Ausstellung in Mönchengladbach Treffpunkt am Schrank von Ramon Haze
Gladbach · Schülerinnen des Gymnasiums am Geroweiher begeisterten in der aktuellen Ausstellung mit einer experimenteller Führung.
Einst habe der Weg zur Sammlung des Ramon Haze durch dessen Schrank geführt. Doch für die Ausstellung im Museum Abteiberg sollte die Situation nicht so dramatisch aufgebrochen werden, behauptete Andreas Grahl. Als einer der beiden „Schergen“ des fiktiven Künstlers, Kunstdetektivs und Sammlers Ramon Haze signierte er mit Holmer Feldmann die erweiterte Neuauflage des von ihnen veröffentlichten Künstlerbuchs. Inmitten der Exponate zur Ausstellung „Der Schrank von Ramon Haze“ betonte Grahl die Vision des Künstlers und Sammlers, der in der Zukunft lebt und aus dieser Perspektive die Kunst der für ihn längst vergangenen Kulturepoche der Hochtechnologiezeit sammelt.
„Wir sitzen hier im Wohnzimmer des Ramon Haze“, so Grahl mit Blick auf den titelgebenden Schrank. Im Rahmenprogramm zur Ausstellung war die Szenerie ebenso Ausgangspunkt für eine experimentelle Führung durch die Präsentation. Die Führung ist Teil einer Kooperation zwischen dem Museum und dem Gymnasium am Geroweiher. Im Vorfeld hatten Schülerinnen und ein Schüler des Deutsch-Leistungskurses Qualifikationsphase I sich intensiv mit dem Museum und der aktuellen Ausstellung auseinandergesetzt. Aus dem Gedanken, die optischen Eindrücke um Texte zu ergänzen, entstand die Idee zur Textedition. „Die Schüler haben durch das Projekt eine ganz andere Reflexionsebene gefunden und erlebt, wie Kunst den Blick weitet“, hob Schulleiter und Deutschlehrer Christian Dern hervor.
Melina Tillmann und Nadine Reichert übernahmen an diesem Abend die experimentelle Führung und trafen sich im „Wohnzimmer“. Der Weg durch die Präsentation setzte sich im lebendigen Austausch auch mit unterschiedlichen Positionen im Umgang mit Kunst auseinander. Nadine gab die schwärmerische, gut informierte Kunstexpertin und Melina rebellisch die skeptische Opposition. Gemeinsam begeisterten die Siebzehnjährigen mit einer Führung, die informativ und ironisch gewürzt die Frage nach Kunst und deren Rezeption hinterfragte.
Vor dem Industrieregal mit Duchamps Urinalen berichtete Nadine mitfühlend, der Künstler habe die Objekte in einem Dresdner Keller verstecken müssen und niemals mehr zurückholen können. Melina begehrte gegen einen solchen heiligen Ernst mit diabolischem Lächeln und provokanten Fragen auf. Melina gab aber nicht nur die Rebellin, sondern berührte ebenso mit emotionaler Schilderung ihres Lieblingswerkes.
Alexandra Jagorz hatte federführend die Schülerbeiträge für die Textedition zur Ausstellung koordiniert. „Am Anfang haben wir nichts verstanden. Darum sind auch manche abgesprungen. Sie haben nicht den Nervenkitzel gespürt. Wir haben gesehen, da passiert etwas, das wir so in der Schule nicht lernen können. Es gibt Sachen, die man nicht direkt sieht, die aber doch da sind und magisch wirken“, so Alexandra bei der Präsentation der Textedition. Hausherrin Susanne Titz war begeistert von Einsatz und Sensibilität der Beteiligten. „Es tut dem Museum gut, wenn ihr da seid“, sagte sie den Jugendlichen.