Künstlerin aus Mönchengladbach Skulpturen gegen Krieg und Gewalt

Mönchengladbach · Waltraud Knops Arbeiten werden beeinflusst von Nachrichten und Pressebildern. Auch mit dem Russland-Ukraine-Krieg setzt sie sich auseinander.

 Künstlerin Waltraud Knops vor einer ihrer Skulpturen, die die Trümmer eines Krieges zeigen.

Künstlerin Waltraud Knops vor einer ihrer Skulpturen, die die Trümmer eines Krieges zeigen.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Auf Waltraud Knops eindrucksvollstem Gemälde hält eine Mutter in einem blauen Gewand ihren nackten, toten Sohn in ihren Armen. Es erinnert an ein Motiv aus der Bildhauerkunst: Maria mit dem Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Jesu Christi in ihrem Schoß. Auch Michelangelo widmete sich diesem Motiv, seine „Piéta“ ist eine der bedeutendsten Skulpturen der Rennaissance. In ihrer „modernen Piéta“ hat die Künstlerin Pressefotos vom Krieg in Afghanistan verarbeitet. Weitere Acrylgemälde und Skulpturen gehören zu dieser Serie, sie zeigen eine Familie auf der Flucht, eine Frau auf einem Friedhof, zertrümmerte Gebäude.

Knops beschäftigt sich in ihren Werken immer mit dem, was sie quält und emotional beschäftigt. Mit dem, was in der Welt passiert – schaut man sich Nachrichten, Pressebilder und Talkshow-Gespräche an, geht es hauptsächlich um Krieg, Verzweiflung und Tod. Ihre Betroffenheit verarbeitet sie am besten, indem sie malt oder Skulpturen anfertigt: „Wenn ich kreativ bin, kann ich nicht lügen. Ich entdecke mich und sehe, wie ich bin“, sagt sie.

Auch mit dem aktuellen Russland-Ukraine-Krieg setzt sie sich künstlerisch auseinander. Sie arbeitet zur Zeit an einer Serie aus vier Skulpturen, in denen sie die Nachrichtenbilder aus der Ukraine verarbeitet. Eine der Skulpturen hat sie schon vor etwa einem halben Jahr angefertigt, lange bevor die russische Armee am 24. Februar in die Ukraine einmarschierte. Knops entschied sich, die Plastik Teil ihrer Serie werden zu lassen, weil sie thematisch gut passte. Denn in all den Jahren, in denen sie sich mit dem Thema Krieg auseinandersetzt, ist ihr eines aufgefallen: „Es sind immer die gleichen Bilder, sie werden nur in unterschiedlichen Ländern aufgenommen“. Viele ihrer Werke, darunter auch die Serie zum Afghanistankrieg, sind daher immer noch hochaktuell.

Die Menschen, die sie malt, sind meistens nackt und immer gesichtslos. „Ich reduziere die Person auf ihre Existenz. Diese zeige ich im Verhältnis ihrer Umgebung“, sagt Knops. Dabei versucht sie, Vergangenes und Gegenwärtiges miteinander zu verbinden. Sie holt Kriege und Katastrophen durch ihre Kunst wieder ins Hier und Jetzt. Kriegsfotografien, die in den schnelllebigen Medien täglich ausgewechselt werden, wirken auf eine Leinwand gemalt intensiver, zeitloser und beständiger. Und sie legt sich nicht fest: Das, was weit weg passiert, trifft sie genau so sehr wie Ereignisse im eigenen Land: „Die Berliner Mauer mit ihren Schicksalen vor und dahinter beschäftigen mich ebenso wie Massengräber im ehemaligen Jugoslawien oder auf Haiti“, sagt sie.

Knops hat erst spät, im Alter von 50 Jahren, zur Kunst gefunden – 1997, als ihre Söhne erwachsen waren. Ausschlaggebend dafür war damals ein teures Gemälde, das sie sich nicht leisten konnte. Sie traute sich aber zu, es nachmalen zu können. Wie viele andere Künstler auch startete sie mit Aquarellen. Das Malen mit den intensiven Farben beherrschte sie schnell, irgendwann „stellte sich ein Stillstand ein“.

Sie nahm sich das nächste Projekt vor. Mit Acrylfarben bemalte sie große Leinwände, arbeitete mit reinen Pigmenten, Erden und Steinmehl, um so verschiedene Farbnuancen herzustellen. Sie besuchte eine Kunstschule in Mönchengladbach, aber nur kurz. Ihr fehlte die Kritik, die sie brauchte, um sich weiterzuentwickeln.

Die bekam sie während ihrer Studienaufenthalte in der Akademie für Bildende Kunst Vulkaneifel und in der Akademie Bad Reichenhall. „Dort wurde ich auch neugierig auf Holz- und Steinarbeiten“, sagt die Künstlerin. Und so begann das nächste Projekt. In der Arbeit mit Ton, Sandstein oder Speckstein hat sie so etwas wie ihr Zuhause gefunden. Sich die nötige Expertise dafür anzueignen, habe lange gebraucht. Und auch jetzt sei die Arbeit mit diesen Materialien immer noch herausfordernd. Aber genau darum geht es ihr.

 Künstlerin Waltraud Knops vor einer ihrer Skulpturen, die die Trümmer eines Krieges zeigen.

Künstlerin Waltraud Knops vor einer ihrer Skulpturen, die die Trümmer eines Krieges zeigen.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Info Knops ist Gründungsmitglied der Künstlergruppe „Der Blaue Rheydter“. Ihre neuen Arbeiten sind in der von der Gruppe organisierten Frühjahrsausstellung im Geneikener Bahnhof zu sehen. Sie findet vom 9.  bis 10. April unter dem Titel „Neustart“ statt.

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