Szenische Lesung Die Geschichte von Maik und Tschick in der Kulturküche

Mönchengladbach · Voll besetzte Stuhlreihen, eine grandiose szenische Lesung, die zur Enttabuisierung von Sucht und psychischen Erkrankungen beitragen sollte, und lang anhaltender Applaus – diese Bilanz konnten die Veranstalter der Kulturküche ziehen.

 Szenische Lesung in der Kulturküche mit Henning Kallweit, Philipp Sommer und Carolin Schupa.

Szenische Lesung in der Kulturküche mit Henning Kallweit, Philipp Sommer und Carolin Schupa.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Im Rahmen der „Aktionswoche der seelischen Gesundheit“ hatte Regiesseurin Maja Delinić mit Dramaturg Thomas Blockhaus und dem Schauspielerteam Philipp Sommer, Henning Kallweit und Carolin Schupa den Erfolgsroman „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf aufbereitet. Der 2010 erschienene Jugendroman wurde nicht nur von Fatih Akin verfilmt, sondern ist auch als Bühnenfassung im Theater Krefeld / Mönchengladbach zu sehen. Für die Aufführung in der Kulturküche erlebte der Stoff eine weitere Bearbeitung. Dabei blieb der Kern der Geschichte erhalten und kam hervorragend zur Geltung.

„Tschick“ ist nur auf den ersten Blick eine lustige Road-Movie-Story über die abenteuerliche Fahrt des 14-jährigen Außenseiters Maik Klingenberg und Tschick in einem gestohlenen Auto. Maiks Mutter ist alkoholabhängig und sein Freund Tschick, der eigentlich Andrej Tschichatschow heißt, taucht schon mal alkoholisiert in der Schule auf. Maik findet sich selbst langweilig. Er fällt lediglich einmal auf, als er in einem Aufsatz von seiner Mutter und deren Alkoholismus berichtete, wie Philipp Sommer als Maik Klingenberg einführend erzählte. Die Mitschüler lachen und verpassen Maik den Spitznamen „Psycho“. Carolin Schupa wechselte fulminant zwischen der Rolle der Mutter und der Isa Schmidt, einem Mädchen, das die beiden auf einer Müllkippe kennenlernen. Mit ihren schauspielerischen Leistungen und bewusst sparsam eingesetzten Requisiten gelang es Philipp Sommer, Henning Kallweit und Carolin Schupa, die Geschichte ständig in Bewegung zu halten.

Dass Autor Wolfgang Herrndorf für sein Werk künstlerische Freiheit geltend machen kann und man in der Wirklichkeit versuchen würde, vor der Eskalation Hilfe anzubieten, machte die Beigeordnete Dörte Schall deutlich, die als Schirmherrin der Aktionswoche der seelischen Gesundheit an einer anschließenden Podiumsdiskussion teilnahm. Sie nutzte die Gelegenheit, um auf das Netzwerk von Hilfsangeboten für Familien in der Stadt hinzuweisen.

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