Museum Abteiberg in Mönchengladbach Kunst und Spiele zum 40. Geburtstag

Mönchengladbach · Zum besonderen Jahrestag des Musuems Abteiberg sind Party, gute Laune, Weltanschauung und Frieden Programm. Umsonst, draußen, weitgehend schauerfrei. Die Dachterrasse wurde dabei kurzerhand zur Lounge erklärt.

 Der perfekte Start ins Wochenende war die Festivalstimmung im Skulpturengarten bei „CarnevalGlobal“ mit der Afro Band und Newcomer Donia Touglo am Freitagabend.

Der perfekte Start ins Wochenende war die Festivalstimmung im Skulpturengarten bei „CarnevalGlobal“ mit der Afro Band und Newcomer Donia Touglo am Freitagabend.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Mit Donia Touglu landet am Freitagabend ein bronzeschimmernder schwarzer Käfer mit einem riesigen Facettenauge auf der Bühne im Skulpturengarten des Abteibergmuseums. Die Sängerin, Performerin und Tänzerin aus Köln ist der Stargast der „CarnevalGlobal-Fete“, die der Verein Kulturkram mit einem Heer von UnterstützerInnen zum 40. Geburtstag des Abteibergmuseums ausrichtet.

Auf der Wiese fläzen sich die Fans auf Picknickdecken und Liegestühlen und genießen den sehr, sehr lauen Sommerabend mit Bongos und psychodelischer Elektronik aufgeladenen Afro-Rhythmen, über denen Donia ihren Schwirrflug durchs Universum der guten Laune zelebriert. Ihre Stimme streift die Gefilde von Pop, Soul und Global, die Texte sprühen Lebenslust und Liebe zur selbstbewussten, von der Idee einer Respekt-gegründeten Identität beseelten Globalität. Und der Berg bebt, kaum jemand verharrt in schwüler Laziness, Donias mitreißende Körperlichkeit überträgt sich auf eine ekstatisch tanzende, zuckende Partygemeinde.

An diesem Abend – wie auch an den anderen vier des „PopParadiso“-Festivals – verwirklicht sich zumindest im Ansatz das, was Hans Hollein in den frühen 1980-ern mit dem Bau des Museums am und im Abteiberg im Sinn hatte: dass die Kunst herausfinde aus den hermetischen Guckkästen, den Tempeln des Werk-Verehrung, dass das Museum der Zukunft ein Ort der Vielfalt, der Auseinandersetzung mit den Themen der Zeit werde – im Herzen der Stadt.

 Bei „CarnevalGlobal“ interagierten die Musiker mit dem Publikum.

Bei „CarnevalGlobal“ interagierten die Musiker mit dem Publikum.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Im Skulpturengarten und auf der kurzerhand zur Lounge erklärten Dachterrasse finden sich dazu junge, junggebliebene Leute ein, die bei Ausstellungseröffnungen eher nicht zu sehen sind. „CarnevalGlobal“ ist Treffpunkt der Kreativ-Initiativen der Stadt. Etwa der Balanceakt des Vereins Freeflow, dessen Mitglieder in einer Mischung aus japanischem Figurentheater und Maskenspiel die steile Wiese unter den „Reisterrassen“ in eine Theaterbühne umfunktionieren, kreativ, integrativ, solidarisch. Ein paar Schritte weiter agieren Glitzer-Schminktanten, irgendwo stellt die Gruppe Allyship aus, im Lauf des Abends treten Dabke-Tänzer der Gladbacher Truppe Al Quds auf, das Gladbacher Duo Pa Gozá versucht sich an Lateinamerikanischem. Die Stimmung ist äußerst entspannt.

 Bühne mit grünem Ausblick: Newcomer Donia Touglo.

Bühne mit grünem Ausblick: Newcomer Donia Touglo.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)
 Elektronische Sounds sowie neue kreative und nachhaltige Ideen wurden beim MIR-Festival am Sonntag geboten. Hier ein Live-Act von Gray.

Elektronische Sounds sowie neue kreative und nachhaltige Ideen wurden beim MIR-Festival am Sonntag geboten. Hier ein Live-Act von Gray.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

 Der Sonntag gehört der Electronic-Szene. Zusammengebracht vom Verein Monnike con Moto, dem Gladbacher Kreativen-Zusammenschluss aus DJs, Musikern, Produzenten, Designern, startet schon um 12 Uhr mit dem „MIR-Festival“ ein Konzertformat, das man gemeinhin in Köln, Düsseldorf, Berlin vermuten würde. Das Team, das den alten Namen von Mönchengladbach im Namen führt, will gerade seine Stadt zu einem für die Szene angesagten Ort gestalten. Also legen erst mal die örtlichen DJs auf, bevor mit Gray eine ziemlich angesagte Live-Elektronikerin aus Köln mit ihrer Gitarre die Hoheit über die Boxen erlangt. Für den Abend ist „Komfortrauschen“ angekündigt. Schon mittags aber trudeln erste Flaneure ein, die sich vom bauchigen Pulsen aus den Boxen in Stimmung bringen lassen. Überall stehen spacige Lampenschirme herum, im Brunnen eine glitzernde Nachbildung der Raumstation „Mir“, Raketen unterm Zeltdach – Ergebnisse diverser Bastel-Aktionen im „Köntges“. Bunte Fähnchen, glänzende CD-Blüten, einen Mini-Garten mit Blumen-Pompons. Die Bochumer Gruppe Human Desaster, deren etliche Mitglieder an der Hochschule Niederrhein textil unterwegs sind, verschenkt Upcycling-Kleidung, bringt Alltagsgegenstände als Schmuck zurück in den Kreislauf, druckt das MIR-Festival-Logo per Siebdruck auf Shirts etc. An anderer Stelle gibt’s Henna-Tattoos, Yoga, eine Kunstaktion. Frieden (Mir), Nachhaltigkeit, Toleranz bilden als gemeinsame Werte eine Art Schutzschirm über der Geburtstags-Community.

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