Seit 100 Jahren in Mönchengladbach Theatergemeinde löst sich auf

Mönchengladbach · Mit einer Feierstunde in der Brandts-Kapelle beging die Besucherorganisation ihr 100-jähriges Bestehen. Die Entscheidung, sich aufzulösen, überschattete das Jubiläum. Wie es mit dem Schultheater-Festival weitergeht, steht noch nicht fest.

 Dietmar Micha, Felix Heinrichs, Karl-Heinz Hermanns und Johannes Eschweiler bei der Jubiläumsfeier der Theatergemeinde.

Dietmar Micha, Felix Heinrichs, Karl-Heinz Hermanns und Johannes Eschweiler bei der Jubiläumsfeier der Theatergemeinde.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Dass ein Verein, der gerade sein 100-Jähriges feiert, zugleich seine Auflösung vollzieht, habe er „noch nicht erlebt“. Das sagte Johannes Eschweiler, Pastoralreferent bei der Stiftung Volksverein Mönchengladbach, in seinem Vortrag „Arbeiterschaft und kulturelle Teilhabe“ in der Brandts-Kapelle. Dorthin hatte die TheaterGemeinde Mönchengladbach zu ihrem Jubiläum eingeladen. 1922 gegründet, hat die Besucherorganisation, die sich stets dafür einsetzte, Menschen mit wenig Geld dennoch Theaterbesuche zu ermöglichen, seit jeher enge Kontakte zum Volksverein für das katholische Deutschland gepflegt. Und diese Beziehungen auch zum neuen Volksverein aufrechterhalten.

Vierter und letzter Vorsitzender der Theatergemeinde ist Dietmar Micha, der dem Verein mit seinen zuletzt 600 Mitgliedern seit 1988 vorsteht. Micha erinnerte die rund 50 Gäste bei seiner Danksagung an die „verlässliche, gute Zusammenarbeit mit der Stadt und deren Oberbürgermeistern“. Er lobte, dass zum Beispiel regelmäßig ein Stadtoberhaupt die Schirmherrschaft über die seit 1984 von der Theatergemeinde veranstalteten Schultheaterfestivals übernommen habe. „Die Verbindung zwischen Stadt und Theatergemeinde war großartig“, sagte der scheidende Vorsitzende.

Nachdem 2020 die Kooperation mit dem Stadttheater aufgrund der Pandemie ausgesetzt worden war, fanden die Partner keinen Konsens zu einem neuen Vertrag zwischen Theater und Theatergemeinde. Damit ist die zentrale Arbeitsgrundlage für den Verein entfallen. Insofern verwunderte es nicht, dass kein Vertreter des Theaters zur 100-Jahr-Feier erschien. Dagegen war OB Felix Heinrichs zur Stelle. „Das Faszinierendste für mich ist, wenn es gelingt, eine Welt, deren Existenz Jahrhunderte zurückliegen kann, auf den paar Quadratmetern einer Bühne lebendig werden zu lassen“, outete Heinrichs sich als Theaterfan. Er zollte dem Verein „großen Respekt für all das, was Sie in 100 Jahren den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt geschenkt haben“.  

Referent Eschweiler regte an, die Schultheater-Tradition wiederaufzunehmen. Das hörte Erika Forst sehr gern, die sich 37 Jahre um die vielen Akteure des Schultheater-Festivals gekümmert hatte. „Das Festival darf nicht den Bach runtergehen“, rief der scheidende Chef Micha als sein Vermächtnis in den Saal. Dazu bat er den OB um Hilfe. Der erlebte mit, wie die stellvertretende Vorsitzende Friederike Schmidt 14 Schulgruppen und Einrichtungen, die ihre diesjährigen Beiträge zum abgesagten Schultheaterfestival hatten zurückstellen müssen, mit Förderschecks und kleinen Geschenken belohnte. Den größten Scheck, 14.000 Euro, erhielt der Volksverein, Geschäftsführer Matthias Merbecks nahm ihn freudig entgegen. Auf der blauen Stofftasche mit dem Scheck prangte das Werbemotto der Theatergemeinde: „Wir lieben Theater.“

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