Konzert in Citykirche Mönchengladbach Gladbacher Nachtmusik macht Publikum zu Zeitreisenden

Mönchengladbach · Das Art Ensemble NRW und Solisten stellten in der Citykirche „Liebeslieder 2.0“ vor – eine interessante Begegnung von Romantik und Moderne.

  Ein nicht alltägliches Programm bot die Gladbacher Nachtmusik in der Citykirche.

 Ein nicht alltägliches Programm bot die Gladbacher Nachtmusik in der Citykirche.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Anders als in den Anfangsjahren werde die fünfzehnte Gladbacher Nachtmusik nicht bis zur mitternächtlichen Stunde dauern, verriet zu Beginn Miro Dobrowolny in der Citykirche. In der relativen Kürze von etwa 100 Minuten verwandelte der Dirigent des ART Ensembles NRW das Publikum im ersten von zwei Konzerten zu Zeitreisenden zwischen Romantik und Avantgarde. Unter dem Titel „Liebeslieder 2.0“ in der begrifflichen Verknüpfung von Kunstlied und informationstechnologischem Schlagwort erklangen sechs zeitübergreifende Begegnungen. Unter Dobrowolnys Leitung servierten Orchester und vier Gesangssolisten in gleichmäßigen Wechseln Liebeslieder und Walzer aus Brahms Schaffen sowie in diesem Jahr geschriebene, musikalische „Kommentare“ darauf.

Für die Aufführung hatte Nachmusik-Organisator Dobrowolny die Komponisten-Kollegen Claes Biehl, Erik Janson, Theodor Pauß, Odilo Klasen und Norbert Laufer um eine zweifache Auseinandersetzung mit Brahms Schaffen gebeten. Da die Originallieder für Gesang und vierhändiges Klavier geschrieben sind, mussten die Beteiligten zunächst eine Instrumentierung ohne inhaltliche Veränderungen für die Besetzung mit dem Art Ensemble NRW schreiben. Die Kommentare aber sind geprägt von zeitgenössischen Stilelementen und Techniken.

Dobrowolny ergänzte die Kompositionsbeiträge um eine „Response“ auf Brahms Lied „Nicht wandle, mein Licht“. Zum Thema Sprechvogel übernimmt er Brahms’ Liedaufbau für die eigene Struktur. Analog zum Original ist auch in seinem Lied ein Teil kompakter und ein anderer lyrischer. Die Solisten setzten faszinierend die Sprechrhythmen um, a capella wie auch zur kammermusikalischen Besetzung.

Sie und das Instrumentalensemble meisterten ausdrucksstark und wandlungsfähig die Herausforderung, beständig zwischen sehr unterschiedlichen Techniken und Stilelementen von Romantik und Avantgarde zu wechseln. Rosha Fitzhowle (Sopran), Natalie Hüskens (Alt), Scott Wellstead (Tenor) und Gregor Finke (Bass) brachten in den zeitgenössischen Antworten eindrucksvoll Flüstern, Zischen, Lautmalereien und rhythmisches Sprechen ein.

Das Duo Pawel Kuterbach und Theodor Pauß interpretierte im zweiten Konzert fünf Kompositionen aus Gegenwart und jüngerer Vergangenheit, darunter ein von Pauß als feinsinniger Dialog angelegtes Werk. Der gewählte Titel „Aus der Tiefe“ spielte auf die Wahl der Instrumente Bass- und Kontrabassklarinette als Dialogpartner des Klaviers an. Ein Hauch von Melancholie lag in der Interpretation von Castérès „Erinnerungen für Bassklarinette und Klavier“. Zu Markowskis „Tarantula“ beendeten Pianist Pauß und Bassklarinettist Kuterbach die Nachtmusik im temperamentvoll pulsierenden Spiel.

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