Sängerin am Theater Mönchengladbach Gabriela Kuhn, die Frau fürs Bunte

Mönchengladbach · Oper, Operette oder Musical – Hauptsache nicht langweilig. So lautet das Credo der Sängerin Gabriela Kuhn. Entdeckt wurde sie als 16-Jährige von einem Star der Branche. Später hat sie bei Peter Weck in der Uraufführung von „Elisabeth“ gesungen.

 Gabriela Kuhn in der Solo-Rolle in Georg Kreislers Musical „Lola Blau“.

Gabriela Kuhn in der Solo-Rolle in Georg Kreislers Musical „Lola Blau“.

Foto: Matthias Stutte

„Das Theater hat mich mein ganzes Leben begleitet“, erzählt Gabriela Kuhn, „von klein auf bin ich da kontinuierlich hineingewachsen.“ Im Musikensemble des Theaters Krefeld und Mönchengladbach gehört sie zu den wandlungsfähigsten Sängerinnen.

Das „Münchner Kindl“, das mit seinen Eltern aber bereits im fünften Lebensjahr seine Geburtsstadt verließ, wuchs in Pforzheim auf. Am dortigen Theater gab es ein Kinderballett. Kuhn durfte nach einigen Jahren intensiver Schulung schon während der Schulzeit ins „große“ Ballett wechseln und in kleinen Auftritten auf der Bühne stehen. Alle diese Unternehmungen begleiteten ihre Eltern, die keinerlei Bezug zu Musik und Theater hatten, mit Wohlwollen.

Einzig der Großvater mütterlicherseits war Tenorsolist am Kurtheater Bad Kreuznach – vielleicht bewahrheitete sich hier die These, dass besondere Begabungen eine Generation überspringen.

In Teenagerzeiten kam zur Ballettbegeisterung der Wunsch Sängerin zu werden, und die Eltern fuhren mit ihrer Tochter in die Musikhochschule Würzburg zum offenen Vorsingen, das keine Geringere als die berühmte Sängerin Ingeborg Hallstein leitete. Sie nahm die 16-Jährige sofort als Gaststudentin an – nach dem Abitur wurde sie dann Vollstudentin in der Klasse der international gefeierten Sopranistin.

 Gabriela Kuhn in „Otello darf nicht platzen“.

Gabriela Kuhn in „Otello darf nicht platzen“.

Foto: Matthias Stutte

Neben klassischem Gesang konnten die Eleven in Würzburg auch Musical belegen, was der vielseitig interessierten Studentin sehr entgegenkam. Überhaupt schwärmt sie von einer betont praxisbezogenen Ausbildung an dieser Hochschule, die ihr schon vor dem Examen ermöglichte, im Theater Pforzheim, wo sie später auch ihr erstes Festengagement bekam, kleine Rollen zu übernehmen. Ihre erste Hauptrolle war der Oliver im gleichnamigen Musical von Lionel Bart nach dem Roman „Oliver Twist“ von Charles Dickens. Die nächste Station der Sängerin war Lüneburg, dort war sie die Maria in „West SideStory“ und die Gigi.

In Hamburg beteiligte sich Gabriela Kuhn an einem Vorsingen, das Peter Weck, seinerzeit Intendant der Vereinigten Bühnen Wien, anbot. Es ging um die Besetzung der Uraufführung des Musicals „Elisabeth“ (inszeniert von Harry Kupfer), und sie bekam die Rolle der Fanny Feifalik, der Vertrauten Elisabeths.

Nun begann ein völlig anderes Leben – fast täglich fanden Aufführungen statt – „anstrengend, nur mit größter Disziplin durchzustehen – aber eine wichtige Erfahrung“ resümiert Kuhn, die insgesamt fünfhundert Mal in dieser Rolle auf der Bühne stand.

Dann machte sie ein Jahr lang Pause von dieser Produktion, aber mit der Option, wieder einsteigen zu können. In der Zwischenzeit spielte Kuhn in „Freudiana“, einem Musical von Eric Woolfson, das die Psychoanalyse Siegmund Freuds zum Thema hat. Nach sechs Jahren in Wien arbeitete die Künstlerin freischaffend – sie spielte in „Linie 1“ in Basel und in Zürich, war zu Gast in Lübeck und danach fest in Flensburg – und das, bevor Michael Grosse, heute ihr Ehemann, dort Intendant wurde.

 Gabriela Kuhn spielt eine Szene des Comody-Musicals „I Love You, You’re Perfect, Now Change“.

Gabriela Kuhn spielt eine Szene des Comody-Musicals „I Love You, You’re Perfect, Now Change“.

Foto: Matthias Stutte/Stutte, Matthias (stut)

Mit ihm wechselte sie vor zwölf Jahren an die Vereinigten Bühnen Krefeld-Mönchengladbach. Auch hier hat sie „lauter bunte Sachen“ gespielt und gesungen, um jeder Eintönigkeit zu entgehen. Papagena aus „Die Zauberflöte“ ist genau so dabei wie das anspruchsvolle Ein-Personen-Stück „Lola Blau“, das ihr besonders ans Herz gewachsen ist. An die Judy Garland in „Endstation Hollywood“ denkt sie ebenso gerne wie an die Eliza Doolittle in „My Fair Lady“.

In „Land des Lächelns“ war sie die einfühlsame Mi, in „Brexit“ wirbelte sie leichtfüßig über die Bühne, und in „Otello darf nicht platzen“ durfte sie urkomisch sein. „Die ‚Faschingsfee‘, mal so eine richtige Operette, habe ich sehr gemocht, und in ‚I love you‘ musste ich mit Vergnügen in 15 verschiedene Rollen schlüpfen. Ich bin eben ein richtiger Ensemblemensch“, sagt die bescheiden und freundlich erscheinende Vollblutkünstlerin, die – salopp gesagt – in keine Schublade passt.

Aktuell ist Kuhn im Theater Mönchengladbach in „Die Zauberflöte“ (Papagena) und „Rusalka“ (zweite Elfe) zu sehen.

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