und mächtig zugleich erscheinen und den Assoziationen des Betrachters freien Raum lassen. Es ist verblüffend, wie alltägliche Gegenstände sich verwandeln und den Blick auf sie verändern.

Eine weitere Werkgruppe des Künstlers umfasst Papierobjekte. Sie bestehen aus weißen Papieren, die immer gleich gefaltet, aber unterschiedlich zusammengesteckt werden. Dadurch erhalten sie eine je unterschiedliche skulpturale Form. Unter einem Glassturz präsentiert, erhalten sie eine zusätzliche Anmutung von Fragilität, Schönheit und Schützenswertem.

Garvin Dickhof wurde 1981 in Viersen geboren. Während seiner Ausbildung zum Metallgestalter kam er mit bekannten Künstlern wie Anthony Cragg, Thomas Schütte oder Georg Ettl in Kontakt, für die er Arbeiten ausführte. Nach einem Studium der Kulturpädagogik schloss er schließlich den Masterstudiengang Design Projects an. Seit seiner Zeit als Metallgestalter ist er als freier Künstler tätig. Seit 2012 gehört er zu den c/o Künstler der Stadt Mönchengladbach und ist Mitglied des BBK Niederrhein. In zahlreichen Ausstellungen am Niederrhein und im Ruhrgebiet zeigte Dickhof bislang seine Arbeiten.

Die Ausstellung "mind the gap" mit Arbeiten von Garvin Dickhof in den Räumen der NEW, Odenkirchener Straße 201, basiert auf der Zusammenarbeit zwischen dem Kulturbüro der Stadt Mönchengladbach und der NEW. Sie ist bis zum 26. August immer Montags bis Donnerstags von 8 bis 17 Uhr und Freitags von 8 bis 13 Uhr geöffnet.

(RP)
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