Theater in Mönchengladbach Sturm und Drang auf der Schauspielbühne

Mönchengladbach · Matthias Gehrt inszeniert Friedrich Schillers Drama „Die Räuber“. Bei einer Matinee gab es jetzt erste Einblicke.

 „Die Räuber“ wird ab dem 19. Januar am Theater in Mönchengladbach aufgeführt. Jetzt gab es die Matinee.

„Die Räuber“ wird ab dem 19. Januar am Theater in Mönchengladbach aufgeführt. Jetzt gab es die Matinee.

Foto: Matthias Stutte

Die Meinung Marcel Reich-Ranickis zu Schillers „Die Räuber“ klang eindeutig: „Ein Blödsinn sondergleichen. Ein schändliches Stück, lächerlich und albern“, bescheinigte der „Literaturpapst“ dem Dichter, der zum Zeitpunkt der Uraufführung seines Dramen-Erstlings 21 Jahre alt war. Schauspieldramaturg Thomas Blockhaus belustigte die 100 Besucher der Matinee in der Theaterbar, indem er Reich-Ranicki im O-Ton präsentierte. Nach einer Stunde meldete sich MRR erneut zu Wort, doch diesmal klang sein Urteil anders: „Eines der schönsten Stücke der deutschen Literatur.“

Schauspieldirektor Matthias Gehrt, der „Die Räuber“, die auf den Tag genau 237 Jahre vor der Matinee am Mannheimer Nationaltheater uraufgeführt worden waren (13. Januar 1782), inszeniert, bestätigte teilweise Marcel Reich-Ranickis Verdikt: „Der Vorwurf von Trivialität und Kolportage stimmt schon, das Stück strotzt vor Unwahrscheinlichkeiten.“ Dennoch habe Friedrich Schillers Frühwerk, mit dem dieser berühmt wurde, uns heute viel zu sagen. Gehrt: „Sein Thema ist die Entfesselung von Gewalt, er zeigt die zerstörerische Kraft, die Gewalt annimmt, wenn man den Geist aus der Flasche lässt.“ Gehrt bekennt sich zugleich zur „Sprachmacht“ Schillers.

Die Handlung wird durch eine Intrige von Franz Moor, benachteiligter zweitgeborener Bruder des Grafensohns Karl Moor, ausgelöst. Der verbitterte Franz fängt einen Reuebrief seines ein wildes Studentenleben führenden Bruders an den Vater ab, fälscht das Schreiben, um das erhoffte Recht auf Erbfolge und die schöne Amalia zu erringen. Karl geht in den Untergrund, wird Hauptmann einer Räuberbande. Dass die Entwicklung nur tragisch ausgehen kann, versteht sich bei der Anlage des Dramas, das literaturgeschichtlich dem „Sturm und Drang“ zuzurechnen ist. Bei Schiller verbinden sich darin Positionen der Aufklärung und jugendliches Rebellentum.

Gehrt hat das etwa fünf Stunden beanspruchende Schauspiel auf die Hälfte gekürzt. „Wir konzentrieren uns auf den Erzählstrang, dabei lassen wir Verästelungen weg.“ Seine Fassung beschränkt das Personal auf sechs Akteure, wobei bis auf Joachim Henschke als der alte Graf von Moor alle in wechselnde Rollen schlüpfen. Und, das ist die Spezialität der Bühneneinrichtung, die vier Schauspieler und eine Schauspielerin (Vera Maria Schmidt als Amalia) sprechen manche Textblöcke chorisch. Proben dieses Regiekniffs lieferten Schmidt, Ronny Tomiska und Adrian Linke als Sprechchor ab. Krankheitsbedingt fehlten Henning Kallweit (Franz) und Philipp Sommer (Karl).

Für das Bühnenbild hat Gabriele Trinczek im Vorjahr den Theater-Oscar der Rheinischen Post bekommen. Sie bringt, so Gehrt, ein mobiles Kabinett im Stil des 18. Jahrhunderts auf die Bühne, in dessen hinterem Winkel der alte Moor „wie die Spinne im Netz“ haust. Für die Kampfszenen „haben wir die ganze Waffenkammer des Theaters geplündert“, so der Regisseur. Es geht also hoch her.

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