Mönchengladbach Mozart mit packender Eindringlichkeit

Mönchengladbach · Beim Konzert in der Grabeskirche traten der "Jugendchor am Kölner Dom" und das Orchester "Concerto Köln" auf.

 Helena Wery, die 28 Jahre junge Assistentin des Domkantors (mit dem Rücken zugewandt), leitete Chor, Orchester und Solisten.

Helena Wery, die 28 Jahre junge Assistentin des Domkantors (mit dem Rücken zugewandt), leitete Chor, Orchester und Solisten.

Foto: jörg Knappe

Bereits im sechsten Jahr erlebte die Kirche St. Elisabeth einen erfreulich intensiven Zuspruch anlässlich ihres Konzertes zum Allerheiligentag - in der eng bestuhlten Grabeskirche war auch diesmal kaum ein Platz frei. Im Jahr 2010 hatte diese Konzertreihe mit einer Aufführung des Requiems von Wolfgang Amadeus Mozart durch den von Kantor Klaus Paulsen geleiteten Münsterchor begonnen, und auch jetzt war der ergreifende Schwanengesang des zur Zeit der Entstehung bereits todkranken Komponisten das Hauptwerk der Gedenkstunde. Den "Jugendchor am Kölner Dom" - bestehend aus jungen Damen, die dem "Mädchenchor am Kölner Dom" gerade entwachsen sind, und überwiegend jungen Tenören und Bässen des "Kölner Domchores" - erlebten die aufmerksamen und merklich ergriffenen Zuhörer als einen sorgfältig geschulten Klangkörper von erfrischend jugendlicher Homogenität. Lupenreine Intonation und klare Diktion sind für die bestens geschulten Sängerinnen und Sänger eine Selbstverständlichkeit.

Das international renommierte Orchester "Concerto Köln", das seit nunmehr 30 Jahren führend im Bereich der historischen Aufführungspraxis wirkt, war den Kölner Gästen ein hochkarätiger Instrumentalpartner. Sein flexibler Klang voller Facetten bereicherte die anspruchsvollen Chorparts mit bestechender Klangschönheit.

Domkantor Oliver Sperling leitete das "Requiem" und arbeitete mit viel Temperament vor allem das "Dies irae", die Schilderung der ewigen Höllenqualen, furchterregend und plastisch heraus. Auch bei tröstlichen Passagen - beispielsweise im "Salva me" - erreichte er hohe Intensität. Doch nicht selten hätten die Zuhörer sich gewünscht, dass der Dirigent mehr Wert auf die zahlreichen Pianostellen des Werkes gelegt und auch im Orchester namentlich die brillant agierenden Blechbläser etwas zurückgenommen hätte.

Bei der das Konzert eröffnenden "Missa brevis d-Moll KV 65", die Mozart im Jahre 1769 - also als 13-Jähriger - schrieb, stand Helena Wery am Pult, die 28 Jahre junge Assistentin des Domkantors. Mit bewundernswerter Souveränität leitete sie Chor, (Streich)-Orchester sowie Solisten und arbeitete die kompositorischen Besonderheiten, die auch dieses frühe Werk schon beinhaltet, sorgfältig heraus.

Vier Solisten gaben den Vorträgen zusätzlichen Glanz. Da ist zunächst Sebastian Noack zu nennen, dessen prachtvoller Edelbass am meisten für sich einnahm. Mit sattem, farbenreichem Mezzosopran überzeugte Isabel Baumgarten, die für die erkrankte Silvia de la Muela eingesprungen war. Jan Cobow, der (wie auch Noack) inzwischen international gefragt ist, setzte seinen hellen, voluminösen Tenor ausdrucksstark ein. Ina Siedlaczeks höhensicherem, jedoch recht geradem Sopran hätte ein wenig mehr Wärme gut getan.

Am Schluss dankte anhaltender Applaus allen Mitwirkenden für eine würdevolle Stunde zu Allerheiligen, die - der Tradition entsprechend - mit einer Einführung (Gemeindereferentin Ulrike Gresse) und einem gemeinsamen Gebet begonnen hatte.

(RP)
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