Corona-Kunst im Bunker Güdderath Fledermäuse, Impfampullen und ein roter Ball
Mönchengladbach · Ein roter Ball fliegt durch die Luft und wird zum Symbol für das Coronavirus: der Circus Covidzius feierte Weltpremiere im Bunker Güdderath.
Eine Wohlfühlveranstaltung war es nicht. Kein Wunder: war und ist der Zircus Covidzius von Bernhard Petz doch eine direkte Reaktion auf die Pandemie und ihre Auswirkungen auf die Menschheit, die Gesellschaft und den Einzelnen. Das bebilderte Musikstück hatte am Sonntag Weltpremiere im Bunker Güdderath. Auf einer großen Leinwand spielte sich die von Dominik Lang gezeichnete Geschichte einer Zirkusvorstellung ab. Grundlage von Langs Bildwelt waren die Kompositionen von Petz. Die Musik ebenso wie die problematische Thematik an sich seien, erklärte Lang, seine Inspiration gewesen. Zircus Covidzius sei eine Metapher für die gesamte Pandemielage, so Petz. Den Interpretationsspielraum der Geschichte habe er so weit wie möglich gefasst. Dadurch hätten die Zuschauer die Möglichkeit für eigene Assoziationen.
Ein langes Vorspiel voller Dramatik und kakophoner Tonfolgen führte die Zuhörer in die Thematik ein, bereitete akustisch auf die Katastrophe und die damit verbundene Verunsicherung und Angst vor. Dann traten der Clown, der Pierrot und der Harlekin auf. Sie tanzten und feierten in fröhlicher und unbekümmerter Naivität – bis zum (wortwörtlichen) Erbrechen. Und immer liefen Musik und Zeichnung synchron, ergänzten, erklärten einander.
Die Zirkusdirektorin, eine Batwoman von Kopf bis Fuß mit mephistophelischer Ausstrahlung, brachte den roten Ball (oder war es nicht doch eine Bombe?) ins Spiel der Jongleure. Natürlich wurde aus dem roten Ball das Virus, wie alle Welt es als medizinische Darstellung kennengelernt hat. Und der Tanz auf der roten Bombe begann. Masken, die eine Seiltänzerin aus dem Dekolleté zog, Nager, die auf Einkaufswagen cruisten und Mauern aus Paketen bauen, herumfliegende Impfampullen: die Situation steigerte sich, bis zwei graue Männer mit Aktentasche und Aktenordner am Trapez hingen und sich scheinbar ihrem Schicksal ergaben.
Im Finale wiederholten sich die Szenen noch einmal – nur dass die Atmosphäre sich aufheizte, Menschen sich prügelten und die Fledermausdirektorin am Ende Zirkuszelt und Zirkusdiener verschwinden ließ und selbst gen Mond flog. Vielleicht sei es noch zu früh, dass Künstler direkt auf die Krise reagierten, sagte Petz. Aber einen Versuch ist es allemal wert.
